Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
zu ihr stieß.
„Vergessen Sie Ihre Suche für den Rest des Tages, und lassen Sie uns Karten spielen“, sagte er.
„Karten spielen?“, rief sie überrascht aus.
„Ja. Oder beherrschen Sie keines der gängigen Kartenspiele?“
„O doch, wahrscheinlich kenne ich die meisten Kartenspiele. Wählen Sie also!“
„Piquet?“
„Wie Sie wünschen. Ich spiele aber nur um einen Penny pro Punkt.“
Er lachte. „Sehr klug. Ich gelte nämlich als guter Spieler.“
„Ach, das macht mir keine Angst“, gab Serena leichthin zurück. „Ich verfüge über einige Erfahrung mit dem Spiel.“
„Vermutlich haben Sie es auf den Knien Ihres Papas gelernt?“
„Wer weiß?“
„Sie hoffen also zuversichtlich zu gewinnen? Dann sollten wir den Einsatz ein wenig erhöhen. Dadurch wird das Spiel spannender, finden Sie nicht?“
„Das hängt davon ab, an welchen Einsatz Sie denken.“
„Sie glauben, dass ich einen Kuss für den Sieger fordern werde? Nun, Sie täuschen sich.“
Wie unwiderstehlich sein Lächeln war! Serenas Herz begann schneller zu schlagen. „Verraten Sie mir, was der Sieger Ihrer Meinung nach bekommen soll“, sagte sie.
„Eine Haarlocke. Ich hätte nämlich gern eine bleibende Erinnerung an die Zeit, die Sie hier mit mir verbracht haben.“ Er war selbst erstaunt über diesen Wunsch. Noch überraschter aber war er, als Serena ihr Einverständnis erklärte.
Er holte das Kartenspiel aus dem Schrank, und sie setzten sich an den kleinen Tisch beim Fenster. Während er mischte, bemerkte er, dass Serena ihn aufmerksam beobachtete. Das Funkeln in ihren kornblumenblauen Augen hätte ihn misstrauisch machen sollen.
Das wurde ihm nach ein paar Runden klar. Serena hatte nicht übertrieben, als sie behauptete, die meisten Kartenspiele gut zu beherrschen. Sie war tatsächlich eine hervorragende Piquet-Spielerin.
Nicholas verlor schon wieder. „Verflixt“, rief er aus, „ich scheine eine Pechsträhne zu haben. Sollte das Blatt sich nicht noch wenden?“
Serena lachte.
Das Blatt wendete sich nicht. Serena gewann haushoch. Lächelnd holte sie eine kleine Schere aus ihrem Retikül und hielt sie Nicholas triumphierend entgegen. „Zeit, zu bezahlen!“
Er fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes dunkles Haar. „Bitte, lassen Sie mich das selbst machen!“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als Gewinnerin steht mir das Recht zu, die Locke auszuwählen. Haben Sie nicht selbst kürzlich noch gesagt, dass Sie, wenn Sie spielen, auch bereit sind, Ihre Schulden zu zahlen?“
Er seufzte. „Es macht Ihnen Spaß, mich zu quälen.“
Sie nickte, und ihre Augen blitzten schalkhaft auf.
Mit einer raschen Bewegung wollte er ihr die Schere abnehmen. Doch Serena war schneller.
„Knien Sie sich vor mich“, befahl sie, „damit sich sehen kann, wo ich Ihnen ein paar Haare abschneiden kann, ohne Ihre Frisur zu ruinieren.“
Er gehorchte. Und jetzt begann auch er sich zu amüsieren. Um seine Lippen spielte ein Lächeln.
„Mademoiselle, das werden Sie noch bereuen!“, drohte er im Scherz.
„Wohl kaum! Halten Sie still!“ Als sie sich nach vorn beugte, streifte ihr Rock sein Gesicht, das ihren Schenkeln plötzlich ganz nah war.
Eine Hitzewelle überrollte ihn. „Erstaunlich“, sagte er, „wie angenehm diese Position ist!“
Serena erstarrte. War das etwas sein Atem, den sie durch ihre Röcke hindurch spürte? Kurz entschlossen schnitt sie eine schwarze Locke ab. „Sie können jetzt wieder aufstehen.“ Sie klang irgendwie atemlos.
Noch immer kniend schaute er zu ihr auf. Seine grauen Augen strahlten, und sein Lächeln war so hinreißend, dass es Serena beinahe schwindelig wurde.
„Ich finde, Sie sollten zu mir auf den Boden kommen. Es ist sehr nett hier und … O Gott!“
„Was ist los?“, fragte sie erschrocken.
„ Allein nun blüht noch die letzte Rose des Sommers. Das ist eine Zeile aus einem Lied. Es ist mir gerade eingefallen. Und hier hat jemand den Inhalt des Liedes grafisch dargestellt! Sehen Sie es sich selbst an!“
„Ich finde das nicht lustig. Stehen Sie endlich auf, Nicholas.“
Sie wickelte die Haarlocke in ihr seidenes Taschentüchlein und steckte sie zusammen mit der Schere in ihr Retikül.
„Serena“, drängte Nicholas, „ich scherze nicht. Kommen Sie her!“
Zögernd ließ sie sich neben ihm auf die Knie nieder. Woraufhin er nach ihrer Schulter fasste und mit der anderen Hand auf eine Stelle neben dem offenen Kamin wies.
Um die Bücherregale zu schützen, hatte
Weitere Kostenlose Bücher