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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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das hatten sie ihm klipp und klar gesagt. Nach dem verdammten Zwischenfall hatten sie ihm jedes Mal die Verantwortung entzogen, sobald ein Fall anfing, wirklich interessant zu werden. Keine der kleineren Ermittlungen, die inzwischen sein Los waren, rechtfertigte, dass er so lange im Präsidium blieb, aber das Gespräch mit diesem Meijtens hatte ihn verblüfft, und deshalb hatte er den Abend dem vorerst letzten tragischen Unfall gewidmet, der auf seinem Schreibtisch gelandet war.
    Er nahm eine transparente Plastiktüte in die Hand und studierte die kleinen Gegenstände, die der Mann bei sich getragen hatte, den sie heute im alten Hammarbyhafen gefunden hatten. Er war auf einer Baustelle von jemandem totgefahren worden, der anschließend Fahrerflucht begangen hatte. Das vorläufige Gutachten tendierte zu der Annahme, dass er im Schlaf überfahren worden sei, und zwar mitten in der Nacht und von jemandem, der offenbar keine Veranlassung gesehen hatte, den Vorfall zu melden.
    Tilas hatte ihn natürlich sogar noch in dem Zustand wiedererkannt, in dem man ihn gefunden hatte, denn entgegen der weitverbreiteten Meinung unter seinen Kollegen und Vorgesetzten hatte er einen ausgezeichneten Blick und ein hervorragendes Gedächtnis für Menschen. Es war nur wenige Tage her, dass er den Mann auf der Aussichtsterrasse in Ersta vernommen hatte. Einer der Streifenpolizisten hatte beobachtet, wie der abgerissene Obdachlose sich davonzuschleichen versuchte, und ihn zu Tilas gebracht. Der Penner war nicht sehr mitteilsam gewesen. Er hatte verwirrt gewirkt, etwas von Schatten gefaselt, dann behauptet, die Polizei spioniere ihm immer hinterher, und jede Zusammenarbeit verweigert.
    Eine Routinekontrolle ergab, dass es zahlreiche Einträge im Polizeiregister zu ihm gab, aber es war nichts Ernstes darunter: Erregung öffentlichen Ärgernisses, einmal Widerstand gegen die Staatsgewalt. Eine zwanzig Jahre zurückliegende Verhaftung wegen der Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration. Aber solche Aktennotizen gab es schließlich zum halben Regierungskabinett, dachte Tilas. Der Überfahrene hatte zwar mehrfach vor Gericht gestanden, war aber nie verurteilt worden. Wenn der Vorfall auf der Aussichtsterrasse nicht bereits als Unfall oder Selbstmord abgeschrieben worden wäre, hätten sie ihn vielleicht mitgenommen. So aber hatten sie sich damit begnügt, seinen Namen zu notieren und festzuhalten, dass er keinen festen Wohnsitz angeben konnte.
    Tilas griff erneut nach der durchsichtigen Tüte mit den Sachen, die in der Tasche des Verstorbenen gelegen hatten: ein paar Busfahrscheine, eine Krankenversicherungskarte und eine Packung Psychopharmaka. So weit nichts Besonderes. Aber dann die Visitenkarte: Tobias Meijtens, 7Plus . Als Meijtens anrief, hatte er geglaubt, eine Erklärung dafür zu bekommen, aber stattdessen hatte der Journalist nur irgendwelchen Bockmist über Exilalbaner erzählt.
    Tilas fluchte und kratzte sich gereizt an der Oberseite seiner Hand. Als er noch große Mordermittlungen leitete, hatten sie alle Schlange gestanden, um seine Gunst zu gewinnen. Jetzt blieb das Telefon stumm, und er musste sich mit Meijtens und seinem Wochenmagazin zufriedengeben. Es widerstrebte ihm, sich von einem wie ihm helfen lassen zu müssen, aber was sollte er machen? Meijtens schien jedoch nicht zu begreifen, wie der Hase lief, und gab ihm nie etwas zurück. Tilas zog die Visitenkarte heraus und musterte sie unzufrieden.
    Meijtens trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch und ging innerlich alles ein letztes Mal durch. Nein, es gab keinen anderen Weg. Bertil Andersson schien ihn mittlerweile zu meiden, wahrscheinlich, weil er es satthatte, ständig Meijtens’ Vorschläge abzulehnen. Der stellvertretende Chefredakteur würde es ihm jedenfalls niemals erlauben, der Sache weiter nachzugehen, zumindest nicht ihm alleine.
    Er stand langsam auf und ging durch die Redaktion. »Wir sind alle zu gut für das System«, hatte ihm jemand im Možels ins Ohr gezischt. »Lass die kleinen Gehilfen des Teufels den Betrieb in der Hölle schmeißen.« Aber Meijtens’ Schritte wurden immer entschlossener. Es wurde Zeit, den Teufel persönlich zum Tanz aufzufordern.
    »Natalie, ich würde gerne deine Meinung zu einer Sache hören.«
    Er präsentierte seine Geschichte gut, schließlich hatte er sich sorgfältig vorbereitet. Er erzählte von dem Mann aus Albanien, von Tilas’ Informationen und Jakubs Reflexionen. Und von dem, was Shefqet Shala angedeutet

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