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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Svingen
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Gefühl, dass irgendwer die ganze Nacht lang mit Spikes über meinen Finger getanzt hatte. Es war noch eine ganze Stunde, bis ich aufstehen musste. Wer klingelte da so früh? Brannte es? Oder konnte es Papa sein, der den Schlüssel verloren hatte? Und wo war Ida geblieben? Ich taumelte aus dem Bett und stieß im Flur auf sie.
    »Ich hab sie durch das Guckloch gesehen«, sagte sie leise.
    »Wen?«
    »Eine Frau. Keine Ahnung, wer das ist.«
    Der Lärm tat meinen Ohren weh, denn nun klingelte es schon wieder. Die Möglichkeiten wirbelten mir durch den Kopf.
    1. Wir könnten still stehen und hoffen, dass sie wieder geht.
    2. Wir könnten öffnen und sie mit einem Besen vertreiben.
    3. Wir könnten öffnen und fragen, was sie will.
    Immerhin bestand die Möglichkeit, dass sie etwas über Papa wusste. Ich ging zur Tür und machte auf.
    »Ach, hallo«, sagte sie überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass es dich gibt.«
    »Das scheint aber der Fall zu sein«, antwortete ich und wusste nicht, was sie meinte.
    »Oh, da ist ja noch eine! Wie nett ihr ausseht. Wie heißt ihr denn?«
    Ida stand jetzt hinter mir.
    »Buster und Zwiebel-Anna«, sagte ich.
    »Wir heißen Håkon und Ida«, korrigierte Ida.
    »Wie alt seid ihr?«
    »Moment mal. Was wollen Sie überhaupt?«, fragte ich verwirrt.
    »Du, ich muss mit Goldi sprechen«, sagte sie.
    »Sie wollen mit … Goldi sprechen?«
    »Ich meine Guttorm. Es ist wichtig.«
    Papa heißt zwar Guttorm. Aber nie hat irgendwer ihn bisher Goldi genannt. Nur sehr wenig an ihm erinnert an Gold. Hätte sie gesagt, Falschgeld, dann hätte ich das verstanden. Die Frau trug einen lila Glitzerschal um den Hals, sie hatte blonde Haare und einen schwarzen Rock, der sich über ihrem Hintern spannte. Ich bereute schon, dass ich die Tür geöffnet hatte.
    »Sie werden hier kein Gold finden«, sagte ich langsam und musste einfach fragen. »Warum nennen Sie ihn Goldi?«
    »Das ist ein Kosename. Du weißt schon, wie Liebespaare ihn verwenden.«
    Ida und ich wechselten einen verdutzten Blick.
    »Aber wenn Sie seine Freundin sind, warum sind Sie dann hier?«
    »Warum soll ich denn meinen Freund nicht besuchen dürfen? Das machen Liebespaare so. Bestimmt durfte ich euretwegen noch nie herkommen. Eigentlich total unfair. Ich liebe Kinder doch so sehr, aber er hat nie gesagt, dass er Kinder hat. Denn ihr seid doch wohl seine Kinder?«
    »Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber ich verstehe nicht, warum Sie nicht verreist sind?«
    Sie runzelte besorgt die Stirn.
    »Hat er gesagt, dass ich verreist bin? Ich kann ihn nicht erreichen. Am Handy meldet er sich nicht. Und da dachte ich, ich könnte mit ihm sprechen, ehe er zur Arbeit geht.«
    »Zur Arbeit?«, fragte ich und überlegte, ob die Frau vielleicht neue Informationen hatte.
    »Ja, beim Ministerium.«
    »Sie meinen, beim Staat?«
    »Er ist doch Abteilungsleiter im Finanzministerium.«
    Ich versuchte, diesen Worten eine Art Sinn zu entlocken. Es war ziemlich sicher so, dass Papa kein Abteilungsleiter war, schon gar nicht irgendwo, wo man mit Geld zu tun hatte. Die Frau mochte ja im Kopf ein wenig knusprig gebraten sein, aber was sie sagte, klang eigentlich nicht so sehr nach Irrsinn.
    »Ja, manchmal vergesse ich das«, sagte ich langsam. »Vor Kurzem war er ja noch im Arbeitslosigkeitsministerium.«
    »Aber wo ist er denn jetzt?«
    »Er musste Nachtschicht machen« sagte ich schnell. »Abteilungsleiter im Ministerium müssen das häufiger mal.«
    »Aber hat er Ihnen wirklich nie von … uns erzählt?«, fragte Ida vorwurfsvoll.
    »Er hat gesagt, dass er als kleiner Junge eine Katze hatte. Das war alles. Aber ihr seid doch einfach … wunderbar«, sagte die Frau und lächelte bis zu den Fältchen um ihre Augen.
    Ich spürte, wie in mir eine Art Kloß aus Wut wuchs. Außerdem hatte ich große Zweifel daran, dass sie uns wunderbar nennen würde, wenn sie uns erst besser kennenlernte.
    »Wenn Papa sich am Handy nicht meldet und Sie nicht zurückruft, sollten Sie das vielleicht als Hinweis auffassen.«
    Die Frau kniff die Augen zusammen.
    »So leicht kommt er nicht davon.«
    Sie riss die Tür auf und drängte sich an uns vorbei. Ich wollte um einen Durchsuchungsbefehl bitten, aber sie kam mir zu wütend und durchtrainiert vor. Zuerst suchte sie in Wohnzimmer und Küche, danach sogar unter der Decke in Papas Schlafzimmer. Nachdem sie im Badezimmer im Korb für schmutzige Wäsche und unter unseren Betten nachgesehen hatte, ließ sie sich auf das Sofa fallen und hielt

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