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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Nur so viel, dass er etwas schneller hinter ihm würde herausfahren können. Er schaltete den Motor aus und schloss für einige Sekunden die Augen. So müssen es die Täter gemacht haben, dachte er. Sie sind vorher schon einmal hier gewesen und haben es ausprobiert. Außerdem mussten sie sich keine Gedanken über einen ersten Kegel machen.
    Und der Mann namens Sven Emanuel hatte nicht geschlafen. Er hatte an der Stelle gewartet, die sie vereinbart hatten. Wahrscheinlich hatte er in die andere Richtung geschaut. Er hatte ja nicht ahnen können, dass hinter dem Radlader jemand in einem Auto saß. Jemand, der die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte und den richtigen Moment abpasste.
    Tilas drehte den Zündschlüssel, gab Vollgas und bog im zweiten Gang um den Radlader. Sein Blick war stur nach vorn gerichtet. Er hatte kein anderes Ziel, als mit möglichst hoher Geschwindigkeit den Kegel zu treffen. Links von ihm war es ein Meter bis zum Wasser, rechts genauso weit bis zu dem hohen Zaun.
    Hatte er versucht, den Zaun hochzuklettern? Hatte er überlegt, sich ins Wasser zu stürzen? Tilas glaubte es nicht. Sven Emanuel hatte getan, was die meisten anderen an seiner Stelle auch getan hätten: Er war in Panik geraten. War vor dem Auto fortgerannt, so schnell er konnte, auf den Punkt zugelaufen, an dem der Zaun endete. Er war nicht mehr dazu gekommen, darüber nachzudenken, wie hoffnungslos das war. Der Wagen traf mit einem Knall den Kegel, der über das Autodach flog. Der Tacho zeigte fünfundsiebzig Stundenkilometer an. Er bremste, stieg aus und blickte zur Mauer zurück. So musste es sich abgespielt haben.

22 Meijtens öffnete das Fenster und blickte auf Belgrad hinaus. Jakub hatte ihm das Hotel Moskau empfohlen.
    »Wenn die Zeitung die Rechnung übernimmt, würde ich nicht zögern«, hatte er gesagt. »Das Hotel Moskau ist das beste Haus am Platz. Und in dem großen Café im Erdgeschoss umweht einen ein Hauch des alten Europa, und man kann etwas abseits und ungestört sitzen.«
    Bertil Andersson hatte der Reise widerwillig zugestimmt, war aber bis zuletzt skeptisch geblieben. »Woher wissen wir, dass dieser neue Albaner glaubwürdig ist?«, hatte er gesagt. »Auf dem ganzen Balkan wimmelt es doch von Gestalten, die von sich behaupten, der beste Freund von Bektashi Schrägstrich Lindman gewesen zu sein, wenn man sie nur zu einer Tasse Kaffee und einer Zigarette einlädt.« Aber Shefqet Shala hatte überzeugend geklungen, und die kleinen Details, die sie als Kostprobe erhalten hatten, waren faszinierend gewesen.
    Meijtens hatte noch am selben Tag die Nachmittagsmaschine nach Belgrad genommen. Von seinem Fenster aus schaute er die Terazije-Avenue hinab. Mittlerweile war es dunkel, und die Bürgersteige füllten sich mit Passanten. Die ratternden Oberleitungsbusse waren vollgestopft mit Menschen, und an den achteckigen Zeitungsständen drängelten sich die Passanten. Woher stammte nur dieser spezielle Geruch? Er war ihm schon bei früheren Besuchen in Osteuropa in die Nase gestiegen, und Meijtens nahm an, dass ihn die vielen Kohleheizungen erzeugten. Er schaute auf die Uhr, bis zu seinem Treffen mit Dr. Pecanin hatte er noch eine halbe Stunde Zeit.
    Seit die Artikel erschienen waren, hatte er nicht mehr mit Hanna gesprochen, und er beschloss, sie kurz anzurufen. Sie klang gut gelaunt, fragte ihn aber nicht von sich aus nach der letzten Ausgabe. Er erkundigte sich, ob sie das Magazin gelesen habe.
    »Habe ich«, antwortete sie fröhlich. »Ich wusste gar nicht, dass du mit Natalie Petrini zusammenarbeitest. Wie ist sie denn so?«
    Wo sollte er anfangen?
    »Ich bin jetzt in Belgrad, um einer Sache nachzugehen.«
    »In Belgrad, bist du verrückt? Führst du etwa ein Auslandsgespräch, nur um ein bisschen mit mir zu plaudern?«
    Meijtens erklärte, dass er einfach hören wolle, wie es ihr gehe.
    »Ach, übrigens«, sagte sie. »Ich kann dich damit erfreuen, dass die Polizei Wohnungseinbrüchen sehr wohl nachgeht. Ein Streifenpolizist ist vorbeigekommen und hat einen Bericht geschrieben.«
    »Das machen sie immer. Wegen der Versicherung.« Er zog den Vorhang noch etwas mehr zur Seite und blickte auf die Straße hinab. Warum hatte sich vor einer kleinen Buchhandlung eine Schlange gebildet?
    »Mag sein, aber jetzt höre und staune, kurz danach hat mich nämlich ein Polizeiinspektor angerufen, und wir haben uns bestimmt zwanzig Minuten lang unterhalten.«
    Meijtens ließ den Vorhang los. »Wirklich?«
    »Er hat mir alle möglichen

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