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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Wenn sie schwieg, wusste sie, dass sie es tief in ihrem Herzen bereuen würde. Um ihretwillen, und, wenn sie ehrlich war, auch um seinetwillen. Er war ein erwachsener Mann. Welchem Menschen tat es nicht gut zu wissen, wenn ein anderer ihn liebte?
    Sie hatte einst Colin verloren und danach stets geglaubt, der Schmerz sei zu viel für sie. Diese Zeit hatte sie nicht unversehrt überstanden. Aber seither war sie klüger.
    Wenn sie Luke verlor, weil sie ihn liebte … dann verdiente er sie nicht.
    »Erzähl mir mehr über Spanien.«
    Er versteifte sich. Es war fast unmerklich, aber weil sie so dicht beisammenlagen, spürte sie die Anspannung seiner Muskeln und seine Finger, die bisher langsam über ihren verschwitzten Rücken gestreichelt hatten, verharrten in der Bewegung. »Ich weiß nicht, was du gerne hören möchtest.«
    Vielleicht war es die Befriedigung nach dieser Leidenschaft, vielleicht war es die zunehmende Intimität, die nicht mehr bloß auf sexueller Anziehungskraft gründete, ihre Verbindung war inzwischen so innig, dass sie sich getraute, ein wenig drängender zu fragen.
    Kannst du mir versprechen, nicht zu sterben …
    Jene Worte, die er nach dem Debakel mit Lord Fitch ausgesprochen hatte, hingen ihr noch immer nach. Etwas verbarg er hinter diesen Worten. Aber sie konnte bisher nicht ergründen, was es war.
    »Du hast dort wohl nicht nur Kameraden, sondern auch Freunde verloren.« Madelines Kopf ruhte an seiner Brust. Sie tastete sich vor. »Ich kann deine Erfahrungen nicht mit meinen vergleichen, wenn man von Colins Tod absieht.«
    Der Mann, der sie umarmt hielt, gab keine Antwort.
    »Ich will nicht neugierig sein«, fügte sie behutsam hinzu. »Ich versuche einfach zu verstehen …«
    Erhellend war ja immerhin schon mal, dass er nicht so tat, als wüsste er nicht, was sie wollte. Lukes Finger behielten ihren sanften Trommelrhythmus auf ihrer Haut bei, aber es dauerte einen Moment, ehe er antwortete: »Spanien hat nichts mehr mit meinem Leben zu tun.«
    »Ist Spanien der Grund, weshalb du noch so gut mit Alex St. James und Lord Longhaven befreundet bist?«
    »Wir kannten uns schon vor dem Krieg.«
    Aber irgendetwas war dort passiert. Sie konnte es an seiner Stimme hören.
    Sie legte die Hand flach auf seine Brust, an der Stelle, wo darunter sein Herz schlug. »Du willst es mir nicht erzählen.«
    »Stimmt.«
    Dann, als wollte er die kalten, groben Worte abmildern, umschloss sein Arm ihre Taille. Er zog sie noch enger an sich, wenn das überhaupt möglich war. Seine Stimme klang heiser.
    »Bitte, Madge. Frag mich nicht noch einmal.«

Kapitel 22
    Gestern war Luke am frühen Abend von seiner Reise zurückgekehrt. Er hatte sich rasch umgekleidet und war sofort ausgegangen. Elizabeth wusste davon, weil ihm kaum mehr als eine flüchtige Begrüßung über die Lippen gekommen war. Sie fragte sich, warum er es so eilig hatte. Beim Frühstück war er auch nicht aufgetaucht, und als sie sich am Nachmittag nach ihm erkundigte, hatte er sich mit seinem Anwalt im Arbeitszimmer verschanzt.
    Miles hatte sie in all den Tagen kein einziges Mal gesehen.
    In der letzten Woche war er wie ein Geist gewesen, der im Haus ein und aus ging. Er verschwand früh und kehrte erst zurück, wenn alle anderen schon zu Bett gegangen waren. Sie wusste, er mied sie absichtlich. Es war jetzt noch schlimmer als vorher.
    Sie mussten unbedingt über den Kuss reden. Und sie merkte jetzt erst, wie schwer ihr Warten fiel. Schön, er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Aber ihr ging es genauso, und sie verfluchte Miles zudem, weil er sich von ihrem Bruder hatte einschüchtern lassen.
    Wenn das bloß ihr einziges Problem wäre …
    Seit es passiert war, hatte sie jede wache Sekunde über Miles und diesen vielsagenden Kuss nachgedacht. Deshalb machte sie diesen Besuch; sie hatte das bisher noch nie gemacht. Gewöhnlich beschränkte sich die Kommunikation mit ihrer Halbschwester auf Familientreffen, und solche Einladungen nahm Regina nicht allzu oft an. Sie liebte es, ein freies Leben zu führen. Elizabeth wusste allerdings, dass sie und Luke sich ziemlich oft sahen.
    Der Salon war typisch für die meisten Londoner Stadthäuser im gehobenen Segment, wenn man von dem gewienerten Tisch absah, auf dem angeschlagene griechische Statuen aufgereiht standen. Den meisten fehlte ein Teil. Außerdem gab es eine große Bandbreite anderer Kunstwerke, die Elizabeth sehr interessierten. Es kostete sie einige Mühe, nicht auf die einzelnen Bilder zu starren,

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