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Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Titel: Ein Garten mit Elbblick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Brust verschränkt und sah ihn ausdruckslos an. Ekhoff hätte gerne seine Gedanken gelesen.
    «Woher soll ich das wissen?», sagte der Wächter. «Klar, ich war früher auch was anderes als Hütehund für so ’ne riesige leere Bude, da mag es welche geben, die waren die Manege und die ewige Reiserei leid und sind Lumpensammler, Steckenpferdschnitzer oder Grünhöker geworden, ist aber selten. Sehr selten. Höchstens nach einem Unfall, Trapezleute oder die mit den Raubtiernummern, denen passiert schon mal was. Die Polarbären sind unberechenbar, wir hatten hier mal sechs Dutzend. Sechs Dutzend! Alle zugleich in der Manege.»
    «Die haben Zähne und Pranken, keine Messer.» Sosehr Bellmann sich auch Mühe gab, Ekhoff zeigte sich nicht beeindruckt.
    «Hmm. Mir ist einer mit einem Messer zehnmal lieber als so ein weißer Koloss. Die haben oft schlechte Laune.» Sein Blick verirrte sich für einen Moment in der Ferne. «Und wo man Messerwerfen lernt? Der Sohn lernt es vom Vater. Oder vom Onkel oder sonst wem im Zirkus, die Mädchen ihre Kunst von der Mutter oder ’ner großen Schwester, Tante, Cousine.» Er zuckte ungeduldig die Achseln, seine Stimme wurde knapp. «Was dachten Sie denn? Im Gymnasium oder auf der Kadettenschule? Zirkusschulen gibt es nun mal nur im Zirkus. Das sagt schon der Name.»
    Irgendetwas war passiert, irgendetwas hatte aus Bellmann, dem selbstsicheren, einem bürgerlichen Beamten gegenüber herablassend spöttischen Zirkuswächter, einen unwirsch abwehrenden Mann gemacht. Womöglich war es nicht mehr als das übliche ärgerliche Misstrauen gegenüber der Polizei. Auf das traf er nicht nur bei Zirkusleuten. Er würde dennoch in ein paar Tagen wiederkommen. Vielleicht schon morgen. Oder übermorgen.
    Er stand auf. Ebenso der schwarze Hund, gar nicht mehr schwerfällig, sondern plötzlich sehr agil.
    Bellmann blieb sitzen, er rief das Tier nicht zur Ordnung.
    «Danke.» Ekhoff setzte den Bowler wieder auf, mit dem er sich Luft zugefächelt hatte, und tippte grüßend an die Krempe. «Danke», wiederholte er, und Bellmann sagte: «Wofür? Hab ich was gesagt, was Sie brauchen können? Schien mir gar nicht so.»
    Ekhoff neigte abwägend den Kopf. «Das weiß man oft erst später. Was ist mit Ihrem Bein? Wer war das?»
    Bellmanns Gesicht verzog sich böse. «Polarbär, Messerwerfer oder der Teufel – das können Sie sich aussuchen. Jedenfalls bin ich nicht vom Pferd gefallen.»
    * * *
    Als Paul Ekhoff zum Kriminalkommissar befördert wurde, hatte er gedacht, er habe es geschafft. Dieser Gedanke, tatsächlich war es vor allem ein Gefühl gewesen, hatte nicht lange gelebt. Ekhoff war weder dumm noch eitel genug, sich einzubilden, irgendein Posten bedeute Sicherheit. Besonders in diesem Metier konnte jeder Tag den einen großen Fehler bringen, der alles zerstörte, ob aus eigener Schuld, aus Zufall oder weil jemand nachgeholfen hatte, dem man im Weg war . Trotzdem lebte und arbeitete er für gewöhnlich mit der Zuversicht, dass er solche Rückschläge überstehen werde. Er versuchte stets, die Gedanken an solche Bedrohungen zu vermeiden. Sie bremsten den Elan, den Ehrgeiz, das Vorankommen. Das gehörte zu den Dingen, die er früh gelernt hatte. Er musste wachsam bleiben. Damit er nichts übersah, sich richtig benahm und den richtigen Ton traf. Höflich, aber nicht servil. Streng und doch in Grenzen jovial nach unten, ergeben, aber nicht demütig nach oben. Es war anstrengend.
    Er blickte Henningsen an, der ihm gegenübersaß und wie eine Mischung aus ermattetem Jagdhund und aufgeregter Maus aussah. Überhaupt erinnerte Henningsen ihn an einen Jagdhund. Er wusste den Namen der Rasse nicht, es waren dünne hochbeinige Tiere mit weichen Ohren und ständig wechselndem Ausdruck, zumeist unternehmungslustig, ständig in Bewegung, keine mörderischen Jäger, eher emsig-fröhliche Verfolger. Jetzt zeigte Henningsen das Mausegesicht.
    «Hmm. Das ist in der Tat wenig.» Ekhoff wollte es ihm nicht zu leicht machen. Wer es ständig leichtgemacht bekam, lernte nichts. Davon war er überzeugt. Flüchtig fiel ihm das Prinzip der Hagenbeck’schen zahmen Dressur ein, aber so ein junger Polizeiassistent war weder Eisbär noch Tiger.
    Plötzlich grinste Henningsen und sein Gesicht verwandelte sich wieder in das eines gut gelaunten jungen Jagdhundes. «Mal abgesehen von den besseren Etablissements, wo das Spektakel auf einer richtigen Bühne stattfindet und die Damen und Herren Artisten so etwas wie eine Garderobe zur

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