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Ein frivoler Plan

Ein frivoler Plan

Titel: Ein frivoler Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott
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Oswalt als Nächstes tun? Wo würde er nach ihr suchen? Was würde dieser Mann tun, wenn erst einmal klar war, dass Julia die üblichen Wege verlassen hatte?
    „Seid ihr vollkommene Idioten? Wie kann ein unschuldiges Ding, das niemals in der Stadt war und keine nennenswerten Freunde besitzt, jedem Einzelnen von euch entkommen?“, brüllte Oswalt seine Helfershelfer an, die in seinem Büro an den Londoner Docks saßen.
    Er deutete auf einen von ihnen. „Du! Erzähl mir noch einmal, wo du gesucht hast!“
    Der große Mann mit Namen Sam Brown begann seinen Bericht von vorn. Oswalt lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Hände über dem Bauch verschränkt. Er bemühte sich nicht, die Tatsache zu verbergen, dass er wütend war. Das Mädchen war fort, vollkommen verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Wie zum Teufel hatte es passieren können, dass sein geschickter Plan so gründlich scheiterte, nachdem zunächst alles so gut gelaufen war?
    Er hatte damit gerechnet, dass sie vor ihm fliehen würde. Sie hatte viel zu viel Temperament gezeigt, um sich einfach den Wünschen ihres Onkels zu fügen. Er hatte es von Anfang an kommen sehen und darauf gezählt. Sie würde fortlaufen. Er würde sie in Schande nach Hause zerren und eine Vereinbarung mit ihrem Onkel treffen, das Mädchen mit dem schlechten Ruf zu heiraten, ehe die Sache zu einem Skandal wurde. All diese Wohltätigkeiten wollte er geben im Austausch für bereits gezahlte Leistungen – Leistungen, die Barnaby Lockhart, wie er sehr wohl wusste, nicht zurückzahlen konnte. Dann würde er die Falle aufstellen, von der er sich ausgerechnet hatte, dass sie ihm Lockharts Schiff als Entgelt für das Darlehen verschaffen würde. Die Fracht aus Amerika war wertvoll, aber das war nicht der eigentliche Grund, warum er sie haben wollte.
    Dies war die erste Phase, um den armen, nichtsahnenden Viscount zu ruinieren. Die zweite Phase würde anschließend folgen. Wenn dieser erst bankrott war, würde er dem Viscount alles nehmen bis auf den Titel. Der Familienbesitz war an die Erbfolge gebunden, doch alles, was nicht niet- und nagelfest war, konnte von den Gläubigern beansprucht werden. Es würde nicht lange dauern, bis der ohnehin schon klamme Viscount alles von Wert verloren hatte, auch sein Anwesen. An dieser Stelle würde er ins Spiel kommen. Oswalt würde bereitstehen, um das Anwesen seiner geliebten Braut zurückzukaufen. Oh ja, er würde mit der reizvollen Nichte des Viscounts schon bereitstehen und warten. Eine Ehe mit Julia würde gewährleisten, dass er das Anwesen bekam und dabei auch noch äußerst ehrbar wirkte. Julias Ehe mit ihm würde dafür sorgen, dass das Land der Lockharts in der Familie blieb. Ein solch großzügiger Akt im Interesse eines Peers des Reiches, zusammen mit all den Jahren, in denen er der Krone wirtschaftlich gedient hatte, würden ihm gewiss helfen, seinen längst überfälligen Ritterschlag zu erhalten. So viel Großzügigkeit konnte der König unmöglich übersehen.
    Natürlich konnte er immer noch einigen Druck ausüben, um das Geld von Lockhart zurückzubekommen, aber ohne das Mädchen würde er genau wie der Opportunist wirken, der er war. Nur durch das Mädchen wirkte seine Gesinnung edel und selbstlos.
    Zufrieden ließ Oswalt die Fingerknöchel knacken. Er fühlte sich besser, sobald er an seinen kunstvollen Plan dachte. Er hatte ihn bis ins kleinste Detail entwickelt. Er hatte gar nichts gegen den Viscount persönlich, der Mann war einfach nur angreifbar, ein Hühnchen, das nur darauf wartete, gerupft zu werden. Es war kaum Oswalt anzulasten, dass der Mann bis zum Hals verschuldet war und dass er sich zwar gründlich wie kein anderer in politischen Theorien auskannte, aber weitaus weniger befähigt war, wenn es um wirtschaftliche Gesichtspunkte ging.
    Der Mann wäre ein ausgezeichneter Philosophieprofessor geworden, aber hier befand er sich auf unbekanntem Terrain. Oswalt wusste das. Schon früher hatte er diese Art von Beute gejagt. Es geschah diesen aufgeblasenen Laffen recht, hatten sie ihn doch so viele Jahre lang mit Verachtung gestraft, weil sein Geld erarbeitet worden war und nicht geerbt. Wenn Lockhart nicht aufpasste, dann würde er seine drei Söhne verlieren und in Oswalts und Julias Kindern die legitimen Erben für seinen Titel sehen müssen.
    „Was schlagen Sie vor, wo sollen wir als Nächstes suchen, Herr?“ Die Frage des hochgewachsenen Mannes vor ihm unterbrach Oswalts Tagträume.
    „Seht bei den Schiffen nach.

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