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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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dieser Ankündigung nicht besonders beeindruckt zu sein und kehrte unbeirrbar zu dem vorherigen Thema zurück. »Ich erinnere mich auch an den Vaters des Viscounts. Er war fast so attraktiv wie sein Sohn.« Ihr Lächeln war selbstzufrieden wie das einer Katze, die den Milchtopf ausgeleckt hatte. »Aber nur beinahe.«
    Luke. Groß, sehr attraktiv. Diese intensiven, silbergrauen Augen und sein dunkelblondes Haar …
    Jene Nacht hatte sich so tief in ihre Erinnerung eingegraben, dass Madeline fast noch seinen Kuss zu spüren glaubte. Sie erinnerte sich an seine harten Muskeln. Wie sie sich ihm unter seinen forschenden Fingerspitzen entgegen hob. Nicht zu vergessen jene erotische Spannung, die sich langsam in ihr entfaltete, während er sich mit verführerischer Sicherheit zwischen ihren Beinen bewegte …
    Aber das war eine Erinnerung, die sie lieber in die hinterste Ecke ihres Verstands verbannte. Es war besser, nicht in einem Raum voller matronenhafter Ladys daran zu denken. Sie verbarg ihr Gesicht hinter der Tasse, damit niemand ihren Gesichtsausdruck bemerkte. In letzter Zeit hatte sie oft über die Leere in ihrem Leben nachgedacht. Die ganzen Unannehmlichkeiten mit Fitch hatten auch die Vergangenheit wieder zutage gefördert. Nicht nur die Intimitäten, die sie einst mit Colin geteilt hatte, sondern auch die Leidenschaft, die zwischen ihr und dem zynischen, aber unbestreitbar attraktiven Lord Altea entbrannt war. Seine merkwürdige Bemerkung, mit der er letztens das Gespräch beendet hatte, quälte ihren Verstand seitdem. Aber am häufigsten dachte sie an sein Geständnis, er wolle sie noch immer.
    Ich begehre Euch auch jetzt noch.
    Obwohl der Gedanke unerhört war, begann sie ernstlich darüber nachzudenken, sich einen Liebhaber zu nehmen. Vielleicht auch einen Ehemann, aber sie war nun schon seit einer Weile Witwe, und niemand hatte seither auch nur die geringste Anziehungskraft auf sie ausgeübt, sodass sie sich auf ein dauerhaftes Arrangement wie eine Ehe eingelassen hätte. War es denn nötig, sich noch einmal zu verheiraten, um von der Leidenschaft zu kosten? Die gesellschaftlichen Ereignisse unterhielten sie aufs Angenehmste, ihr Sohn war der Mittelpunkt ihres Lebens, und ihre Familie war voller Liebe und Fürsorge. Madeline erkannte aber, dass sie mit jedem verstreichenden Tag mehr und mehr die leidenschaftliche Frau aus den Augen verlor, die in ihr steckte. Sie war Lady Brewer, sie war Mutter, Tochter und Schwester. Aber sie fühlte sich nicht wie eine Frau .
    Als verheiratete Lady hatte sie entdecken dürfen, welch sinnliche Begabung in ihr schlummerte. Als Colin starb, hatte sie mit diesem Teil ihres Lebens abgeschlossen, weil sie dachte, sie könne ihn für immer verbannen und ignorieren. Offenbar stimmte das nicht, denn sonst wäre die Nacht mit Luke nie geschehen. Aber jetzt, da sie ihn wiedergesehen und mit ihm gesprochen hatte, nachdem sie endlich wieder in diese bezaubernden, grauen Augen hatte blicken dürfen, konnte sie nicht aufhören, an jene herrlich zügellose Nacht zu denken. Sie dachte genau genommen ständig an ihn .
    Mrs Pearson sagte ungeniert: »Ich habe einige ziemlich unanständige Gerüchte über Altea gehört, muss ich zugeben.«
    »Erzählt uns mehr.« Lady Hendricks’ Hand verharrte über dem Tablett mit den Naschereien in der Luft.
    »Er soll im Schlafzimmer ebenso sorglos sein wie an den Spieltischen.«
    »Wo ein Daudet ist, werden auch immer Frauen sein«, stimmte Mrs Pearce weise zu.
    »Zweifellos schamlose Frauen, die sich ihm anbieten. Ich habe neulich schon befürchtet, Lady Hart werde sich auf der Tanzfläche beim Ball an Ort und Stelle an ihm vergehen. Sie ist ja vollkommen schamlos auf der Jagd nach ihm.«
    »Also, ich habe gehört …«
    Oh nein. Das war das Letzte, was Madeline wollte. Alte Ladys, die intime Details aus Lukes Leben ausplauderten. Sie stand abrupt auf. »Ich habe jetzt erst gemerkt, wie spät es schon ist! Verzeiht, aber ich habe noch eine Verabredung. Wenn ihr mich bitte entschuldigt?«
    »Liebes …«, setzte ihre Mutter an. Ihre Augen waren erstaunt geweitet.
    Es stand außer Frage, den Grund für ihr plötzliches Verschwinden zu erklären. Madeline schenkte allen Anwesenden ein Lächeln, ehe sie sich hastig verabschiedete und das Haus fluchtartig verließ. Ihr Kutscher wartete bei der Kutsche. Er unterhielt sich mit einem jungen Mann, der einen nichtssagenden Mantel und einen abgewetzten Hut trug. Sein schmales Kinn war von dunklen Bartstoppeln

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