Ein gefährlicher Gentleman
Sein Haar strich über den Hemdkragen. »Auf keinen Fall. Aus vielen Gründen, aber der wichtigste war, dass du dein Debüt in der Gesellschaft bekommen solltest. Du solltest von den Männern verehrt werden, solltest mit Blumen überschüttet werden und selbst entscheiden, ob du ein Leben an der Seite eines Mannes führen willst, der weder in der Gesellschaft eine herausragende Stellung einnimmt noch über ein großes Vermögen verfügt oder dir etwas anderes bieten kann außer seiner Liebe.«
Plötzlich zitterte sie. Ihr war heiß und kalt zugleich, sie klammerte sich an seine Hand und hielt ihn fest, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. »Ich glaube, du kannst mir ein bisschen mehr als das bieten«, murmelte sie. Nur mühsam konnte sie ihre Gefühle bezähmen. Ihre Kehle war merkwürdig eng. »Du kannst höher auf einen Baum klettern als jeder andere, den ich kenne.«
»Oh ja, das ist der Stoff, aus dem gute Ehemänner gemacht sind.« Er schmunzelte.
Ehemann. Sie erbebte. Wollte sie wirklich Miles heiraten?
Oh ja.
»Aber du hast so viele Fehler!«, erklärte sie ihm. Es faszinierte sie, wie er sie ansah. Gerade so, als begehrte er sie tatsächlich … Wie hatte sie all die Jahre bloß so blind sein können?
»Dutzende«, versicherte er ihr. Seine Lider senkten sich eine Winzigkeit. Sein Blick ruhte auf ihrem Mund. »Vielleicht sogar Hunderte, aber sieh doch nur, welchen Vorteil du hast. Du kennst sie schon alle.«
»Ich weiß nicht, ob das jetzt für dich spricht oder nicht.«
»Vielleicht spricht das für mich.« Er zog sie an sich. Sein Mund machte etwas mit der winzigen Stelle unter ihrem Ohr, das sie erschauern ließ. »Ich verspreche dir, all deine Neugier zu befriedigen, El. Jede Frage, auf die ich eine Antwort weiß, werde ich dir beantworten. Alle Geheimnisse über das, was zwischen Mann und Frau geschieht, werde ich lüften, auch die, die deine Mutter dir nicht enthüllen wird. Bist du interessiert?«
Er wusste, dass sie das war, verflucht! Aber er musste noch immer die eine Frage stellen. Sie legte die Arme um seinen Hals. »Vielleicht solltest du dein Angebot deutlicher aussprechen. Sonst glaube ich, du wirst dich schneller vor dem Lauf von Lukes Duellpistole wiederfinden, als dir lieb ist.«
»Willigst du ein, meine Frau zu werden?« Sein Flüstern klang sinnlich und verführerisch. Sie erbebte. »Ich schwöre dir, dich zum Aalfischen mitzunehmen, ich verspreche dir verbotene Spaziergänge durch den Wald in hellen Mondnächten. Wir können uns auf der Böschung am Fluss an sonnigen Nachmittagen ausstrecken und uns in Träumereien verlieren. Das ist nicht viel, ich weiß, aber …«
Sie zog seinen Kopf zu sich herunter, damit sie ihn küssen konnte, und brachte ihn zum Schweigen. Es war ein zögernder, beredter Kuss. Sie war noch etwas ungeübt und wunderte sich, wie eine so einfache Berührung sie so sehr entflammen konnte. »Sei still, Miles«, flüsterte sie an seinem Mund. »Manchmal kannst du so ein Narr sein! Das soll nicht viel sein? Mehr habe ich nie ersehnt, du Depp.«
»Ist das ein Ja?« Er lachte jetzt, und sein Lachen war so, wie sie es in Erinnerung hatte: laut und neckend. Sie liebte dieses Lachen. »Du kannst keinen Heiratsantrag annehmen und deinen zukünftigen Ehemann im selben Atemzug einen Depp nennen.«
»Natürlich kann ich das.« Sie lächelte ihn schelmisch an. »Schon vergessen? Ich bin sehr gut darin, die Regeln zu brechen. Zumindest, wenn ich mit dir zusammen bin.«
Das zu dem Thema, dass Miles Elizabeth zurückbringen sollte, ehe alle ihre Abwesenheit bemerkten. Luke zog seine Uhr aus der Westentasche und blickte erneut darauf. Er vermutete, die Sache lief ziemlich gut, wenn sie so lange wegblieben.
»Ich habe mir schon gedacht, dass ich dich hier finde.«
Beim Klang der kühlen, klaren Stimme wandte Luke sich ab und gab es auf, mit gerunzelter Stirn die Terrassentüren im Blick zu behalten. »Michael.«
»Ich habe deine Nachricht erhalten.«
Und sogleich korrekte Schlüsse gezogen, wo er sich heute Abend aufhielt. Obwohl das kaum verwunderlich war, da er Elizabeth in letzter Zeit stets zu den wichtigsten Bällen und Empfängen begleitet hatte. Dieser Ball war definitiv überfüllt, da die Gastgeberin in der besseren Gesellschaft sehr beliebt war.
Madeline war heute nicht zugegen. Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt, dass sie aufs Land gefahren sei, um ein paar Tage auf dem Anwesen ihrer Schwägerin zu verbringen, ehe sie mit Trevor nach London
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