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Ein frivoler Plan

Ein frivoler Plan

Titel: Ein frivoler Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott
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kühlem Ale auf einer alten, zerschlissenen Decke. Anstandsdamen oder Delikatessen würden sie ebenso wenig brauchen wie Paarungsrituale mit komplizierten Verhandlungen.
    Paine dachte an Julia, die in der Kutsche saß. Von allen Frauen, die er kannte, würde sie so ein Picknick vielleicht am ehesten genießen. Ganz bestimmt war sie mit Abstand die Unschuldigste, die er jemals gekannt hatte. Es erschien ihm ironisch, dass sie zu ihm gekommen war, damit er ihr ausgerechnet die Eigenschaft nahm, die er am meisten an ihr bewunderte. Er wusste etwas, das sie nicht wusste, nämlich dass Unschuld mehr bedeutete als der körperliche Zustand der Unberührtheit. Er hatte Jungfrauen gekannt, die ganz und gar nicht unschuldig waren. Sie hatte gewollt, dass er ihr die Unschuld raubte, und jetzt versuchte er, genau diese Eigenschaft an ihr zu schützen. Er würde Oswalt mit jeder möglichen Waffe bekämpfen, ehe er zuließ, dass sie erfuhr, was dieser Mann zu tun vermochte. Über seine Gründe hierfür konnte er sich später Gedanken machen.

11. KAPITEL
    Als sie am nächsten Tag eine kurze Pause für ein Mittagessen einlegten, bat Julia, oben bei Paine sitzen zu dürfen. Sie hatte genug davon, zusammen mit dem schnarchenden Kutscher im Wagen zu sitzen. Der Mann hatte sie durch die Nacht gefahren und verdiente seine Ruhe. Doch Julia war nicht ganz sicher, ob ihm das auch das Recht gab, sie mit solchem Lärm zu belästigen.
    Sie war außerdem davon überzeugt, dass sie Oswalt entkommen waren. Nur noch zwei Stunden, dann würden sie in Dursley eintreffen. Die seit London immer wieder in Julia aufsteigende Furcht verebbte langsam.
    Paine half ihr auf den Kutschbock neben sich. Der Wind zerzauste ihr rotes Haar; Julia genoss die frische Luft und ließ ihre Gedanken schweifen.
    Sie träumte gerade von einem heißen Bad und frisch gekochtem Essen, als ein Schuss erklang. Sie schrie auf. Lackiertes Holz flog an ihrer Wange vorbei, Splitter von der Stelle, wo die Kugel die Kutsche getroffen hatte. Die Pferde wieherten verängstigt und galoppierten in halsbrecherischem Tempo die Straße hinunter, die Kutsche mit sich zerrend. Nur Paines Arme bewahrten sie vor dem Unglück, sollte auch nur ein Rad den Graben streifen. Bei dieser Geschwindigkeit würde ein flacher Graben ausreichen, um die Kutsche umstürzen zu lassen, sodass die Insassen den sicheren Tod fanden.
    „Julia, wie viele sind es?“, rief Paine über den Fahrtlärm hinweg. All seine Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, die Kutsche auf der Straße zu halten und sie beide überleben zu lassen.
    Julia umklammerte den Haltegriff am Sitz und wagte einen kurzen Blick über die Schulter zurück. „Vier.“
    „Runter!“, schrie Paine, als ein weiterer Schuss fiel. „Julia, hör mir zu! Wir müssen das Gespann zum Stehen bringen. Ich kann sie nicht ewig halten! Wenn sie weiterlaufen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine Kurve zu scharf ist oder wir durch ein Schlagloch fahren. Bei dieser Geschwindigkeit würden wir sterben. Wenn wir anhalten, springst du ab und läufst zu den Bäumen. Lauf einfach immer weiter. Bleib geduckt und versuche, nicht die Orientierung zu verlieren. Dann wirst du nach Dursley Hall gelangen.“
    „Was ist mit dir?“
    „Ich bleibe hier und wehre sie ab. Dann komme ich nach.“
    „Du willst vier Männer abwehren?“
    „Streite nicht mit mir deswegen, Julia. Sie wollen dich. Meine Aufmerksamkeit zwischen ihnen und dir zu teilen ist das Letzte, was ich brauche. Ich kann nicht mit euch beiden kämpfen. Ein Mann genügt, um dich auf sein Pferd zu ziehen, während die drei anderen mich beschäftigen.“
    Paine zog fest an den Zügeln und brachte die verängstigten Pferde zum Stehen. „Geh, Julia!“
    Julia sprang an der Seite hinab und rannte in die Wälder in der Hoffnung, dass Paine recht hatte und noch niemand sie gesehen hatte. Mit etwas Glück würden Oswalts Männer annehmen, dass sie in der Kutsche saß. Die abgefeuerten Schüsse waren nicht unbedingt auf den Kutscher gezielt gewesen.
    Julia erreichte das dichte Gestrüpp, das neben der Straße wuchs, erfüllt von Sorge um Paine. Die Schüsse hatten Paine gegolten. Julia hob die Hände an die Wange, wo die Holzsplitter ihr die Haut geritzt hatten. Auf die Entfernung und durch die Bewegung hatten die Männer nicht wissen können, dass Paine auf dem Kutschbock saß. Sie hatten angenommen, dass er in der Kutsche bei ihr saß und dass er als Gentleman den Platz gegen die Fahrtrichtung gewählt haben

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