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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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offenen Terrassentüren führen. Sie waren nicht die Einzigen, die den stickigen Ballsaal verlassen wollten. Andere Paare trieben sich bereits draußen herum, lehnten an der Balustrade oder saßen auf den Steinbänken beisammen. Miles entschied, die Stufen hinabzuschreiten und geleitete sie zu einem Weg aus Steinplatten. Keiner von ihnen sprach.
    Es war ein bedeckter Abendhimmel, die Wolken zogen immer wieder über den Mond. Der leichte Wind strich leise dahin. Im schwindenden Licht war es schwer, Miles’ Miene zu deuten, und Elizabeth versuchte, seine ruhige Ausstrahlung zu übernehmen. Sie wollte nicht dem drängenden Gefühl nachgeben, dieses Gespräch beginnen zu müssen. Er hatte schließlich den ersten Schritt unternommen, um ihrer beider Leben zu verändern, indem er sie geküsst hatte.
    Er hatte ihr Leben für immer verändert.
    Auf einem der in Schatten getauchten Wege wurde er immer langsamer, bis sie stehen blieben. Der Wind zauste sein Haar. »Luke hat mir gesagt, du wünschst, mit mir zu sprechen.«
    Er klang so förmlich und steif! Sie war verwirrt. Aber eigentlich war sie auch dankbar. Für sie war es nichts Neues, in Miles’ Gegenwart verwirrt zu sein. Nur ihr rasender Puls war beunruhigend. Sie nahm all ihren Mut zusammen und sagte: »Ich dachte, wir sollten endlich darüber reden, was passiert ist.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ach, Miles! Sei doch nicht so begriffsstutzig! Du hast mich geküsst.«
    »Tatsächlich?« Seine Hand umschloss ihre Wange. Er legte so rasch und unerwartet seinen Mund auf ihren, dass sie überrascht nach Luft schnappte. Seine andere Hand fuhr langsam und federleicht an ihrem nackten Arm hinab. Er küsste sie … küsste sie … Subtil veränderte er den Kuss, und sie versank darin wie in Treibsand. Zuerst war er beinahe verzweifelt zärtlich, dann drängend und danach wieder zärtlich und vorsichtig. Er kreuzte seine Finger mit ihren, als er schließlich den Kopf hob. »Was wolltest du sagen?«
    Wenn da nicht diese winzige Unsicherheit in seiner Stimme gewesen wäre, hätte sie ihrer Wut freien Lauf gelassen. Was sie wollte, war eine ruhige, rationale Diskussion darüber, warum um alles in der Welt er sie damals geküsst hatte. Und jetzt hatte er es schon wieder getan!
    Soweit sie das beurteilen konnte, hatte er es sogar richtig gut gemacht.
    Es war ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. »Ja, tatsächlich. Also, nein«, korrigierte sie sich. »Ach, Miles, warum machst du das?«
    Er grinste schief. Es war die Art Grinsen, die er immer dann aufsetzte, wenn er sie besonders verärgert hatte. »Würdest du mir glauben, wenn ich sage, weil ich dich verehre? Weil ich finde, du bist vermutlich die schönste Frau auf Erden … Warte, habe ich vermutlich gesagt? Oh nein, du bist die schönste Frau auf Erden, und wenn ich dir dann noch erzähle, dass ich schon damals, als du mir gesagt hast, ich sei verachtenswert und ungehobelt, und du wünschst mich zum Teufel, ebenso gedacht habe?«
    Sie war sprachlos und konnte nur stumm zu ihm aufblicken. Sie studierte seine Gesichtszüge, die ihr so schmerzlich vertraut waren – die etwas zu lange Nase, die hagere Form seines Kiefers, der goldene Schimmer seiner Augen, deren Farbe sie selbst in der Dunkelheit zu sehen glaubte. Sie erkannte, dass ihre Gefühle das waren, was sie sich erhofft hatte: herzergreifend, voller Liebe und mit dem erhofften großen Tamtam.
    Es war Liebe! Du lieber Himmel, sie liebte Miles. Natürlich wusste ein Teil von ihr, dass sie ihn schon immer geliebt hatte. Aber nicht so. Es gab liebevolle Zuneigung, und es gab das hier.
    »Als du damals zur Universität gegangen bist, habe ich mich so elend gefühlt, weil du plötzlich fort warst.« Die zögerlichen Worte dienten mehr ihrer eigenen Erkenntnis als seiner. »Ich konnte nicht glauben, was ich fühlte.«
    Seine Finger schlossen sich fester um ihre. »Stell dir vor, wie es mir ging. Damals wusste ich bereits, dass ich dich liebte. Ich wollte nicht gehen, denn ich habe gewusst, dass ich dich monatelang nicht sehen würde. Aber Chas bestand darauf, und meine Mutter hat ihn darin bestärkt. Ich vermute, sie wussten schon damals, wie ich mich fühlte. Du warst ohnehin noch viel zu jung, insofern hatten sie recht … Aber es fiel mir so schwer! Ich habe immer geglaubt, es werde irgendwann leichter.«
    Wenn sie das richtig verstand, hatte jeder von seiner Liebe gewusst. Nur sie nicht. »Du hättest es mir sagen müssen.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf.

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