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Ein frivoler Plan

Ein frivoler Plan

Titel: Ein frivoler Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott
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rastlosen Mann. Ehe er in Erwägung ziehen konnte, ein Ehemann zu werden, musste er seinen eigenen Frieden finden. Vielleicht lag dieser Friede in Bombay, Burma oder an irgendeinem geheimnisvollen Ort, den er noch erkunden musste.
    Vielleicht ist der Friede bei ihr. Vielleicht bringt sie dir Frieden, hörte er eine Stimme in seinem Kopf flüstern. Deshalb hast du ihr „die gähnende Stellung“ gezeigt, oder wie man „den Bambus spaltet“. Du weißt, dass in diesen Positionen der Liebende jede Reaktion des anderen uneingeschränkt sehen kann. Diese Stellungen legen alles offen, alle Gefühle. Deshalb erlebst du nur mit ihr allein den Höhepunkt so heftig. Mach weiter, kämpfe gegen ihren Drachen, und gewinne die Hand dieser schönen jungen Frau.
    Paine zerrte an den Zügeln und lenkte den Wagen von einem Schlagloch weg. Himmel, er stand im Begriff, den Verstand zu verlieren! Um ein Haar hätte er den Wagen zu Schrott gefahren, weil er daran dachte, den Ehemann für die reizende Julia zu spielen! Jetzt waren seine Gedanken von den östlichen Sutras zur englischen Höflichkeit gewandert. Was dachte er sich nur?
    Oh, er wusste genau, was er tatsächlich dachte und was er eigentlich denken sollte. Er sollte seine Gedanken auf die bevorstehenden Aufgaben konzentrieren; ganz bestimmt waren einige davon jetzt wichtiger als unmögliche Phantasien über inneren Frieden und Julia Prentiss.
    London lag bereits sieben Stunden hinter ihm. Morgen bei Sonnenaufgang würden sie bei seinem Bruder an der Türschwelle stehen. Auch ihm war bewusst, dass das Spiel mit Oswalt jetzt nicht mehr aufzuhalten war. Morgen würden Julia und er in Dursley sein, und es war noch ein Tag bis zur Wiederbegegnung und zu der Abrechnung, die ihm seit zwölf Jahren bevorstand.
    Paine fuhr den ganzen Nachmittag. Der Gedanke, seine Brüder wiederzutreffen und in die sanft hügelige Landschaft zurückzukehren, weckte liebevolle Erinnerungen in ihm. Er war umgeben von Feldern mit goldgelbem Sommerweizen, der noch nicht einmal kniehoch war, ausgebreitet wie ein halbfertiger Quilt. Vor seinem inneren Auge sah er drei Jungen, die über die Felder tobten, die Hosen hochgekrempelt und Angelruten über die Schultern geworfen. Ein Fremder hätte keine großen Unterschiede zwischen ihnen bemerkt. Viel unterschied sie äußerlich tatsächlich nicht, abgesehen von der Größe. Alle hatten sie nachtschwarzes Haar und blaue Augen, die üblicherweise vor Übermut funkelten.
    Das waren glückliche Tage gewesen, als sie als Brüder und Freunde den Zauber eines englischen Sommers genossen hatten. Solange Paine zurückdenken konnte, war es so gewesen – Jahr für Jahr. Während der warmen Monate waren die Lehrer beurlaubt worden, und die Jungen hatten die Möglichkeit, ihre Zeit nach eigenen Vorstellungen zu verbringen. Paine hatte geglaubt, diese Sommer würde es ewig geben.
    Aber sie fanden ein Ende, als er acht war und der sechs Jahre ältere Peyton im Herbst zur Schule geschickt wurde. Er hinterließ eine große Lücke. Peyton war es gewesen, der die drei zusammengehalten hatte. Ohne ihn waren Paine und Crispin verloren. Peyton war es gewesen, der sich ihre phantastischen Abenteuer ausgedacht und der ihre Expeditionen angeführt hatte. Durch die Abwesenheit ihres richtigen Vaters, der fast ausschließlich in London lebte, und wegen Paines Alter war er ihnen Bruder und Vater zugleich gewesen.
    Jetzt erkannte Paine, dass Peyton nicht das reife Alter von vierzehn hätte erreichen dürfen, ehe er zur Schule geschickt wurde. Die meisten Erben verließen den Familiensitz weitaus früher. Und doch hatte sich alles verändert an jenem Tag, da die Kutsche davongefahren war und Peyton mitgenommen hatte.
    Heute wollte er nicht an diese finsteren Tage denken, nicht wenn die Sonne einen perfekten Sommervormittag beschien. Er wollte wieder ein Junge sein, unschuldig und frisch. Natürlich nicht zu jung – nicht so jung, dass er diesen herrlichen Tag nicht mit einem Mädchen feiern konnte.
    Laut lachte Paine auf und erschreckte die Pferde. Wenn das seine Phantasie war, dann wollte er sie richtig erleben. Er würde sechzehn Jahre alt sein und verliebt – eine reine, unbefleckte Liebe zu einem Mädchen, das genauso unschuldig und neugierig war wie er. Natürlich musste es ein Mädchen vom Lande sein, dann konnten sie mit einem Picknickkorb durch den Wald zu einer Blumenwiese gehen. Sie würden ihr Picknick ausbreiten – dunkles Brot, ein großes Stück Käse und einen Krug mit

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