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Ein froehliches Begraebnis

Ein froehliches Begraebnis

Titel: Ein froehliches Begraebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Ulitzkaja
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der Straße, Valentina schloß auf. . .
    Dann zog Valentina in Mickys Wohnung, denn Micky war für ein paar Jahre nach Kalifornien gegangen; er unterrichtete dort an einer berühmten Filmhochschule, und sein Privatleben lief gut, obwohl Rachel noch immer bekümmert war, daß Micky statt Valentina, der lieben Valentina mit den großen Brüsten, die so viele Kinder nähren könnten, nun einen kleinen spanischen Professor zur Freundin hatte, einen großen Garcia-Lorca-Spezialisten.
    Mickys New Yorker Wohnung lag auch in Down Town, und Alik besuchte sie nun hier, in der bewährten Zeit zwischen drei und acht.
    Eine Zeitlang verbot Valentina ihm die nächtlichen Besuche. Damals war sie gerade nach Queens gezogen, weil sie am dortigen College Arbeit als Russischlehrerin gefunden hatte. In Queens hatte sie einen anderen Mann, aus Rußland, aber den hatte keiner je gesehen, alle wußten nur, daß er als LKW-Fahrer arbeitete.
    Wie lange sich der Lastwagenfahrer in ihrem Leben hielt, war schwer zu sagen, aber als sie endlich nach einem harten Bewerbungsmarathon eine vollwertige amerikanische Stelle an einer der New Yorker Universitäten bekam, war er weg.
    Wieder hatte sie Alik, und sie wußte, daß das nun endgültig war und daß keiner vom anderen lassen konnte: weder sie von Alik noch Alik von Valentina.

11
    D ie Ingenieurin aus Moskau, die jemand mitgebracht hatte, übernachtete auf dem Teppich und fügte sich sofort in den Haushalt ein. Am Morgen, zur ruhigsten Zeit, als alle, die arbeiteten, in ihre Büros gegangen waren, diejenigen, die von Sozialhilfe lebten, noch kein Auge aufbekamen und auch Nina ihren Orangenschlaf noch nicht abgeschüttelt hatte, wusch die unscheinbare Frau, die man nach dem ersten Blick wieder vergaß, die Gläser und Tassen vom Vortag ab und sah dann nach Alik. Er war schon wach.
    »Ich bin Ljuda aus Moskau«, wiederholte sie für alle Fälle, denn sie war Alik zwar gestern vorgestellt worden, hatte sich aber daran gewöhnt, daß keiner sie nach dem erstenmal wiedererkannte.
    »Schon lange hier?« fragte Alik lebhaft.
    »Sechs Tage. Aber mir kommt’s lange vor. Waschen?« fragte sie so selbstverständlich, als sei es ihre Hauptbeschäftigung, morgens Kranke zu waschen.
    Schon brachte sie ein nasses Handtuch und rieb ihm damit Gesicht, Hals und Hände ab.
    »Was gibt’s Neues in Moskau?« fragte Alik mechanisch.
    »Immer dasselbe. Im Radio nichts als Phrasen, die Läden sind leer. Was soll’s da Neues geben. Frühstück?« schlug Ljuda vor.
    »Na ja, mal probieren.«
    Mit dem Essen stand es schlecht. Seit zwei Wochen aß er nur noch Kindernahrung, und selbst diese Obstpürees konnte er nur mit Mühe schlucken.
    »Na, dann mach ich Kartoffelbrei.« Schon verschwand sie in der Küche und klapperte dort leise mit Geschirr.
    Den Kartoffelbrei machte sie fast flüssig, und er rutschte ganz gut runter. Überhaupt fühlte Alik sich heute morgen etwas besser, das Licht verschwamm nicht so, und er konnte normal sehen, ohne Trickeffekte.
    Ljuda schüttelte Aliks Kissen auf und dachte traurig, daß es wohl ihr Los war, alle zu begraben. Mit ihren fünfundvierzig Jahren hatte sie schon ihre Mutter, ihren Vater, beide Großmütter, einen Großvater, ihren ersten Mann und vor kurzem eine enge Freundin begraben. Hatte sie alle gefüttert, gewaschen und war schließlich ihre Totenwäscherin gewesen. Mit dem hier hab ich eigentlich gar nichts zu tun, und trotzdem. . .
    Sie hatte eine Menge zu erledigen, eine lange Liste von Einkäufen und Besuchen bei wildfremden Menschen, die sie über ihre Moskauer Verwandten ausfragen und ihr von ihrem Leben hier erzählen wollten, aber sie spürte, daß sie gefangen war, nicht mehr loskam von diesem verrückten Haus, von diesem Mann, den sie schon beinah liebte, und daß es ihr wieder das Herz brechen würde.
    Das Telefon klingelte, jemand schrie in den Hörer:
    »Schaltet CNN ein! In Moskau ist ein Putsch!«
    »Putsch in Moskau«, wiederholte Ljuda tonlos. »Das ist mal was Neues.«
    Über den Bildschirm huschten Bruchstücke eines Berichts. Ein sogenanntes »Staatskomitee für den Ausnahmezustand«, schwammige Masken, stammelnd und voller Gemeinheit, die so augenfällig war wie ein schlechtsitzendes Gebiß.
    »Wo kommen solche Visagen bloß her?« fragte Alik verwundert.
    »Sind die hiesigen etwa besser?« rief Ljuda mit überraschendem Patriotismus.
    »Doch, schon.« Alik überlegte kurz. »Natürlich, die sind besser. Die sind auch Diebe, aber sie haben wenigstens

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