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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kinderspiel. Fünf Minuten später richtete er sich mit einiger Mühe auf; denn seine Glieder waren noch verkrampft. Er dachte nach. Conrad hatte den Schlüssel an sich genommen, so dass er von Annette kaum noch Hilfe erwarten konnte. Der einzige Ausgang aus diesem Zimmer war die Tür und so musste er warten, bis die beiden Männer kamen, um ihn zu holen. Er tastete sich bis zu dem Bild und nahm es wieder vom Haken. Jetzt blieb ihm nichts anderes mehr zu tun als zu warten.
    Langsam verstrich die Nacht. Tommy durchlebte eine Ewigkeit, aber schließlich hörte er die Schritte. Aufrecht stand er da, holte tief Atem und hielt das Bild fest.
    Die Tür wurde geöffnet. Ein schwaches Licht fiel von außen ein. Conrad ging sogleich zur Gaslampe, um sie anzuzünden. Tommy bedauerte, dass er es war, der als erster eintrat. Es wäre ihm ein Vergnügen gewesen, mit Conrad zuerst abzurechnen. Nummer vierzehn folgte. Als er über die Schwelle trat, ließ Tommy das Bild auf seinen Kopf niedersausen. Nummer vierzehn stürzte unter einem gewaltigen Krachen und dem Klirren splitternden Glases zu Boden. Sogleich war Tommy hinausgesprungen und hatte die Tür hinter sich zugezogen. Der Schlüssel steckte. Er drehte ihn um und zog ihn in dem Augenblick heraus, als Conrad von innen mit einem Schwall von Schimpfworten gegen die Tür rannte.
    Tommy zögerte. Er hörte jemanden auf dem unteren Gang. Dann erklang die Stimme des Bärtigen von unten herauf. «Was ist los, Conrad?»
    Tommy fühlte eine Hand in der seinen. Neben ihm stand Annette. Sie deutete auf eine wacklige Stiege, die zu irgendwelchen Speicherräumen hinaufführte. Einen Augenblick später standen sie in einer staubigen Dachstube. Das Mädchen legte den Finger auf die Lippen und lauschte.
    Das Hämmern und Schlagen gegen die Tür donnerte durchs Haus. Der Bärtige und noch ein anderer versuchten die Tür einzudrücken. Annette erklärte flüsternd: «Sie glauben, dass Sie noch drin sind. Sie können nicht verstehen, was Conrad sagt. Die Tür ist zu dick.»
    «Ich dachte, man könnte hören, was im Zimmer vorgeht?»
    «Es gibt ein Guckloch vom anderen Zimmer aus. Das war klug, dass Sie das erraten haben. Daran werden sie aber nicht denken – denn jetzt wollen sie ja nichts als ins Zimmer hinein.»
    «Ja, aber hören Sie…»
    «Überlassen Sie alles mir.» Zu seiner Verwunderung sah Tommy, dass sie lange Schnüre an einen Pfosten und an einen Krug band. «Haben Sie den Schlüssel zur Tür?»
    «Ja.»
    «Geben Sie ihn mir!» Er reichte ihn ihr. «Ich gehe jetzt hinunter. Glauben Sie, dass Sie sich hinter der Stiege hinablassen können, damit man Sie nicht sieht?»
    Tommy nickte.
    «Es steht ein großer Schrank tief im Schatten auf dem Treppenabsatz. Treten Sie hinter ihn. Nehmen Sie das Ende der Schnur in Ihre Hand. Wenn ich die anderen herausgelassen habe, ziehen Sie.»
    Bevor er Zeit fand, sie noch irgendetwas zu fragen, war sie leichtfüßig die Stiege hinabgeeilt und stürzte laut schreiend unter die anderen: «Mein Gott! Was ist denn los?»
    Fluchend wandte sich der Bärtige ihr zu. «Mach, dass du wegkommst! Geh in dein Zimmer!»
    Vorsichtig ließ sich Tommy inzwischen hinter der Stiege hinab. Hinter dem Schrank kauerte er sich hin.
    «Ach!» Annette schien über etwas zu stolpern. Sie beugte sich nieder. «Mein Gott! Da ist ja der Schlüssel!»
    Der Bärtige entriss ihn ihr und schloss die Tür auf. Schimpfend kam Conrad herausgestolpert. «Wo ist er? Habt ihr ihn?»
    «Wir haben niemanden gesehen», erwiderte der Bärtige. Dann erbleichte er. «Wen meinst du denn?»
    «Er ist entkommen!»
    «Unmöglich. Er hätte an uns vorbei gemusst.»
    In diesem Augenblick zog Tommy an der Schnur. In der Dachstube oben zerschellte der Krug. Die Männer drängten die schwankende Stiege hinauf.
    Wie ein Blitz sprang Tommy aus seinem Versteck und stürzte die Treppe hinunter. Unten in der Diele war niemand.
    Plötzlich hörte er oben einen Schrei und einen Ausruf des Bärtigen und dann Annettes klare hohe Stimme: «Er ist entkommen. Und wie schnell.»
    Tommy stand noch immer wie angewurzelt da. War das für ihn eine Aufforderung zu gehen?
    Dann drangen noch lauter die Worte zu ihm: «Es ist ein schreckliches Haus. Ich will zu Marguerite zurück. Zu Marguerite, zu Marguerite.»
    Tommy war bis zur Treppe zurückgelaufen. Wollte sie, dass er ging und sie zurückließ? Aber warum? Dann sank ihm der Mut. Conrad kam die Treppe herabgestürzt.
    Tommy stoppte ihn durch eine rechte Gerade,

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