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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Cardigan mit einem sorgsam gebügelten Taschentuch, das aus dem Ärmel hervorschaute.
    Der Salon wirkte leicht verwohnt, ohne gemütlich zu sein, und zwischen den schweren Vorhängen sickerten nur schmale Streifen Licht herein. Eine der Wände war vom Fußboden bis zur Decke mit einem Bücherregal bedeckt, das lauter eindeutig gelesene Bücher und Zeitschriftenstapel enthielt. Eingerichtet war das Zimmer ansonsten mit klassischen, aber nicht zusammengehörenden Möbeln. Die Zimmerpflanzen wucherten wild, und ihre Blätter waren wie der Rest des Raumes von einer dünnen Staubschicht bedeckt.
    Zwei Sessel standen sich gegenüber, als wären sie für diese Gelegenheit so hingestellt worden. Rooth setzte sich in den einen und zeigte auf den anderen. Auf einem kleinen Tisch lag eine aufgeschlagene Zeitung voller Unterstreichungen und Randnotizen. Es war die aktuelle Ausgabe von 7Plus .
    Rooth folgte seinem Blick und griff mit einem überschwänglichen Lächeln nach ihr.
    »Ich habe Ihre Artikel selbstverständlich gelesen. Ich war natürlich zutiefst erschüttert über Eriks tragisches Ende, das waren wir alle«, sagte Rooth, ohne näher zu erläutern, wer mit »wir alle« gemeint war. »Dieses unglückselige Verschwinden und nun dieser wahnsinnige Verlust. Seine armen Eltern, sie müssen ja völlig von Sinnen sein. Arvid kenne ich flüchtig, ein zuverlässiger Genosse der alten Schule.« Rooth wischte sich etwas vom Hosenbein. »Auch wenn er nicht gerade ein Erik Lindman ist.«
    Danach verbrachte er einige Minuten mit freundlicher Konversation über 7Plus und die Tageszeitung des Konzerns. Er mischte ironische Kommentare über die bürgerliche Presse mit lobenden Worten über Meijtens’ Artikel. Meijtens drängte sich das Gefühl auf, dass es sich um eine Vorstellung handelte, die ihm zuliebe inszeniert wurde.
    Sie wurden von Jean Claude unterbrochen, der ein Tablett mit Tee, Keksen und – etwas überraschend angesichts der Jahreszeit – einer Schale frischer Erdbeeren hereintrug. In der Mitte des Tabletts lag eine Blüte in einem Eierbecher. Rooth zwitscherte begeistert auf Französisch, und Jean Claude entfernte sich mit einer leichten Verbeugung. Meijtens suchte in seinem eingeschlafenen Schulfranzösisch verzweifelt nach Höflichkeitsphrasen.
    »Wissen Sie, Jean Claude ist eigentlich Bildhauer, und alles, was er tut, wird zu einem kleinen Kunstwerk«, sagte Rooth mit einer Geste zum Tablett. Dann wurde er ernst.
    »Bevor wir anfangen, über den armen Erik zu sprechen, würde ich gerne ein wenig über das Motiv für unser Gespräch erfahren. Werden Sie weitere Artikel zu diesem Thema schreiben? Was ist Ihr Blickwinkel, wenn Sie verstehen, was ich meine?« Rooths Lächeln war jetzt schmallippiger.
    Meijtens antwortete, die Redaktion diskutiere mögliche weiterführende Artikel über den Menschen Erik Lindman. Das würde nicht Rooths Misstrauen wecken und passte einigermaßen zu den Fragen, die er stellen wollte.
    »Wir erfuhren erst vierundzwanzig Stunden, bevor die Zeitschrift in den Druck ging, von seiner Identität. Die Darstellung seiner Herkunft und seines Werdegangs ist uns nicht so vollständig gelungen, wie wir es uns gewünscht hätten.«
    Rooth hob die Augenbrauen. »Nun, ich muss Ihnen sagen, es ist Ihnen in lobenswerter Weise gelungen, ein Porträt Eriks zu zeichnen, wenn dies tatsächlich der Zeitraum war, der Ihnen zur Verfügung gestanden hat.«
    Dann legte sich dasselbe breite Lächeln auf sein Gesicht wie zuvor. »Es ist im Laufe der Jahre ja so viel Unsinn über Erik geredet worden, dass es trotz der tragischen Nachricht erfrischend war, einmal etwas so Ausgewogenes zu lesen.« Er goss mit leicht zitternden Händen Tee in die beiden Tassen und legte in seine eigene zwei Erdbeeren.
    »Eine russische Tradition, die ich wirklich empfehlen kann«, sagte er mit einem Nicken zu den Erdbeeren in der Teetasse. Meijtens folgte seinem Beispiel und fragte sich insgeheim, wie viele Sowjetbürger sich außerhalb der Saison wohl frische Erdbeeren im Tee leisten konnten.
    Rooth lehnte sich vor und legte seine Hand auf Meijtens’ Arm. »Und wenn Sie Ihre Fragen gestellt haben, möchte ich Ihnen, wenn Sie nichts dagegen haben, im Gegenzug auch ein paar stellen.«
    »Kein Problem«, erwiderte Meijtens und probierte mit einem Gefallen signalisierenden Kopfnicken den Tee. Er fragte sich, was Rooth so dringend von ihm erfahren wollte.
    Rooth lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte die Hände in den Schoß.

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