Ein ganz schoen starker Plan
erschrocken an. Ich bereute schon, das verraten zu haben.
»Ja, im Auftrag der UNO, er muss eine neue Finanzkrise verhindern. Er musste mitten in der Nacht aufbrechen und der Geheimdienst hat einen Babysitter geschickt. Aber wir mussten die ganze Zeit Liegestütze machen und …«
»Er arbeitet wohl gar nicht im Finanzministerium, oder?«, fiel sie mir ins Wort.
Ich schluckte. Meine Notlügen stanken.
»Er ist arbeitslos«, verriet Ida. »Und jetzt ist er mit einer anderen verreist. Das stand jedenfalls auf dem Zettel.«
»Er hat eine andere?«, fragte Isabell erschrocken.
»Sie ist sicher nicht so hübsch wie Sie«, versuchte ich zu trösten. »Ich interessiere mich ja nicht so sehr für Frauen, die so alt sind wie Sie. Auch wenn Sie nicht so alt sind wie die, die richtig alt sind. Aber dafür, dass Sie so alt sind, sind Sie wirklich hübsch.«
Es war gar nicht so einfach, Frauen zu trösten.
»Wer passt denn auf euch auf?«, fragte sie
Wieder wechselten Ida und ich einen Blick.
»Wir passen gegenseitig auf uns auf«, erklärte Ida.
»Ich weiß ja nicht so viel über Kinder, aber so richtig üblich ist das in eurem Alter wohl nicht.«
»Kommt darauf an, in welchem Land man ist«, sagte ich. »Außerdem sehe ich so früh am Morgen immer sehr jung aus.«
»Mir scheint, Männer, auf die man sich verlassen kann, sind wirklich eine aussterbende Art«, seufzte Isabell.
Ich wollte schon etwas über Dinosaurier und Mammute sagen, riss mich aber zusammen und fügte nur hinzu: »Mamas auch.«
»Können wir uns auf Sie verlassen?«, fragte Ida.
Isabell schien von dieser Frage überrascht zu sein.
»Ja, ich glaube … ich meine, ja, klar könnt ihr euch auf mich verlassen.«
»Ich meine das so, dass Sie das nicht einmal Ihrer allerbesten Freundin erzählen, der Sie sonst alles Mögliche sagen«, sagte Ida.
»Solche Freundinnen habe ich nicht. Aber egal, ich verspreche.«
Ida setzte sich neben ihr auf das Sofa und fragte: »Warum ist es so schwer, den richtigen Partner zu finden?«
»Wenn ich das wüsste, könnte ich sicher Millionen verdienen. Aber ich glaube, das ist eines der größten Mysterien des Lebens. Wenn die Liebe dich plötzlich trifft, ist es wie ein Puzzlespiel, bei dem alle Stücke sich von selbst zusammenfügen. Alles wirkt irgendwie richtig. Du hast das Gefühl, wahnsinnig Glück zu haben, und bist ein bisschen verwirrt, weil es so einfach zu sein scheint. Aber es passiert nur so selten.«
»Ist das ein bisschen, wie auf der Straße Geld zu finden?«, fragte ich. »Das passiert sehr selten und wenn man das Geld dann findet, weiß man nicht so ganz, was man damit machen soll. Ein bisschen so, als ob man nicht weiß, ob man sich freuen darf.«
Isabell lächelte. Für eine Erwachsene war sie wirklich hübsch. »Ja, so vielleicht. Ich sollte euren Vater wohl aufgeben, aber ich merke, dass ich wenigstens mit ihm reden muss. Darf ich wiederkommen? Oder anrufen?«
Wir nickten. Sie schrieb ihre Nummer auf den Briefumschlag, auf dem ich gezeichnet hatte, und sagte, wir sollten anrufen, wenn wir reden wollten. Wir gaben ihr unsere Festnetznummer, weil wir keine Lust hatten, mit Papas Handy durch die Gegend zu laufen. Isabell sagte noch weitere nette Dinge über uns und ich spürte, dass meine Wangen langsamzum Ofen wurden. Als sie gegangen war, fühlten wir uns so platt, als wäre alle Luft aus uns rausgeströmt. Wir saßen auf dem Sofa und starrten vor uns hin.
»Ich hab eine Idee«, sagte ich und öffnete den Brief der Rektorin.
»Das habe ich schon befürchtet«, sagte Ida.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Ich kam rechtzeitig zur Schule, ohne zu rennen. Bürste wirkte zufrieden, während einige Jungs aus der Klasse sichtlich enttäuscht waren, weil der unterhaltsame Teil ausfiel. Außerdem hatte ich meine Hausaufgaben gemacht. Aber Bürste nahm mich nicht dran, obwohl ich mit dem Arm fuchtelte wie bei einem Fußballspiel. Aksel und Fredrik fragten, ob ich eine Kiste am Laufen hätte, und ich antwortete, abwarten und Tee trinken. Es konnte ja nichts schaden, die Erwartungen hochzuhalten.
»Was hast du denn mit dem Finger gemacht?«, fragte Sara.
»Mir zu fest in der Nase gebohrt«, antwortete ich.
In der großen Pause wollte ich meinen Plan in die Tat umsetzen. Ich ging nach unten zum Lehrerzimmer und fragte nach der Rektorin. Sie wirkte nicht wahnsinnig begeistert über meinen Anblick, deshalb musste ich ihr versichern, dass ich rechtzeitig zur Schule gekommen war, alle Aufgaben gemacht
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