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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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‹Das war meine erste Annahme. Doch ich habe schon bald meine Ansicht geändert. Übrigens – sind Sie Amerikaner?› Ich nannte ihm meinen Namen. ‹Und Sie?› – ‹Ich heiße Hall und dies ist, wie Sie wahrscheinlich wissen, mein Privatsanatorium.›
    Ich murmelte etwas von einem Mädchen und erzählte eine Geschichte von einem strengen Vormund und einem Nervenzusammenbruch und erklärte ihm schließlich, ich hätte mir eingebildet, unter seinen Patienten das Mädchen erkannt zu haben. Daher mein nächtlicher Ausflug.
    Ich glaube, genau das war es, was er erwartet hatte. ‹Eine richtige Romanze›, sagte er freundlich, als ich geendet hatte. – ‹Und nun, Herr Doktor›, redete ich weiter, ‹seien Sie bitte auch mir gegenüber offen. Befindet sich bei Ihnen ein junges Mädchen mit dem Namen Jane Finn? Oder ist es jemals bei Ihnen gewesen?› – ‹Jane Finn?›, sagte er. ‹Nein.›
    Nun, damit war die Sache erledigt. ‹Da kann man nichts machen›, erklärte ich schließlich. ‹Aber hören Sie, da wäre noch etwas anderes. Als ich auf diesem verdammten Ast schaukelte, glaubte ich einen alten Freund von mir zu erkennen, der sich mit einer Ihrer Schwestern unterhielt.› Ich nannte ganz bewusst keinen Namen, da sich Whittington hier unter Umständen unter einem ganz anderen Namen aufhielt, aber der Arzt antwortete sogleich: ‹Vielleicht Mr Whittington?› – ‹Ja, der ist es›, antwortete ich. ‹Was tut er denn hier? Erzählen Sie mir nur nicht, dass seine Nerven nicht in Ordnung wären!›
    Doktor Hall lachte auf. ‹Nein. Er kam nur her, um mit einer meiner Schwestern zu sprechen, Schwester Edith, eine Nichte von ihm.› – ‹Ist er noch da?›, fragte ich. – ‹Nein, er ist gleich wieder in die Stadt zurückgefahren.› – ‹Wie schade!›, entfuhr es mir. ‹Aber vielleicht könnte ich mit seiner Nichte sprechen?›
    Doch der Arzt schüttelte den Kopf. ‹Schwester Edith ist heute, ebenfalls mit einem Patienten abgereist.› – ‹Pech›, bemerkte ich. ‹Haben Sie vielleicht Whittingtons Adresse in der Stadt? Ich würde ihn gern aufsuchen, wenn ich zurückkomme.› – ‹Seine Adresse kenne ich nicht. Aber ich kann, wenn Ihnen etwas daran liegt, Schwester Edith schreiben und sie darum bitten.› Ich dankte ihm. ‹Sagen Sie aber nicht, wer sie wissen möchte. Es soll eine Überraschung werden.›
    Das war ungefähr alles, was ich im Augenblick tun konnte. Whittingtons Nichte – falls sie das wirklich war – würde vielleicht nicht in eine solche Falle gehen – aber man konnte immerhin den Versuch machen. Danach setzte ich ein Telegramm an Beresford auf, um ihm mitzuteilen, wo ich war und dass ich mit einem verstauchten Fuß festläge. Ich bat ihn zu kommen. Aber ich hörte nichts von ihm. Mein Fuß war bald wieder einigermaßen in Ordnung. So konnte ich mich also heute von dem Doktor verabschieden und zurück in die Stadt fahren. Aber hören Sie, Miss Tuppence, Sie sehen so blass aus.»
    «Da ist Tommy schuld», antwortete Tuppence. «Was kann ihm nur zugestoßen sein?»
    «Kopf hoch! Es wird schon nicht so schlimm sein. Der Kerl, dem er folgte, wirkte wie ein Ausländer. Vielleicht sind sie ins Ausland gefahren…»
    Tuppence schüttelte den Kopf. «Ohne Pass geht das nicht. Im Übrigen habe ich diesen Ausländer gestern gesehen. Er hat bei Mrs Vandemeyer gegessen.»
    «Bei wem?»
    «Ach, das habe ich ja ganz vergessen. Sie wissen ja noch gar nichts.»
    «Schießen Sie los», sagte Hersheimer.
    Daraufhin schilderte ihm Tuppence die Ereignisse der beiden letzten Tage. Hersheimer rief erstaunt und nicht ohne Bewunderung:
    «Großartig! Sie als Dienstmädchen!» Er lachte. Dann fügte er ernst hinzu: «Aber hören Sie, Miss Tuppence, so lustig ist das gar nicht. Mut haben Sie wahrhaftig, aber mir wäre es lieber, Sie ließen die Finger davon. Mit diesen Burschen ist nicht zu spaßen.»
    «Oh, ist mir doch gleich!», rief Tuppence. «Denken wir lieber darüber nach, was Tommy passiert sein kann. Ich habe Mr Carter bereits geschrieben», fügte sie hinzu und erzählte ihm kurz den Inhalt ihres Briefes.
    Hersheimer nickte.
    «Was können wir sonst noch tun?», fragte Tuppence.
    «Ich halte es für das Beste, wenn wir die Spur von Boris aufnehmen. Sie sagten, er sei bei Mrs Vandemeyer zu Besuch gewesen. Besteht einige Aussicht, dass er wiederkommt?»
    «Es könnte sein, aber ich weiß es nicht.»
    «Am besten, ich kaufe mir einen Wagen, und zwar einen ganz feinen, verkleide mich als

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