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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht verschließen, und er fügte sich. »Dennoch, wir brauchen einen Ankläger. Es muß jemand sein, der Ansehen genießt, und er sollte tunlichst nicht ein Richter aus dem Gefolge der Könige aus dem Norden sein.«
    »Dem kann man nur zustimmen«, meinte Barrán. »Ich schlage Brehon Ninnid vor, den neuen Brehon von Laigin. Er gehört zum Stamm der Uí Dróna im südlichen Teil des Königreichs. Laigin ist die einzige unbeteiligte Stimme in der ganzen Sache hier. Ninnid hat seinen König Fiannamail zu den Feierlichkeiten begleitet. Ein weiterer glücklicher Umstand.«
    Fidelma krauste die Stirn. »Dann darf ich wohl vermuten, daß er besser geeignet ist als Bischof Forbassach?« fragte sie mit spöttischem Unterton.
    Barrán stieß einen trockenen Lacher aus. »Das läßt sich nicht leugnen. Weil du deine Beweise gegen ihn in Ferna ins Feld führen konntest, ging Bischof Forbassach seiner Stellung verlustig. Man entsandte ihn in eine abgelegene kleine Klostergemeinde und untersagte ihm, weiterhin als Richter zu wirken. König Fiannamail mußte einen neuen Brehon wählen und fragte mich deshalb um Rat. Ich kann mich dafür verbürgen, der junge Ninnid ist talentiert und hat sich als pflichtbewußter Kronanwalt bereits einen Namen gemacht. Nun ja, jung wie er ist, ist er nicht frei von Hochmut, doch das wird sich auswachsen, dessen bin ich gewiß. Jetzt liegt es an euch, Einwände gegen seine Ernennung zu erheben, ehe wir ihm das Amt antragen.«
    Baithen hatte keine rechte Meinung, Colgú aber sagte: »Ich wüßte nicht, was dagegen spricht. Wenn du ihn empfiehlst, stimme ich zu. Was meinst du, Fidelma?«
    »Ein Brehon aus Laigin ist eine logisch zu begründende Wahl. Vielleicht sogar die einzige, die uns bleibt. Er ist weder Vertreter des Königreichs, aus dem das Opfer stammt, noch des Königreichs des Angeklagten, und auch nicht des Königreichs, in dem die Tat geschah. Daher müßte er der Idealfall eines unvoreingenommenen Kronanwalts sein.« Sie schaute zum Fenster, hinter dem der Himmel immer noch dunkel war, und erhob sich. »Ich muß jetzt wohl Eadulf beibringen, daß die Hochzeit verschoben wird. Und natürlich werde ich ihn bitten, mich bei meinen Nachforschungen zu unterstützen, wenn du dagegen nichts einzuwenden hast, Barrán.«
    »Das würde ich sogar erwarten«, bekräftigte der Oberste Richter ihren Vorschlag. »Wir wissen, wie tüchtig Bruder Eadulf ist, und mittlerweile ist sein Name untrennbar mit deinem verbunden.«
    »Dann sind wir uns alle einig.« Colgú seufzte aus tiefster Brust. »Nun bleibt uns nichts weiter übrig, als diese betrübliche Nachricht unseren Gästen zu vermitteln. Die Feierlichkeiten müssen verschoben werden, bis der Fall aufgeklärt ist.« Colgú schwieg und schaute Fidelma voller Anteilnahme an. »Wollen wir hoffen, daß der Aufschub nur von kurzer Dauer ist.«
    Auch Barrán sagte voller Mitgefühl zu ihr: »Das muß dich sehr hart ankommen, Fidelma, aber ich bin überzeugt, dir wird es gelingen, der Sache rasch auf den Grund zu gehen. Wir können all die hochgestellten Gäste ohnehin nicht länger als ein paar Tage in Cashel festhalten.«
    »Gesetz und Rechtsprechung brauchen ihre Zeit«, erinnerteFidelma ihn sanft. »Vor allen anderen bin ich es, die diesen Aufschub bedauert. Trotzdem vertrete ich den Standpunkt, niemand darf eilfertig freigesprochen oder verurteilt werden, bloß weil es uns ungelegen kommt und wir uns nicht die nötige Zeit nehmen.«
    Sie nickte rasch allen zu und verließ das Gemach.
     
    »An Bruder Conchobhars düsteren Ahnungen ist anscheinend doch was Wahres dran«, sagte Eadulf, nachdem Fidelma ihm alles auseinandergesetzt hatte. Sie war in seine Kammer gegangen und hatte ihn geweckt, und erst als er völlig wach war, hatte sie ihm geschildert, was sich in den letzten Stunden ereignet hatte.
    »Ja, er hat behauptet, die Stellung der Gestirne an unserem Hochzeitstag verheiße nichts Gutes«, bestätigte sie.
    Beide schwiegen sie, dann hörte man von Ferne den Klang der Glocke, die die Glaubensbrüder und -schwestern zum Frühgebet in die Kapelle rief. Fidelma lächelte verstohlen, blickte in einen Spiegel und richtete mit unwillkürlicher Handbewegung das Haar.
    »Nach allem, was wir über Abt Ultán gehört haben, bedurfte es keiner Sehergabe, um zu spüren, daß ein Ärgernis auf uns zukommt.«
    »Stimmt«, meinte Eadulf. »Ist wirklich Pech, daß Caol seinen Wachmann Dego woanders einsetzen mußte. Nachzuvollziehen ist die Situation, und ich

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