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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Platz für Mietshäuser zu schaffen. Ungefähr hundert Meter weiter unten hatte man für die Sanierungsarbeiten einen mehrere Meter breiten Streifen abgesperrt. Durch einen hohen Zaun auf der einen Seite, das Wasser auf der anderen und eine alte Backsteinmauer am hinteren Ende der Absperrung ähnelte das Gelände einer Sackgasse.
    Es war eine typische Gegend für Obdachlose, das ließ sich nicht leugnen. Aber es war ein verdammt seltsamer Ort für einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang. Das hatte er von Anfang an gedacht. Er ging an der Baustelle entlang und blieb an der Stelle stehen, an der sie den Mann gefunden hatten. Die Polizeiabsperrungen waren inzwischen verschwunden, aber Tilas erinnerte sich noch gut, an welcher Stelle sie die Leiche gefunden hatten.
    »Ein wirklich abscheulicher Vorfall«, hatte Fahlén gesagt. »Irgendein Arschloch ist am späten Abend auf das Gelände gefahren und hat das arme Schwein niedergemäht, das dort schlief. Und ist anschließend abgehauen. Da wollte bestimmt jemand ein krummes Ding drehen, sonst fährt man doch nicht mitten in der Nacht da herum.«
    Tilas hatte schon damals Einwände gehabt, sie aber, so wie die Dinge zwischen ihm und Fahlén nun einmal lagen, lieber für sich behalten. Deshalb hatte er nicht darauf hingewiesen, wie seltsam es doch war, dass man die Habe des Penners, in ein paar alte Plastiktüten gepresst, fünfzehn Meter näher an der Mauer gefunden hatte. Wenn jemand den Mann angefahren hatte, hätte doch eher sein Körper in Richtung Mauer geschleift werden müssen. Die Kriminaltechniker hatten ihre Hände in Unschuld gewaschen: In der besagten Nacht habe es in Strömen gegossen, und der Regen habe bereits alle Spuren weggespült, als sie den Toten fanden.
    Er war zunächst Fahléns Anweisungen gefolgt und hatte in einem Fall von Fahrerflucht mit tödlichem Ausgang ermittelt. Hatte sich mit den Überfällen auf Läden in der Umgebung befasst. Niemand sollte behaupten, Inspektor Tilas könne sich nicht unterordnen.
    Doch dann war der Bericht des Gerichtsmediziners gekommen und hatte alles verändert. Als Todesursache war darin Genickbruch angegeben. Verursacht dadurch, dass der Verstorbene angefahren worden war, als er aufrecht stand. Wahrscheinlich war er über das Autodach geschleudert und anschließend überfahren worden. Jedenfalls war er zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Tilas hatte mit diesem nervösen Holmström in der Gerichtsmedizin gesprochen. Man könne definitiv ausschließen, dass er überfahren worden sei, während er schlafend auf der Erde gelegen habe. Im Augenblick der Kollision habe die Geschwindigkeit des Fahrzeugs bei mindestens siebzig Stundenkilometern gelegen.
    Tilas blickte auf den Weg zurück, den er gekommen war. Kein Mensch fuhr hier nachts mit siebzig Sachen herum, so viel stand fest. Stattdessen wandte er sich in die andere Richtung, zu der Backsteinmauer am Ende der Absperrung. Dort hinten stand noch ein alter, rostiger Radlader. Er ging langsam näher und stellte sich dann zwischen Radlader und Mauer. Anschließend blickte er auf die Strecke zurück, die er gekommen war, und dachte nach. Es war möglich. Es war eindeutig möglich.
    Er ging zurück und stellte einen Kegel von der Baustelle an die Stelle, an der sie den Obdachlosen gefunden hatten, und einen zweiten dorthin, wo seine Plastiktüten gelegen hatten. Anschließend fuhr er im Rückwärtsgang bis zum Ende der Baustelle. Mit einer routinierten Bewegung schwenkte er hinter den Radlader und stellte sich zwischen ihn und die Mauer. Kein Problem. Er schaltete den Motor aus und stellte fest, dass er den hinteren Kegel sehen konnte. Vor allem aber konnte er durch eine Lücke zwischen Vorderrad und Karosserie des Radladers den fünfzehn Meter entfernt stehenden Kegel sehen, wo man die Tüten gefunden hatte.
    Tilas atmete tief durch und konzentrierte sich einige Sekunden. Dann ließ er den Motor an und bog mit einem Kavalierstart um den Radlader. Sicherheitshalber warf er einen Blick zum Wasser. Der Abstand war beruhigend. Der erste Kegel wurde mit einem dumpfen Knall weggeschlagen, und als der andere sich unter das Auto bog, sah Tilas auf den Tacho. Nur etwas über fünfzig. Er hielt an und stieg aus. Er war zu vorsichtig gewesen. Außerdem hatte ihn der erste Kegel abgelenkt.
    Er stellte den hinteren Kegel wieder auf, warf den anderen jedoch über den Zaun. Anschließend parkte er seinen Wagen erneut hinter dem Radlader, stellte das Auto diesmal jedoch ein wenig schräg.

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