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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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und wieder erzählen, wie er Saracomano vor dem Jaguar gerettet hatte. Nur einer der Caboclos hatte zuvor eine der Raubkatzen in freier Wildbahn gesehen, so extrem scheu waren die Biester. Umso mehr galt dieses Aufeinandertreffen als außerordentlich. Hansen war bald erschöpft davon, so sehr im Mittelpunkt zu stehen, zumal Raimundo mehrfach und haarklein zum Besten gab, wie der Häuptling reagiert hatte. Schulz-Kampfhenkel spielte die Worte Aocapotos herunter, sagte, selbstverständlich müsse sich Hansen keine Sorgen machen, das sei nur der übliche Indianer-Aberglaube, alles heilloser Schabernack. Außerdem intervenierte der Expeditionsleiter persönlich beim Häuptling, denn ein Jaguar würde sich in der Sammlung der präparierten Tier-Exemplare, die Schulz-Kampfhenkel in die Heimat mit zurücknehmen wollte, gut machen. Aber alles Bitten war zwecklos. Der sonst so verständnisvolle Aocapoto ließ nicht mit sich reden. Die tote Raubkatze blieb im Besitz der Aparai.
    Hansen spielte gerade mit Krause und Kahle eine Runde Skat, als der Häuptling und sein Sohn gegen Mittag ihr ehemaliges Dorf betraten. Aus unerfindlichem Grund hatten sie elf ordentliche Hütten hier aufgegeben, nur um zehn Ruderminutenentfernt eine neue Siedlung zu errichten. Für die deutsche Expedition war das eine glückliche Fügung. Die gesamte Mannschaft sowie das Material waren so sicher untergebracht. Aocapoto interessierte sich nicht dafür, was die Besucher mit seinen verlassenen Hütten anstellten. Für ihn war das Dorf Geschichte. Er spazierte schnurstracks auf Hansen zu und blieb kerzengerade vor ihm stehen. Hansen erhob sich. Was wollte der Alte von ihm? Zum Glück hatte Raimundo die Szene beobachtet und war herbeigeeilt, um seine Übersetzerdienste anzubieten. Auch Schulz-Kampfhenkel gesellte sich zu dem Auflauf.
    Erst jetzt sah Hansen, dass Aocapoto etwas in der Hand hielt. Der Häuptling bot ihm den Gegenstand feierlich mit ausgestreckten Händen dar. Hansen nahm ihn ratlos entgegen. Es war einer der Reißzähne des Jaguars, eingefasst in einen vielleicht zehn Zentimeter langen, mit Schnitzereien verzierten Holzschaft, durch den der Indianer einen Lederriemen gefädelt hatte. Eine Art Amulett. Aocapoto bedeutete Hansen, es sich um den Hals zu hängen. Hansen gehorchte. Der Häuptling nickte und sprach ein paar Worte.
    »Das schenkt er dir als Zeichen des Dankes. Es soll dich vor dem Geist des Jaguars beschützen«, übersetzte Raimundo. »Warte. Du musst es immer tragen, sagt er. Denn solange du es trägst, bist du unbesiegbar.«

8.
B ERLIN
    18. Oktober 1939
Wohnung der Weinbergs
    Allmählich fühlte sich Krauss wieder wie ein Mensch. Er stand aufrecht, stützte sich mit der Rechten nur leicht am Fußteil des Bettes ab. Mittlerweile war er sogar in der Lage, ein paar Schritte in seinem Zimmer auf und ab zu schlurfen, ohne dass ihn der Schwindel in die Knie zwang. Beim ersten Aufstehen hatten ihn die Weinbergs gestützt, aber sein Kreislauf war zusammengebrochen, und sie hatten ihn zurück ins Bett bugsieren müssen. Krauss fand es furchtbar, derart hilflos zu sein. Nicht genug, dass ihm das inoperable Projektil in seinem Rücken seit Jahren zu schaffen machte, jetzt versagte ihm der restliche Körper den Dienst. Er kam sich vor wie ein Tattergreis, nutzlos, überflüssig. Aber die Weinbergs ermutigten ihn, erklärten ihm, dass die Kreislaufschwäche vorübergehen würde, der Organismus sich nach dem langen Liegen erst wieder an die aufrechte Position gewöhnen musste. Tatsächlich wurde es bei jedem Aufstehen besser, und obwohl er weiter unter Schwindelattacken litt, beharrte Krauss darauf, es allein zu probieren. Um keinen Preis wollte er seine Wohltäter über Gebühr belasten, er fühlte sich im Gegenteil sogar verpflichtet, so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen, um die Weinbergs von seiner Anwesenheit zu befreien. Mehr als vier Wochen war er jetzt hier und noch nicht annähernd fähig, für sich selbst zu sorgen.
    So hatte er allerdings mehr als genug Zeit, um über seine Situation nachzudenken. Nicht, dass er wirklich hätte erklären können, was geschehen war. Aber er bemühte sich, die Abläufezu analysieren, indem er nach dem Ausschlussverfahren vorging: Welche Annahmen waren am wahrscheinlichsten, welche entbehrten jeder Grundlage? Warum hatte ihn Straubinger gerettet? Wer wollte Krauss unbedingt am Leben erhalten? Er kannte Straubinger viel zu wenig, um dessen Motive einschätzen zu können. Sein Schutzengel

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