Ein frivoler Plan
du glaubst, Paine. Ich bin nicht so leicht zu schockieren, wie du vielleicht annimmst.“
„Es war eine Orgie. Weißt du, was eine Orgie ist?“, fragte Paine und rutschte verlegen in seinem Sitz hin und her. Wenn sie schon so deutlich wurden, konnte er diese Frage ruhig stellen.
Julia errötete. „Ich habe eine Ahnung.“
Paine nickte. „Nun, dies war weitaus schlimmer als die übliche Sache mit den Masken in der demi-monde , falls du an so etwas denkst.“
Julia biss sich auf die Lippe. Er schämte sich, dieses Thema angeschnitten zu haben. Manchmal vergaß er, dass sie seinen Teil der Welt erst seit ein paar Tagen kannte. Jetzt erinnerte er sich daran, welche Art von Leben er führte, eines, das meilenweit entfernt war von den Regeln der ton .
Er sprach weiter, wollte, dass das Nächste so schnell wie möglich gesagt war, um sie zu schonen. „Dieses Treffen sollte in einem Haus stattfinden, das Oswalt gehörte. Peyton riet mir davon ab, dorthin zu gehen, als er davon hörte. Offensichtlich hatte Oswalt das Anwesen durch ein Kartenspiel von einem Baron gewonnen. Peyton hatte das Gefühl, es wäre falsch, einen Ort zu besuchen, der auf diese Weise von so einem Menschen erworben worden war. Aber ich hörte nicht auf ihn. Ehrlich gesagt, ich hatte keine Vorstellung von dem, was dort vor sich gehen würde. Ich dachte, es gäbe dort erstklassige Prostituierte und ein paar wilde Momente im Dunkeln. Es schien einfach ein Spaß zu werden.“
Er schüttelte den Kopf und versuchte, die Erinnerung zu vertreiben an den altarähnlichen Marmorblock in dem Ballsaal, der von Kerzen umgeben war und von seidenen Bändern, und an die junge Frau, die Oswalt an diesen Altar gefesselt hatte, während er Gebote annahm, damit der Meistbietende öffentlich den Akt mit ihr vollziehen konnte.“
Weder Julia noch Beth konnte Paine ansehen, und Letztere hielt den Blick rücksichtsvoll auf ihre Stricknadeln gerichtet, während er weitersprach. Zuerst hielt er es für ein Spiel, dachte, die Frau wäre eine der begehrten Prostituierten und engagiert worden, um die Rolle der zu opfernden Jungfrau zu spielen. Dadurch – so fand er – wurde das Schauspiel nicht unbedingt erträglicher. Später begann er zu verstehen, dass die Frau nicht aus freiem Willen dort war.
„Ich dachte, jemand würde etwas sagen, jemand, der Oswalt nahestand und Einfluss auf ihn hatte. Gewiss würde doch keiner dieser Männer einen solchen Akt tolerieren. Aber niemand sagte etwas, und das Mädchen war offensichtlich außer sich vor Angst.“ Paine schluckte schwer. „Ich drängte mich durch die Menge und verlangte, dass diese Sache abgebrochen wurde. Dummerweise hatte ich meine Maske abgenommen, und Oswalt lachte mich nur aus. Er fragte: ‚Was, wenn nicht? Willst du es dann deinem Bruder erzählen, dem Earl?‘ Nun, an dem Abend lag ich mit Peyton im Streit, wohl wissend, dass er meine Entscheidung, hierherzukommen, nicht guthieß, und es verletzte meinen Stolz, dass er am Ende auch noch recht gehabt hatte. An jenem Abend ertrug ich keine solche Bemerkung. Vor aller Augen warf ich Oswalt den Fehdehandschuh hin und forderte ihn zu einem Duell.“
„Das war sehr edel von dir“, meinte Julia leise.
„So dachte niemand sonst. Ich war an jenem Abend nicht der einzige Adlige oder Adelsspross in der Menge. Niemand wollte, dass sich seine Anwesenheit hier in den besseren Kreisen herumsprach. Als bekannt wurde, dass das Mädchen die Tochter eines bedeutungslosen Kaufmanns war, wurde entschieden, dass dieses Ereignis einfach nicht stattgefunden hatte. Es war nicht geschehen. Niemand sprach je davon. Niemand gab zu, dasselbe gesehen zu haben wie ich. Plötzlich wurde aus der ganzen Angelegenheit nur ein Streit zwischen Oswalt und mir um ein Mädchen von zweifelhaftem Ruf und zweifelhafter Tugend. Der Klatsch ruinierte das Mädchen, und ich wurde entbehrlich als dritter Sohn, dessen Bruder den Titel bereits geerbt hatte.“
„Und das Duell?“, fragte Julia erwartungsvoll. Immerhin hatte sie ihn noch nicht ganz aufgegeben. Das schien ihm ein gutes Zeichen zu sein.
„Es fand statt. Jedenfalls beinahe. Ich war entschlossen, es durchzuziehen, obwohl ich wusste, wie man in der Gesellschaft das Ganze ansah. Aber entweder die Gesellschaft oder Oswalt selbst entschieden, dass das Duell nicht stattfinden würde. Jemand benachrichtigte die Behörden.“ Paine zuckte die Achseln. „Du weißt, wie Duelle bestraft werden.“
„Durch Exil“, meinte Julia. „Und was
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