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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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dass er wirklich nur ein paar Schritte in Freiheit gehen und eine Tasse Tee trinken wollte. Manchmal sind wir blind für die einfachen Erklärungen.«
    »Dann kam er damals also nicht ins Gefängnis?«
    Pecanin schüttelte den Kopf. »Nein, das passierte viel später.«
    Nach dem Bruch Albaniens mit China begannen die üblichen Säuberungen. Diesmal gerieten Premierminister Mehmet Shehu und seine Getreuen ins Visier des Sigurimi. Als Bektashis Wohltäter im Staatsapparat inhaftiert wurde, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man auch ihn verhaften würde.
    »Ich hörte, man habe einen gewissen Aron Bektashi verhaftet, dem vorgeworfen werde, ein Spion für die Westmächte zu sein. Komischerweise jedoch, ohne zu erwähnen, dass er selbst aus einem westlichen Land stammte. Ich hörte nie wieder von ihm und ging bis zu Ihrem Anruf davon aus, dass er gestorben war.«
    »Und seine Familie, seine albanische Frau und das Kind?«
    Pecanin lächelte traurig. »Ich fürchte, diese Art von Bestrafungen trifft in meinem Land nicht nur den Einzelnen, sondern die ganze Familie.«
    Dann erklärte er, das sei alles, was er wisse, und sie verabschiedeten sich auf der Straße vor dem Hotel.
    »Shefqet hat gesagt, dass er mir helfen wird, sobald er selbst seine Aufenthaltsgenehmigung bekommen hat, vielleicht sehen wir uns also demnächst in Ihrem Land«, meinte Pecanin, ohne sonderlich überzeugt zu klingen.
    Meijtens konnte sich die Frage nicht verkneifen, die ihm schon den ganzen Abend auf der Zunge gebrannt hatte.
    »Wie kommt es, dass Sie sich kennen, ein Akademiker im Zentralkomitee und ein Mann wie Shefqet Shala?«
    Dr. Leonard Pecanin lächelte freundlich. »Ach, wie Aron Bektashi und der kleine Gauner aus Shkodra. Wir haben uns einmal eine Zelle geteilt.«

23 Der Besprechungsraum hatte keine Fenster und erfüllte Tilas mit Unbehagen. Die anderen drei schienen sich in dem Raum sichtlich wohler zu fühlen. Der Vertreter des Staatsschutzes hatte die Gruppe zusammengerufen. Es gehe um eine notwendige Koordinierung ihrer Aktivitäten. Um den Austausch von Informationen und die Vermeidung von Scherereien, hatte er betont.
    Die beiden Repräsentanten der Sicherheitsabteilung beim Generalstab schienen den Darlegungen des Staatsschutzbeamten mit gespannter Erwartung zu folgen. Keiner von ihnen sagte etwas, bis die umständliche Einleitung überstanden war, aber Tilas wusste, dass dieses Treffen auf ihre Initiative hin anberaumt worden war.
    »Wir haben gewisse Informationen über die Ermittlungen zu Erik Lindmans Tod erhalten«, sagte der Ältere von ihnen, der sich Hansson nannte. Er sprach mit einem leichten schonischen Dialekt und trug ein kariertes Jackett und eine erdfarbene Krawatte – als käme er direkt von einer Treibjagd auf seinem Landgut. »Einen Bericht oder vielmehr Teile eines Berichts«, fuhr er fort.
    Tilas sagte nichts, saß nur mit geradem Rücken und gefalteten Händen da. Er hatte gehört, dass Hansson einer der wenigen Politruks war, der die Skandale in den Siebzigern überlebt hatte und im Nachrichtendienst des Generalstabs geblieben war. Von ihm hieß es außerdem, dass er hinter der Enttarnung von zwei der größten Spione der Nachkriegszeit gestanden habe. Tilas dachte sich, dass der eine nach Albanien verschwunden war und der andere sich das Leben genommen hatte, sodass er sich darauf vielleicht lieber nicht zu viel einbilden sollte.
    »Es ist selbstverständlich wichtig, dass polizeiliche Routineermittlungen nicht die operative Arbeit innerhalb der Gegenspionage komplizieren. Ich denke, in dem Punkt sind wir uns alle einig.« Er lächelte Tilas an, der dieses Lächeln jedoch nicht erwiderte. Spürbar irritiert von Tilas’ Schweigen machte Hansson eine Pause. Mit glotzenden Augen und hochgezogenen Schultern saß sein junger Begleiter da, als befände er sich in einem Zustand chronischer Unzufriedenheit, und nickte intensiv.
    »Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Es wäre uns sehr lieb gewesen, wenn die Polizei zunächst uns kontaktiert hätte, bevor man die Witwe eines der größten schwedischen Spione aller Zeiten vernahm«, fuhr Hansson fort.
    Tilas spürte, dass sich seine Kiefermuskeln anspannten. »Die Polizei ermittelt. Wir brauchen nicht die Küstenartillerie zu rufen, um eine alte Schachtel zu befragen, die in einer Verbindung zu unserem Fall steht.«
    Hansson lächelte freundlich. »Das ist der springende Punkt. Wir sehen keine Verbindung.«
    »Es gibt keine Verbindung«,

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