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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ihr sittsamer Tonfall, obwohl er durchaus Verständnis für ihre Bedenken aufbrachte. Niemand würde sich etwas denken, wenn man ihn in ihrer Kutsche sah. Aber anders herum würde man es registrieren. »Nun, wo lebt denn Eure Schwägerin, damit ich meinen Kutscher anweisen kann?«
    »In der Brook Street.«
    »Das ist wirklich nah. Ich werde ihm sagen, er soll erst eine Runde um den Block drehen, damit wir ein paar Minuten ungestört miteinander reden können.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, gab er Harold die Adresse, ehe er in die Kutsche stieg und sich ihr gegenüber niederließ. Die Kutsche rollte an, und ohne Umschweife kam er zur Sache: »Der Doktor ist der Ansicht, Fitch sei nicht ernstlich verletzt worden und sein bewusstloser Zustand könne ebenso gut vom Schnaps herrühren wie von allem anderen.«
    »Ich bin erleichtert, das zu hören. Zugleich aber fürchte ich, er könnte rachsüchtig sein. Ich würde gerne behaupten, dieser Umstand bereite mir kein Kopfzerbrechen, aber natürlich tut er das.« Ihr Mund zitterte ganz leicht. Unglücklicherweise zog dieses Beben seine Aufmerksamkeit auf ihre weichen Lippen. Er erinnerte sich leider nur zu deutlich daran, wie sie sich anfühlten, wenn er seinen Mund zum feurigen Kuss darauf presste.
    »Ich vermute, dass er sich nicht einmal an den Zwischenfall erinnern wird. Und selbst wenn es doch der Fall sein sollte, so wird er doch nicht länger im Besitz des Tagebuchs sein.« Luke lächelte humorlos. »Falls er sich Euch auf irgendeine Weise nähert, ob nun privat oder in der Öffentlichkeit, wird er auch nicht mehr lange im Besitz seines Lebens sein. Macht Euch keine Sorgen, meine Liebe. Wenn er beschließt, Euch noch mehr Kummer zu bereiten, lasst es mich einfach wissen. Er wird schon bald verstehen, dass er es dann mit mir zu tun bekommt.«
    »Warum tut Ihr das?« Ihre Finger waren kreideweiß und umklammerten das Retikül in ihrem Schoß.
    »Was tue ich denn, wenn ich fragen darf?«
    »Ihr helft mir so großzügig.«
    »Was glaubt Ihr denn, warum ich es tue?« Das war eine ausweichende Antwort, die er vor allem gab, weil er selbst wusste, was er sagen sollte.
    Weil ich dich nicht vergessen kann. Nein, das konnte er nicht aussprechen.
    Ihre dunklen Augen betrachteten ihn aufmerksam. Für einen Moment sagte sie nichts, während die Kutsche so schnell durch die Straßen rumpelte, dass ihre schlanke Gestalt auf dem Sitz leicht hin und her geworfen wurde. Dann erwiderte sie fest: »Fragt mich nicht warum, aber ich habe gewusst, Ihr würdet mir helfen. Obwohl ich aus Erfahrung weiß, dass Ihr nicht immer vernünftig oder ritterlich handelt.«
    Sie bezog sich natürlich darauf, dass er nach jener denkwürdigen Nacht, in der er sie immer und immer wieder mit ungezügeltem Hunger geliebt hatte – einem Hunger, den sie offenbar geteilt hatte – einfach fortgegangen war. »Ich hatte meine Gründe, unritterlich zu sein«, erwiderte er kühl.
    Mit leichter Hand arrangierte sie ihre Röcke neu. Ihre schmerzliche Miene verriet ihm jedoch, dass sie nicht im Geringsten entspannt war. »Abgesehen von Colin wart Ihr bisher mein einziger Liebhaber.« Sie hauchte das Geständnis.
    Er hatte etwas Ähnliches erwartet, und da seine Vermutung nun bestätigt war, fühlte er sich nicht gerade besser. Es stand außer Frage, er hatte sich alles andere als ehrenvoll betragen, und auch wenn er kein Heiliger war, ließ er sich doch normalerweise nicht mit Frauen wie Madeline ein. Sie ähnelte nicht im Geringsten den verbrauchten Schönheiten des ton , die wie geübte Kurtisanen ein Gespinst aus Intrige und Lust zu spielen wussten.
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie fortfuhr: »Als Ihr danach nie bei mir vorgesprochen und Euch in der Öffentlichkeit so distanziert verhalten habt, als sei es nie passiert, als Ihr Euch weigertet, auf die Nachricht zu antworten, die zu schreiben ich gezwungen war … Nun, da musste ich glauben, Euch irgendwie enttäuscht zu haben. War die Leidenschaft, an die ich mich erinnere, denn nur einseitig?«
    Verflixt und zugenäht! Aber er hatte ja unbedingt mit ihr reden wollen, wenngleich nicht ausgerechnet über dieses Thema. Aber es musste wohl irgendwann ausgesprochen werden. »Keineswegs«, gab er zu. »Und ich glaube, das wisst Ihr auch, selbst wenn Ihr Euch etwas anderes eingeredet habt. Meine große Bewunderung Eurer Reize war alles andere als vorgetäuscht.«
    »Aber … warum?«
    »Weil Ihr nicht der Typ Frau seid, die die Mätresse eines

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