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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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aussichtslos, aber es sollte ein letzter Versuch sein. Er ließ den Finger über Titel wie Chinesische Morgengdämmeung und stapelweise Sozialistische Liedertexte gleiten.
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«, fragte der Mann, ohne von seinem Buch aufzuschauen.
    »Bücher über Albanien«, antwortete Meijtens.
    »Politik, Geschichte oder Wirtschaft? Oder Kultur, Landwirtschaft? Können Sie das Thema etwas eingrenzen?«
    Die Stimme des Mannes klang monoton, und er hielt es wohl nicht für nötig, die Lektüre zu unterbrechen.
    »Eher Bücher über schwedisch-albanische Kontakte.«
    Der Mann im Flanellhemd blickte endlich von seinem Buch auf und erhob sich widerwillig.
    »Wir haben nur eine Handvoll Bücher über Albanien, ich weiß nicht, ob das, was Sie suchen, dabei ist.«
    Meijtens fragte sich insgeheim, warum er dann nicht einfach auf sie zeigte, statt die vielen Genres aufzuzählen, die es in der reichhaltigen Literatur über die sozialistische Volksrepublik Albanien gab.
    »Die Entwicklung Albaniens seit dem Ende der Siebzigerjahre hat dazu geführt, dass wir im Grunde nicht mehr verfolgen, was dort geschieht. Immerhin kann man mit Fug und Recht behaupten, dass man dazu zurückgekehrt ist, einen rein titoistisch revisionistischen Kurs zu verfolgen«, fuhr der Flanellmann mit gleichbleibend monotoner Stimme fort.
    Er zeigte ihm ein paar Bücher, die Schweden über Albanien geschrieben hatten. Meijtens überflog sie hastig, betrachtete Fotos und suchte in Personenregistern. Aber es gab natürlich nirgendwo eine Spur von Aron Bektashi. Er beschloss, zwei von ihnen zu kaufen, obwohl er im Grunde nicht wusste, wozu das gut sein sollte.
    »Wie kommt es, dass Sie sich für Albanien interessieren?«, fragte der Mann, während er auf einem Zettel umständlich die Endsumme errechnete.
    »Ich bin Journalist bei 7Plus «, antwortete Meijtens und stellte sich vor. »Wir arbeiten an einem Artikel über die Intensivierung der Kontakte zu Osteuropa. Ich sammele Hintergrundinformationen über Albanien und darüber, welche Kontakte Schweden in der Vergangenheit zu dem Land hatte.«
    Er hoffte, dass seine Lüge nicht zu durchschaubar war, aber seine Worte schienen eher die Verachtung als das Misstrauen des Mannes zu wecken. Meijtens beschloss, eine letzte Frage zu Aron Bektashi zu stellen, dann musste Schluss sein.
    »Wir versuchen unter anderem, einen ehemaligen albanischen Funktionär aufzutreiben, der für Austauschprogramme zwischen Schweden und Albanien zuständig gewesen ist, sein Name ist Aron Bektashi. Sind Sie ihm jemals begegnet?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und vermied weiterhin jeden Blickkontakt. »Soweit ich mich erinnere, nicht. Ich habe sicher nicht alle Albaner getroffen, die in Schweden gewesen sind, aber die meisten«, ergänzte er mit einem kurzen Grinsen.
    »Ich habe ein Bild von ihm«, sagte Meijtens und faltete die Kopie des Passfotos auseinander. Er hatte das Bild vergrößert und die Kopie so beschnitten, dass alles, was auf einen Pass hindeutete, entfernt war.
    Nun blickte der Mann auf und musterte das Foto zunächst flüchtig, dann etwas eingehender und mit leicht zusammengekniffenen Augen. Meijtens merkte auf, denn er glaubte etwas im Blick des Buchhändlers zu sehen, ein Wiedererkennen. Aber der Mann gab ihm die Kopie kopfschüttelnd zurück.
    »Nein, ich bin nie einem Albaner begegnet, der diesem Mann auch nur entfernt ähnlich sehen würde«, erklärte
er.
    Meijtens steckte die Kopie in die Innentasche seines Mantels. Als er zur Tür ging, fragte der Mann plötzlich: »Wo haben Sie das Foto her?«
    »Wieso?« Die introvertierte Arroganz des Buchhändlers ging ihm allmählich auf die Nerven.
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Wir haben es aus einem Gruppenfoto vergrößert«, log Meijtens. »Eine Delegation, die in den Sechzigern hier war.«
    Meijtens ging weiter Richtung Tür.
    »Das habe ich mir fast gedacht«, erwiderte der Mann.
    Meijtens drehte sich ein weiteres Mal um. Der Buchhändler konnte sich ein irritierendes Schmunzeln nicht verkneifen. Schlagartig wurde Meijtens klar, dass der Mann ihm etwas erzählen wollte.
    »Das ist so typisch für die bürgerliche Presse, ihr versteht einfach alles falsch. Jetzt habt ihr es wieder mal versaut und auf dem Gruppenfoto den Falschen vergrößert.«
    Mit der Hand auf der Türklinke und einer gespielt ungeduldigen Miene wartete Meijtens auf eine Fortsetzung. Er durfte auf keinen Fall zu viel Interesse zeigen.
    »Das ist kein albanischer Diplomat, das ist

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