Ein Freund aus alten Tagen
angerufen worden sind?«, erkundigte sich Natalie.
»Wegen einer Sache, die er mir auf den Anrufbeantworter gesprochen hat. ›Ich möchte mit Ihnen darüber sprechen, wonach ich Sie beim letzten Mal vor vielen Jahren fragen wollte, als die Leitung plötzlich tot war.‹ Danach meinte er nur, er werde mich wieder anrufen.«
Meijtens durchforstete sein Gedächtnis und versuchte zwei Ereignisse miteinander in Verbindung zu bringen, die zusammenzugehören schienen, vielleicht waren es sogar drei. »Was sagten Sie, wann war dieses Gespräch in den Siebzigern? Könnten Sie mir sagen, wann genau das war?«
»Meinen Sie das genaue Datum und die Uhrzeit?« Frieda Stiernspetz sah ihn verblüfft an. »Ich weiß nicht, ob ich das …«
»Nein, ich meine, welches Jahr und welcher Monat. Das würde uns schon sehr weiterhelfen.« Meijtens wurde immer eifriger.
»Das ist schon so lange her, es muss im Frühjahr 1974 gewesen sein, vielleicht sogar im Sommer …« Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Unfähigkeit, sich genauer zu erinnern.
Natalie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Meijtens kam ihr zuvor. »Könnte es im Mai 1974 gewesen sein?«
Frieda Stiernspetz dachte über seine Frage ruhig und gründlich nach. »Mal sehen. Doch, das könnte durchaus hinkommen. Ist das wichtig?«
Meijtens nickte. Es war sehr wichtig.
Wenig später traten Natalie und Meijtens schweigend auf die Straße hinaus. Dort wechselten sie leise und ohne sich anzusehen ein paar Worte. Wie zwei Menschen, die den Einkauf fürs Abendessen absprechen. Aber sie tauschten sich über wichtigere Dinge aus. Meijtens schaute sich um und versuchte sich zu erinnern, wo er sein Fahrrad abgestellt hatte. Er hatte das eine oder andere Datum zu überprüfen.
Frieda Stiernspetz betrachtete die beiden von ihrem Fenster aus. Sie sah den sympathischen jungen Mann mit dem Fahrrad davonfahren, während die elegante Frau, die sie aus dem Fernsehen kannte, die Allee in Richtung Sibyllegatan überquerte. Als sie außer Sichtweite waren, löste sich eine Gestalt, die sie gleich erkannte, aus dem Hauseingang gegenüber und überquerte die Straße.
Sie setzte sich in ihren Sessel und wartete darauf, dass es an der Tür klingeln würde. Zu ihrem Erstaunen läutete jedoch das Telefon. Als sie sich meldete, hörte sie das unverkennbare Geräusch einer Münze, die in einen Münzfernsprecher fiel.
»Was wollten die beiden wissen?«, fragte die vertraute Stimme.
»Ich habe ihnen von den Telefonaten und von Henric erzählt.«
»Warum schreiben sie nichts mehr darüber?«
»Ich weiß es nicht.«
»Gab es etwas, was sie besonders interessiert hat?«
»Das glaube ich nicht.«
Ihre Worte schienen die Person am anderen Ende der Leitung zu verärgern, denn Frieda Stiernspetz hörte ein dumpfes Murren.
Sie seufzte schwer. »Mein Freund, Sie werden mich da heraushalten müssen. Ich glaube nicht, dass daraus etwas Gutes entstehen wird.«
Die Person am Telefon reagierte verständnisvoll und versprach, nicht wieder anzurufen, höchstens im äußersten Notfall.
34 Meijtens hatte jedes Zeitgefühl verloren, als er unten auf der Straße einen Wagen halten hörte. Er blickte von seinen Notizen auf, erhob sich und schaute aus dem Fenster. Sie stieg aus dem Taxi und eilte ins Haus. Verdammt.
Auf dem ganzen Tisch, allen Stühlen und dem Bett lagen Blätter in sortierten Stapeln. Auf jedem davon lag ein säuberlich mit Druckbuchstaben beschrifteter Zettel. Man konnte sich nirgendwo hinsetzen. Er sammelte die Blätterhaufen auf dem Bett ein und legte sie auf die Fensterbank. Dadurch war seine Dokumentation zur Sicherheitskonferenz in Helsinki zwar nicht mehr thematisch unterteilt, aber das ließ sich jetzt nicht ändern.
»Entschuldige die Unordnung«, sagte Meijtens, als er sie hereinließ.
Natalie schlüpfte aus ihrem Mantel. Nach einem kurzen Blick durch das Zimmer setzte sie sich aufs Bett.
»Das ist schon okay.«
Sie hatte nasse Haare und duftete schwach nach Parfüm. Statt ihrer eleganten Kleider trug sie eine verwaschene Jeans und ein rotes T-Shirt.
»Willst du mir nicht etwas von deinem wässrigen Tee anbieten?«
Während Meijtens in der Kochnische Tee aufsetzte, erzählte er ihr, was er in den letzten Tagen herausgefunden hatte. Natalie hörte schweigend zu, und als er fertig war, starrte sie lange zum Fenster hinaus.
»Dann glaubst du also, unsere Eisprinzessin ist Tristan?«
Er hatte auf einen anderen Tonfall gehofft. »Ich persönlich finde die
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