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Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Titel: Ein Frauenheld entdeckt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye
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muskulösen Arme und schließlich das Gesicht mit den grauen Augen, dem fein geschwungenen Mund und der geraden Nase. Es wäre so leicht gewesen, der Versuchung nachzugeben! Sie würde ihren guten Ruf aufs Spiel setzen, ja, aber in Nicholas’ Armen zu liegen, fühlte sich so richtig an! Es würde ein kurzes Glück sein, doch war es wirklich falsch, danach zu greifen? Wenn sie ihre Papiere erst gefunden hatte, würde sie diesen faszinierenden Mann vielleicht nie wiedersehen. Würde sie dann nicht für den Rest ihres Lebens bereuen, seinem Werben nicht nachgegeben zu haben?
    Er würde freudig annehmen, was immer sie ihm anbot. Liebe allerdings – das hatte sie sehr wohl begriffen – konnte er ihr nicht schenken. Seine Gefühle ihr gegenüber waren sicher heftig, aber keineswegs tief.
    „Es gibt kein Missverständnis zwischen uns“, stellte sie mit Entschiedenheit fest.
    Bedeutet das nun, dass sie bereit ist, mir mehr zu geben als einen Kuss?
    Sollte er sie einfach danach fragen? Nein, dachte er, es ist bestimmt besser, Serena erst einmal zu ermöglichen, etwas Abstand zu allem zu gewinnen. „Ich muss mich um einige geschäftliche Dinge kümmern“, sagt er daher. „Wir treffen uns nach dem Lunch.“
    Mathew Stamppe, seit dem Tode seines älteren Bruders Earl of Vespian, war sehr beschäftigt. An diesem Morgen hatte er seinen Schneider aufgesucht und verschiedene Erledigungen im Auftrag seiner Gattin gemacht. Seine Gedanken drehten sich dabei allerdings immer um dasselbe. Seine Nichte, dieses unbekannte dumme Mädchen, hatte das Vermögen geerbt, das von Rechts wegen ihm zustand. Das ärgerte ihn über alle Maßen, und er empfand nicht nur Hass gegenüber seinem verstorbenen Bruder, sondern auch gegenüber dessen zweifellos sehr lebendiger Tochter.
    Tobias Acton hatte ihm geraten, vorerst gar nichts zu unternehmen, sondern darauf zu warten, dass das Mädchen sich bei ihm meldete. Doch dazu konnte er sich nicht durchringen. Daher hatte er beschlossen, sich mit einem ehemaligen Bow Street Runner zu treffen, einem Mann, der nicht länger Verbrecher jagen, sondern endlich mehr Geld verdienen wollte. Der Runner war ihm von einem der Angestellten in seinem Club als besonders gerissen und zuverlässig empfohlen worden. Jener Angestellte hatte auch den Treffpunkt vorgeschlagen. Und so betrat Stamppe jetzt einen schmuddeligen Gasthof in einem ziemlich heruntergekommenen Teil der Stadt. Er suchte sich einen Platz in einer Ecke, von der aus er die Tür im Auge behalten konnte, und schaute sich unbehaglich um. Der Raum war nur schwach beleuchtet, trotzdem war nicht zu übersehen, dass das Publikum nicht aus Menschen bestand, denen man Vertrauen entgegenbringen konnte. Immerhin war Mathew so klug gewesen, alle Wertgegenstände im Hotel zu lassen. Nur die geforderte Summe für den Runner trug er in einem Lederbeutel bei sich.
    Ein kleiner, aber kräftig gebauter Mann mit fettigem Haar trat an seinen Tisch und fragte: „Sin’ Sie Mr. Stamppe?“
    „Ja, aber sprechen Sie doch nicht so laut!“
    Der Mann grinste. „Keine Sorge, hier kümmert sich keiner um den andern. Hab’n Sie das Geld dabei?“
    Er nickte stumm.
    „Zeig’n Sie’s mir!“
    Als Mathew ihm den Beutel reichte, öffnete er ihn, holte eine Münze heraus und biss hinein. Dann nickte er zufrieden, rief dem Wirt zu, er solle Gin bringen, und setzte sich. „Was soll ich mach’n?“
    Die Anweisungen, die er erhielt, waren sehr ungenau. Als er nachfragte, zischte Stamppe nur: „Tun Sie, was immer Ihnen nötig erscheint. Die Einzelheiten interessieren mich nicht.“
    Der ehemalige Bow Street Runner ließ sich seine Verachtung nicht anmerken. In seinem Leben war er mehr als genug Menschen wie Stamppe begegnet. Sie bezahlten andere dafür, die dreckige Arbeit zu erledigen, weil sie sich selbst die Hände nicht schmutzig machen wollten. Aber waren sie deshalb weniger schuldig? Ganz bestimmt nicht! Sie waren nur feige und oft auch sich selbst gegenüber unehrlich. Nun, solange sie gut zahlten, sollte ihm das egal sein.
    Er leerte sein Glas auf einen Zug, erhob sich und war verschwunden.
    Nicholas nahm das Mittagessen allein in seinem Studierzimmer ein, denn noch waren seine geschäftlichen Angelegenheiten nicht abgeschlossen. Serena hatte einige Stunden in der Bibliothek verbracht, wo sie in Shakespeares Werken blätterte, weil sie hoffte, einen Hinweis auf „die letzte Rose des Sommers“ zu finden. Vergeblich.
    Sie begann sich zu langweilen, als Nicholas endlich

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