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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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den Kindern passte, oder existierten einfach nicht. »Für Trevor war es eine gute Zeit. Ich nutze den Landsitz viel zu selten, weil er so riesig ist und wir nur zu zweit sind.«
    »Langley Hall ist da schon weniger pompös.«
    »Vielleicht sollten wir nächstes Jahr einfach mehr Zeit außerhalb der Stadt verbringen.«
    »Trevor ist uns hier natürlich immer herzlich willkommen.« Ihre Schwägerin kniff gegen das Sonnenlicht die Augen zu. »Mit jedem Tag ähnelt er Colin mehr.«
    »Ich weiß.« Madeline sprach leise; in ihrer Stimme schwang liebevolles Erinnern mit. Neben vielen anderen Geschenken hatte die Affäre mit Luke ihr auch diese dankbare Erinnerung beschert. Der Schmerz über den Verlust ihres Ehemanns war nicht gänzlich verschwunden – das würde er nie – aber es fühlte sich jetzt anders an. Sein Tod war nicht länger der Grund für ihre Einsamkeit und ihren Kummer. Nein, sie konnte sich jetzt an Colin erinnern und sah ihn in ihrem Sohn Trevor. Die Erinnerung war von Nostalgie und Zärtlichkeit geprägt und nicht mehr vom schrillen Schmerz. Sie war eine Frau, die einst einen Mann hatte lieben dürfen. Jetzt aber war sie keine einsame Witwe mehr.
    »Erzähl mir von dem einst unerreichbaren Viscount Altea, der jetzt offenbar in menschliche Sphären abgestiegen ist.« Marta sagte das ganz natürlich, so wie sie um eine zweite Tasse Tee gebeten hätte. »Alle sind ganz aufgeregt. Sogar David hat die Sache mir gegenüber erwähnt. Und du kennst ihn, normalerweise interessiert ihn Gerede überhaupt nicht.«
    Madeline mochte Martas Ehemann, der sehr klug war, aber zugegebenermaßen etwas zurückgezogen lebte. Sie lächelte und blickte angestrengt auf ihre Schuhspitzen, die unter dem Saum ihres zitronengelben Musselinkleids hervorlugten. Schließlich blickte sie auf. »In der Tat ist es schwierig, Luke angemessen zu beschreiben. Ich würde sagen, dass er ein komplizierter Mann ist, der es bevorzugt, die Dinge unkompliziert anzugehen.«
    »Und das heißt?«
    Die ganze Zeit schon hatte Madeline gewusst, dass sie irgendwann dieses Gespräch führen müsste. Sie hatte lange mit sich gerungen, wie sie ihre Entscheidung für die Affäre mit Luke ihrer Schwägerin gegenüber rechtfertigen sollte. Marta war ihr nicht nur stets eine gute Freundin gewesen, sondern sie war auch Trevors Tante, und es schien Madeline geboten, ihr gegenüber Ehrlichkeit walten zu lassen. »Er hat mir erklärt, er habe kein Interesse an einer Ehe mit mir. Darum sind wir bloß Freunde, wenn man so will.«
    Verblüfft blickte Marta sie an. Leicht runzelte sie die Stirn. »Freunde? Ich glaube, ein Mann mit Lord Alteas Ruf hat wohl kaum Freundinnen, mit denen er rein platonisch verkehrt.«
    Wenn sie nicht vorher schon errötet war, dann spätestens jetzt. Aber Madeline hatte nicht vor, Marta anzulügen. »Ich bin verwitwet«, sagte sie vorsichtig. »Für mich gelten die Einschränkungen nicht mehr, denen Debütantinnen unterworfen sind. Er begleitet mich hin und wieder zu einer Veranstaltung, und er hat sich uns – meiner Mutter, Tante Ida und mir – kürzlich in der Oper angeschlossen. Ansonsten sind wir sehr diskret.«
    »Ich verstehe …«
    »Wirklich?« Es war wichtig, dass Marta tatsächlich verstand.
    »Er sieht wirklich sehr gut aus.« In dem Satz schwang etwas Zögerliches mit. Als versuchte Marta, ihre in Ungnade gefallene Schwägerin zu entschuldigen.
    Ja, das war er in der Tat. Aber ganz von seinem attraktiven Aussehen abgesehen war Luke so viel mehr. Er war anders als die anderen adeligen Gentlemen, die mit ihrem Aussehen und dem oberflächlichen Charme protzten.
    Es fiel ihr nicht leicht, die heiße Affäre mit einem der berüchtigtsten Junggesellen Londons zuzugeben. Besonders nicht, da ihr Martas Meinung sehr wichtig war. Aber was sie jetzt noch hinzufügen wollte, fiel ihr noch schwerer. Madeline blickte über den Park, der ruhig in der Nachmittagssonne dalag. Auf dem schräg abfallenden Rasen spielten die Kinder, und die Ulmen raschelten lebhaft im Wind. Sie versuchte, sich zu sammeln. »Ich habe mich heftig in ihn verliebt.«
    Darauf folgte ein Schweigen. Nichts war zu hören außer einem Platschen, als der Ball erneut im Wasser landete. Die junge Kinderfrau begann, den Übeltäter zu beschimpfen, der für seine Missetat zwar gerne geradestand, aber zugleich ein breites, zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht hatte.
    »Das freut mich zu hören.« Martas Stimme war leise. »Ich kenne dich gut genug, um das zu wissen, du

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