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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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anderer Ramsch, mehr bedurfte es nicht. Schulz-Kampfhenkel hatte ihnen noch in Deutschland prophezeit, dass dieser Tand ihnen eines Tages das Leben retten könnte. Er schien recht zu behalten.
    Schulz-Kampfhenkel griff in die Kiste, nahm ein Messer und zwei Zelluloid-Püppchen heraus. Er sprach betont würdevoll.
    »Das ist ein Geschenk für dich. Aber du und deine Stammesbrüder, ihr könnt noch viel mehr haben. Alle diese Schätze in den Kisten, die sind nur für euch. Für unsere Freunde aus den Wäldern. Wenn ihr uns helft, dürft ihr all das behalten.«
    Raimundo übersetzte, wahrscheinlich nur notdürftig. Der Indio schaute von den Sachen in seiner Hand auf den Inhalt der Kiste und wieder zu den Männern um ihn herum. Er dachte nach und fing an zu reden. Raimundo fasste das Gehörte zusammen.
    »Er sagt, dass er auf der Suche nach solchen Kostbarkeiten ist. Die Papageien hat er mit, um sie dagegen einzutauschen, bei den Gummisuchern an der großen Stromschnelle. Das sei noch ein weiter Weg, und deshalb müsse er weiter.«
    »Wir dürfen ihn auf keinen Fall gehen lassen«, sagte Schulz-Kampfhenkel. »Sag ihm, die Gummisucher hätten nicht annähernd so große Schätze zu bieten wie wir. Und dass wirnoch mehr erwarten, so viel, dass jeder in seinem Stamm zufrieden und er der gefeierte Held sein wird.«
    Während Raimundo herumstammelte, befingerte der Indio fasziniert die Püppchen. Hansen wunderte sich, wie ein erwachsener Mann sich für so einen Kinderquatsch begeistern konnte. Aber der Indio nickte und sagte ein paar Worte.
    »Ich glaube, er will diese Nacht bei uns bleiben«, übersetzte Raimundo. Schulz-Kampfhenkel strahlte. Er schüttelte dem Indianer die Hand und bedankte sich überschwänglich. Der Indio lächelte verlegen, drehte sich um und ging in Richtung seines Einbaums.
    »Jetzt gilt’s«, sagte Schulz-Kampfhenkel. Hansen beobachtete ihn genau. Er suchte nach Anzeichen dafür, wie ernst es sein alter Freund Otto wirklich meinte. Hansen nahm ihm ein tieferes Interesse an den Eingeborenen nicht ab. Schulz-Kampfhenkel hatte ihnen klargemacht, dass ein Film nicht funktionieren würde ohne Indios. Mit ein paar exotischen Tieren konnte man keinen Staat machen. Aber da war noch mehr, dachte Hansen. Otto Schulz-Kampfhenkel wollte als Entdecker in die Annalen eingehen, sein Name sollte in jedem Lehrbuch über den Amazonas zu finden sein – und dafür war er auf die Hilfe und den Schutz der Indianer angewiesen.
    Tatsächlich war der Indio zu ihnen zurückgekehrt. Er hatte ein Bündel dabei, das sich als Hängematte entpuppte, die er neben Schulz-Kampfhenkels Hütte an zwei Bäume knüpfte. Der Expeditionsleiter grinste über das ganze Gesicht. Sie hatten gewonnen.
    »Bereitet das Essen für unseren neuen Freund vor«, sagte er. »Wir müssen ihn verwöhnen, so gut es geht. Er soll sich fühlen wie in einem guten Hotel. Auch wenn er noch nie eines von innen gesehen hat.«
    Eine Stunde später saßen Hansen, Schulz-Kampfhenkel, Greiner und Raimundo mit ihrem Gast um einen Klapptisch,der gerade Platz genug bot für ihre Teller. Hansen nahm es peinlich berührt zur Kenntnis, wie der Indio unbeholfen mit Messer und Gabel hantierte, offensichtlich bemüht, das Gebaren seiner Gastgeber zu imitieren. Sie hatten ihm ein Stück Hirsch gebraten. So laut, wie der Kerl schmatzte, schmeckte es ihm vorzüglich, war Hansen überzeugt. Während des Essens wurde kaum geredet, nur zwischen zwei Bissen lächelte der Indianer ab und zu verkrampft in die Runde. Nachher spendierte Schulz-Kampfhenkel Zigaretten, die alle zufrieden pafften. Mittlerweile dämmerte es, und die Geräusche des Dschungels, die tagsüber in den Hintergrund traten, schwollen langsam zu einem exotischen Konzert, das zum Sonnenuntergang sein Crescendo fand. Hansen hörte das durchdringende Zirpen der Zikaden heraus, weithin gellende Vogelrufe und die unheimlichen Schreie der Brüllaffen. Um diese Zeit schwirrten auch die Piums los, um ihr blutiges Werk zu verrichten, und Hansen sehnte sich nach dem Schutz seines Moskitonetzes. Solange sie rauchten, waren sie wenigstens minimal geschützt vor der Insektenbrut.
    Angeregt von Essen und Nikotin, plauderte der Indianer drauflos. Raimundo lauschte angestrengt, hatte aber Probleme mit dem Wortschwall des Indios.
    »Er sagt etwas von Tuschaua, das heißt Häuptling. Ich weiß aber nicht, ob er sich selbst meint oder einen von uns.«
    Während der Indianer weiterredete, sprang Schulz-Kampfhenkel auf, ging in seine

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