Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
Kurzwarenhändlern bezahlt.“
„Vermutlich nicht im Auftrag Ihrer Mutter oder Stiefmutter?“
„Da haben Sie recht. Es geschah, weil ich einigen … mir nahestehenden Damen eine Freude machen wollte.“
Er sprach von seinen Mätressen – so viel war klar. Doch Serena war entschlossen, sich nicht schockieren zu lassen. Gegen einen Anflug von Eifersucht allerdings war sie nicht gewappnet.
„Ich glaube kaum, dass Sie diese Damen mit Pariser Modellen verwöhnt haben. Meine Kleider sind Kreationen aus den besten Pariser Modesalons.“
Nicholas hob die Brauen. Wollte sie damit andeuten, dass sie einen Beschützer hatte, dessen Vermögen weit größer war als das seine? Die Vorstellung gefiel ihm gar nicht.
„Mademoiselle“, begann er, „ich kann Ihnen versichern, dass jede Dame, die sich unter meinen Schutz begibt, damit rechnen darf, nur das Beste zu bekommen. Ich kenne mich sowohl mit den neuesten Moderichtungen aus als auch mit den Kosten, die man aufwenden muss, um sich in einem wirklich guten Salon einkleiden zu lassen.“ Dann fügte er mit einem beinahe ein wenig boshaften Lächeln hinzu: „Jedenfalls bin ich froh, dass Sie die schweren Zeiten überwunden haben und sich nun die besten Stoffe und die besten Schneiderinnen leisten können.“
Erstaunt über seinen Ton, warf sie ihm einen forschenden Blick zu. „Sie glauben, ein Mann habe für meine Ausstattung gezahlt?“
„Liege ich richtig mit meiner Annahme?“
„Allerdings.“ Sie wusste, dass er sich eine andere Antwort erhofft hatte. Doch sein Benehmen hatte sie – wie schon so oft – aufgebracht. Daher wartete sie einen Moment, ehe sie ergänzte: „Mein Vater hat alle meine Rechnungen bezahlt.“
Nicholas war erleichtert, was er jedoch auf keinen Fall zeigen wollte. „Er war wohl immer sehr großzügig Ihnen gegenüber?“
Sie nickte. Und plötzlich standen Tränen in ihren Augen.
Mit unerwartet sanfter Stimme meinte Nicholas: „Er fehlt Ihnen sehr, nicht wahr?“
„Ja, ich hatte ja niemanden auf der Welt als ihn. Vermissen Sie Ihre Eltern nicht auch manchmal?“
„Nein“, gestand er ehrlich. „Ich habe nicht sehr viel Zeit mit ihnen verbracht. Sobald ich alt genug war, wurde ich in ein Internat geschickt. Und vorher haben sich verschiedene Dienstboten und eine Reihe von Hauslehrern um mich gekümmert. Da ich keine Geschwister hatte, war ich viel allein und konnte tun und lassen, was ich wollte. Das änderte sich auch später kaum. Mir stand genug Geld zur Verfügung, um meinen Interessen nachzugehen. Ich konnte mir gute Pferde kaufen, die Wünsche meiner Geliebten erfüllen und es verschmerzen, am Spieltisch hin und wieder zu verlieren.“
„Dann sind Sie also auch ein Einzelkind“, stellte Serena fest.
„Ich war ein Einzelkind. Wie ich schon einmal erwähnte, habe ich inzwischen eine Halbschwester.“
„Ja. Aber das Mädchen ist so viele Jahre jünger als Sie!“
„Sie ist jetzt ungefähr so alt wie meine Stiefmutter zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit.“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich werde nie begreifen, was meinen Vater dazu gebracht hat, eine Siebzehnjährige zu heiraten!“
„Ihre Stiefmutter scheint ihn glücklich gemacht zu haben.“
„Nun ja, er starb, ehe sie Gelegenheit fand, ihn zu enttäuschen. Leider hatte sie da schon den Wunsch in ihm geweckt, mich zu ändern.“
„Armer Nicholas …“
Er wusste, dass sie sich über ihn lustig machte. Doch das Lächeln, das ihre Worte begleitete, war so hinreißend, dass er ihr alles verziehen hätte. Seltsamerweise gab es ihm außerdem das Gefühl, zum ersten Mal in seinem Leben einen Menschen getroffen zu haben, der ihn wirklich verstand.
„Ich frage mich“, fuhr Serena fort, „mit welchem Trick er erreichen wollte, dass Sie sich ändern. Sie kommen mir nicht wie jemand vor, der leicht zu beeinflussen ist.“
„Anfangs hat er jede Gelegenheit genutzt, mir zu sagen, wie segensreich das Eheleben für einen Mann ist. Keines seiner Argumente besaß auch nur die geringste Überzeugungskraft. Er schwärmte von den Freuden, die ein ruhiges Dasein an der Seite einer verständnisvollen Gattin beschert. Ich denke, er war einfach zu alt geworden für sein früheres wildes Leben und wollte sich das auf keinen Fall eingestehen.“
„Sie sind ein Zyniker, Nicholas. Vielleicht hat er Melissa wirklich geliebt.“
„Das ist doch romantischer Unsinn! Er hat aus Lust und nicht aus Liebe geheiratet. Zudem war er ein Heuchler. Das zumindest kann man mir
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