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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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wirkte manchmal auf den ersten Blick bizarr, und Natalie war eben Natalie.
    Aber er hatte an diesem Abend eine neue Seite von ihr kennengelernt, und sie hatte den alten Herrn um ihren kleinen Finger gewickelt, als wäre er Zuckerwatte. Ihre Fragen hatten ihm geschmeichelt, ihr Lächeln hatte ihn bezaubert, und wenn sie sich über den Tisch beugte und ihre Hand leicht auf seinen Arm legte, schien Jakub völlig zu vergessen, dass Meijtens auch noch da war.
    Jakubs unübersehbare Begeisterung darüber, mit einem echten Fernsehstar an einem Tisch zu sitzen, überraschte Meijtens, obwohl er im Grunde wusste, dass Jakub ein treuer Zuschauer all der Fernsehprogramme war, über die er sich so ärgerte.
    Als Jakub mit pedantischer Sorgfalt die letzten Tropfen der cremigen Kastaniensuppe verspeist hatte, sah er mit einem breiten Grinsen vom einen zur anderen.
    »Jetzt möchte ich alles darüber hören, wie ihr auf diese Geschichte gestoßen seid.«
    Sie führten ihn Schritt für Schritt durch ihre Recherche in den letzten Tagen. Jakub lauschte fasziniert jedem Wort. Ab und zu unterbrach er sie mit kurzen Detailfragen, und Meijtens erkannte, dass er ihre Artikel gelesen haben musste, bis er sie fast auswendig konnte. Wenn Natalie sprach, hörte er ihr so intensiv zu, dass sein Mund begann, ihre Lippenbewegungen nachzuahmen.
    Jakub fragte, ob sie den Bericht im Fernsehen gesehen hätten, und Natalie amüsierte ihn mit der Anekdote über den Spitznamen Prawda, die Jakub vor Begeisterung glucksen ließ. Aber sie hat vergessen, ihm zu erzählen, dass auch sie Prawda mit Informationen versorgt hat, dachte Meijtens.
    Jakub tat die Kürzung ihres Artikels und den irreführenden Fernsehbericht mit einem Handwedeln ab.
    »Ach was, ihr wisst doch, diese Holzköpfe kann man ohnehin nicht überzeugen. Jeder, der ein bisschen Ahnung hat, kann eure Artikel mühelos deuten.«
    Jakub, der aus jeder akademischen Fehde, auf die er sich eingelassen hatte, als Verlierer hervorgegangen war, hatte ein besonderes Immunsystem gegen Misserfolge entwickelt. Meijtens fragte sich, ob er deshalb aufgehört hatte, für ihn zu arbeiten. Weil er es damals satthatte, die Niederlagen bei einer Tasse lauwarmem Automatenkaffee herunterzuschlucken und festzustellen, dass alle anderen ohnehin nur Irre waren?
    »Aber es soll schwarz auf weiß dastehen, dass er unschuldig war«, sagte Meijtens.
    Jakub wirkte für einen Moment traurig.
    »Manchmal kann man einfach nicht recht bekommen, Tobias, und dann muss man sich damit begnügen, recht zu haben.«
    »Aber warum ist der Staatsschutz seiner Sache so sicher?«, fragte Natalie.
    »Nun ja, das Leben hat mich gelehrt, nicht allzu viel Vertrauen in die Sicherheitsdienste zu setzen. Ich habe festgestellt, dass es ein nützlicher Ausgangspunkt ist, sowohl ihre Motive als auch ihre Kompetenz anzuzweifeln.« Er zwinkerte Natalie freundlich zu, die ihm ein Lächeln schenkte.
    Jakub trug seine Geschichte immer im Gesicht, dachte Meijtens. Als junger Mann voller Enthusiasmus für die neue Tschechoslowakei war er in die kommunistische Partei eingetreten. Seine Begeisterung hatte sich jedoch rasch abgekühlt, und als sich ihm die Chance dazu bot, war er als Teilnehmer eines Kongresses einfach in Schweden geblieben. Jahrelang behielt er dennoch seinen Glauben an den demokratischen Sozialismus, und als der Prager Frühling kam, kehrte er in seine Heimat zurück.
    Jakubs Hoffnung starb endgültig, als er eines Morgens die sowjetischen Panzer sah, die in sein geliebtes Prag rollten. Sein schwedischer Pass verhinderte eine Internierung, konnte ihn aber nicht vor zwei Wochen intensiver Vernehmungen bewahren. Eine Zeit, über die er niemals sprach. Nach seiner Rückkehr nach Schweden widmete er all seine Kraft seiner historischen Forschung und gab den Sozialismus endgültig auf. Zynismus, pflegte er zu sagen, ist der einzige Ismus, mit dem ein anständiger Mensch leben kann.
    »Aber wenn er kein Spion war, warum blieb er dann in Albanien?«, fragte Natalie.
    Jakub musterte sein Weinglas. »Ich glaube, dazu kann ich euch eine Theorie anbieten, aber ich fürchte, dass ihr dafür ein wenig Geduld mit der umständlichen Art eines alten Mannes aufbringen müsst.«
    Er wartete ihre nachdrückliche Zustimmung ab und fuhr dann fort: »Nehmen wir einmal an, dass Erik Lindman sich bereits 1965 nach Albanien begab. Das haben wir zwar noch nicht bewiesen, aber ich halte die Hypothese für durchaus wahrscheinlich. Wie ihr in euren Artikeln erwähnt,

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