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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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öffnete sie langsam und systematisch, warf die Umschläge fort und sortierte den Inhalt säuberlich nach dem Fälligkeitsdatum, ohne eine Ahnung zu haben, wie er sie bezahlen sollte.
    Bei seinen Schulden ging es um mehr als Geld. Es ging um Träume, die sich als undurchführbar erwiesen hatten, um Pläne, die fehlgeschlagen waren. Das unnötig teure Fahrrad, das er auf Raten gekauft hatte, Raten, die zu spät gezahlt wurden, sodass Zinsen anfielen. Das Darlehen, das er aufgenommen hatte, um mit zwei Freunden eine Zeitschrift zu gründen, eine Idee, die einfach nicht schiefgehen konnte, die dann aber doch nach drei Ausgaben eingestellt werden musste. Kredite, mit deren Hilfe er leben konnte, während phantastische Projekte in die Tat umgesetzt wurden, Geld, das verwandt wurde, um die triste Wirklichkeit fernzuhalten. Geliehenes Geld von Freunden und Familie, um Forderungen begleichen zu können.
    Er legte den Rechnungsstapel beiseite und widmete seine Aufmerksamkeit stattdessen der Aufgabe, einen perfekten Espresso zuzubereiten.
    In der Post lag ein Brief von Jagd und Hund , in dem man ihm mitteilte, man wolle aufgrund von Platzmangel in der Zeitschrift die Artikel abbestellen, auf deren Lieferung man sich zuvor geeinigt habe. Er fragte sich, ob sie nicht eigentlich eine Art gültigen Vertrag hatten, entschied aber, dass es keinen Sinn haben würde, auf einem Ausfallhonorar zu bestehen.
    Die Redaktion von Tabak drückte sich nicht so zurückhaltend aus, sondern verwies auf »das ethische Konzept der Zeitschrift«, als sie ihm mitteilte, dass er offenbar nicht der richtige Autor für den geplanten Artikel über honduranische Zigarren sei. Er blickte auf die regennasse Straße hinunter, die im Licht der Straßenlaternen glänzte, und lachte still in sich hinein.
    Nach Sjöhages Selbstmord und seiner Verbannung zur Vergangenen Woche war er mit immer neuen Artikelvorschlägen zu Bertil Andersson gegangen: die Attentate auf kurdische Aktivisten, Interviews mit Unterhaltungskünstlern, die kurz vor dem Durchbruch standen, eine Reportage vom großen Parteitag. Irgendetwas.
    »Noch nicht, Meijtens, noch nicht.«
    Als er die Schreiben der beiden Zeitschriften las, musste er erkennen, dass Bertil Andersson natürlich recht hatte. Was er jetzt brauchte, war etwas völlig anderes. Eine sensible Reportage, soziales Pathos. Etwas, das den Gestank des Artikels über Sjöhage auslüften konnte. Dann kam ihm die Idee.
    Ein einsamer Flüchtling, der ums Leben kommt. Ein menschliches Schicksal in einer neuen kalten Welt. Etwas in der Art. Genau. Eine Tragödie im auseinanderbrechenden Osteuropa. Perfekt. Vielleicht mit einem Penner als bibberndem Augenzeugen, das würde jedenfalls ein gutes Bild abgeben. Für Bertil Andersson reichte das als Nachricht, und für Meijtens war es harmlos genug, um ihm ein neues Image zu verschaffen. Das konnte funktionieren. Sein Problem war nur, dass er nicht einmal einen Namen hatte.
    Es war erstaunlich leicht, Tilas an den Apparat zu bekommen.
    »Alles deutet darauf hin, dass der Verstorbene der Mann ist, der in dem Pass in seiner Manteltasche abgebildet ist, der albanische Staatsbürger Aron Bektashi.«
    »Aron Bektashi?«, fragte Meijtens und notierte sich den Namen, den Tilas ihm buchstabierte.
    »Laut dem Personal des Asylbewerberheims stimmt das Passfoto mit dem Verunglückten überein, ebenso wie Alter und Körpergröße, das hat die vorläufige gerichtsmedizinische Untersuchung ergeben. Geboren wurde er am 11. April 1938 in Tirana, Albanien.«
    »Wie lange ist er schon in Schweden gewesen?«
    »Nicht lange. Er ist vor ein paar Tagen angekommen und hat sofort politisches Asyl beantragt. Er hat angegeben, als politischer Häftling im Gefängnis gesessen zu haben.« Der Polizeiinspektor senkte die Stimme. »Warum wollen Sie das eigentlich alles wissen?«
    Tilas erwartete offensichtlich wirklich eine Antwort, aber Meijtens hatte leider keine gute Erklärung zur Hand. Das schien Tilas zu verärgern, denn danach hörte er kaum noch zu und war gleichzeitig unüberhörbar mit irgendeiner Schreibarbeit beschäftigt.
    »Er sei aus dem Gefängnis entlassen, aber überwacht worden und habe Angst gehabt, erneut verhaftet zu werden. Sie haben ihn in das Heim in Vilanda geschickt.« Tilas gähnte demonstrativ. »Dort ist er nach nur einer Nacht abgehauen, bevor sie überhaupt zu einer ersten Befragung gekommen waren. Also wissen wir herzlich wenig über ihn.«
    »Weiß man denn gar nichts über seine

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