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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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»Du musst mit ihm darüber reden.«
    Als sie das letzte Mal versucht hatte, mit ihm zu reden, hatte das nicht geklappt. Stattdessen hatte er sie geküsst.
    Eigentlich war das ein guter Grund, um es noch einmal zu versuchen.
    Luke beobachtete seine Schwester, die ihren elfenbeinfarbenen Seidenhandschuh am Ellbogen zurechtrückte. Sie schien nicht zu wissen, ob sie amüsiert sein oder sich zusammenreißen sollte.
    »Ich habe dich nur darum gebeten, ein paar Minuten mit ihm allein sein zu dürfen«, sagte Elizabeth lapidar.
    »Die meisten Beschützer«, erwiderte er und war sich zugleich nur allzu sehr der Tatsache bewusst, dass die meisten Beschützer junger, unschuldiger Ladys nicht seinen schlechten Ruf genossen, »machen es sich zur Pflicht, ihre verletzlichen Schützlinge davor zu bewahren, in die Hände eines Verehrers zu fallen, der üble Absichten hegt.«
    »Denkst du so von Miles? Glaubst du, er hegt üble Absichten? Hat er das dir gegenüber erwähnt? Was hast du ihm gesagt? Wie …«
    Er hob die Hand, um die Salve aus eifrigen Fragen zu bremsen, die auf ihn niederging. »Elizabeth, sei still.«
    Sie verstummte, sie wirkte so jung, wie sie neben seinem Schreibtisch stand. Sie hatte sich für den Abend zurechtgemacht und trug ein Kleid aus einem silbrig schimmernden Stoff, von dem Luke sicher war, sie würde Miles allein mit diesem Kleid in die Knie zwingen. Als älterer Bruder wuchs in Luke der Wunsch, seine Mutter zu fragen, was sie sich dabei dachte, Elizabeth ein so freizügiges Kleid zu erlauben. Es war zwar einigermaßen züchtig geschnitten, musste er widerstrebend zugeben, aber Elizabeth war seine Schwester , und er hätte ein Kleid bevorzugt, das bis zum Hals zugeknöpft werden konnte. Am besten noch mit einem Schleier, der das Ensemble komplettierte.
    Es war irgendwie anders, wenn man auf der anderen Seite stand. Er hatte die Blicke gesehen, mit denen Madelines Mutter und ihre Tante sie gemessen hatten, als er sich an jenem schicksalhaften Abend in der Oper zu ihnen setzte.
    Doch über seine eigene Situation konnte er später nachdenken. Im Moment stand Elizabeth vor ihm und erwartete eine Antwort.
    Der abwartende Blick seiner Schwester erinnerte ihn an Miles. Auf seinem Gesicht hatte nach dem Kuss ein ähnlich gequälter Ausdruck gelegen. Unwillkürlich fragte Luke sich, warum die Beziehungen zwischen Männern und Frauen bloß so verflixt kompliziert sein mussten. Es kostete ihn einige Mühe, unbeteiligt zu wirken. »Woher kommt dieser plötzliche Wunsch, mit Miles zu reden?«
    »Regina hat vorgeschlagen, ich sollte das tun.«
    »Ach, tatsächlich?« Wie zum Teufel war ihre ältere Schwester in die Sache hineingezogen worden? Andererseits hatte auch er Regina schon bei Gelegenheit in dieser Sache um Rat gefragt. Sie hatte rundheraus erklärt, sie habe schon seit einiger Zeit geahnt, dass Miles in Elizabeth verliebt war. »Ich wusste nicht, dass sie zu Besuch war.«
    »War sie auch nicht. Ich bin zu ihr gegangen.« Elizabeth reckte das Kinn. »Mutter weiß nichts davon, obwohl ich auch keinen Grund sehe, warum ich sie nicht besuchen sollte. Sie wird schließlich auch recht oft hierher eingeladen.«
    Im Stillen musste er ihr Recht geben. Aber obwohl ihre Familie – und sogar ihre Mutter – Regina akzeptierte, vergab ihr die Gesellschaft nicht so leicht ihre niedrige Geburt. Und ebenso wenig ihren eher unkonventionellen Lebensstil. Im Übrigen sollte Elizabeth derzeit nirgends ohne Begleitung hingehen. »Wenn du sie besuchen möchtest, habe ich nichts dagegen. Aber das nächste Mal erlaubst du mir bitte, dich zu begleiten.«
    Etwas Rebellisches flackerte in ihren Augen auf, doch nach kurzem Überlegen nickte Elizabeth. »Könnten wir wieder auf meine Frage zurückkommen?«, fragte sie. »Ich habe Miles seit … na ja, seitdem kaum mehr gesehen, und ich stimme Regina zu, wenn sie sagt, ich sollte mit ihm reden.«
    Mit seitdem meinte sie den zärtlichen Kuss, den er zufällig beobachtet hatte, weil er in dem Augenblick aus dem offenen Fenster seines Arbeitszimmers geschaut hatte. Natürlich hatte sie recht. Sie mussten unbedingt miteinander reden. Aber erst, wenn Luke wusste, was Elizabeth wollte. Er war höflich aufgestanden, als sie den Raum betreten hatte, und wies deshalb jetzt auf einen Stuhl. »Setz dich doch bitte. Auch wenn ich dir nicht genau sagen kann, was er mir an jenem Nachmittag anvertraut hat, verspreche ich doch, auf jeden Fall euer beider Wohlergehen im Sinn zu haben.«
    »Du klingst

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