Ein gefährlicher Gentleman
aus einem Gespräch ein Streit wurde.
Elizabeth erwähnte ihn recht häufig? Zweifellos wusste sie viel Beleidigendes über ihn zu berichten.
»Ich fürchte, über Euch haben wir nicht geredet«, gab er zu. »Aber wie ich schon sagte, das muss wirklich nichts bedeuten. Sie teilt mir eigentlich ihre persönlichen Gedanken nicht mit.«
»Falls sie irgendwas sagt … Ich würde es begrüßen, wenn Ihr ein gutes Wort für mich einlegt. Wir beide kennen uns noch von der Zeit an der Universität, nicht wahr?«
Das stimmte. Fawcett war ein paar Jahre älter, aber sie waren zumindest entfernte Freunde.
Verflucht. Wenn Miles ihn wenigstens von Herzen hassen könnte, wäre es einfacher.
Zum Glück wurden sie in diesem Augenblick unterbrochen, bevor Miles den Mund öffnen und dem vermaledeiten Mann versprechen konnte, ihm zu helfen.
»Lord Altea hat mich gebeten, Euch in sein Arbeitszimmer zu geleiten, Mylord Marquess.« Der Butler verneigte sich förmlich und ermöglichte Miles so eine rasche Flucht. Fawcett wurde zu Lukes Arbeitszimmer geführt, Miles durchquerte die Eingangshalle und steuerte die Treppe an. Zwei Treppenaufgänge führten in jeweils schwungvoller Linie nach oben. Er versuchte, seine Gefühle zu unterdrücken, aber in ihm herrschte ein großes Durcheinander. Es war nicht das erste Mal, dass jemand um Elizabeths Hand anhielt. Er hatte jedoch das Gefühl, es könne sich erstmals um ein Angebot handeln, das ernsthaft in Erwägung gezogen wurde. Fawcett war ein sehr respektabler Kandidat.
Wenn sie ihn heiratet, verliere ich sie, ermahnte er sich. Er erreichte das obere Stockwerk und schritt den Korridor entlang. Der Gedanke, er könne sie verlieren, war ihm nicht gänzlich neu. Aber Lord Fawcetts Besuch hatte ihn wieder schmerzhaft daran erinnert.
Er hielt die Handschuhe fest umklammert und stieg ins nächste Stockwerk hoch. Miles überlegte, dass er die Stadt Richtung Brüssel verlassen könnte, sobald alle Verträge unterzeichnet waren. Dann könnte er einer möglichen Verlobung aus dem Weg gehen. Er hatte ursprünglich geplant, jemanden im Namen der Gesellschaft aufs Festland zu schicken, aber wenn er das Land für einige Monate verließ, entging er den Feierlichkeiten zur Verlobung, den unendlichen Glückwünschen …
Ja, das wäre eine Lösung. Es war nicht der beste Zeitpunkt für sein Geschäft, wenn er London jetzt verließ. Aber für ihn persönlich war es bestimmt besser, wenn er nicht blieb.
»Du bist lange genug weggeblieben.«
Er erstarrte in der Tür zu seinem Schlafzimmer. Die Hand ruhte auf dem Knauf aus Glas. Die Frau, die seine Gedanken beherrschte, stand am Fenster und ließ sich die spätnachmittägliche Brise ins Gesicht wehen. Sie trug ein blassgelbes Tageskleid mit züchtiger, zarter Spitze um Armausschnitte und Dekolleté. Ihr schimmerndes Haar wurde nur von einem weißen Band aus dem Gesicht gehalten.
»Was tust du hier?«, fragte er. Sein verräterischer Verstand verknüpfte ihre Nähe mit dem größten Möbelstück im Raum.
Elizabeth. Mein Bett.
Letzteres, ein Möbel im Stil Louis XIV, zierten feine Schnitzarbeiten und dunkelgrüne Seidenvorhänge. Die Tagesdecke passte farblich dazu. Das Möbel stand nur wenige Schritte von ihr entfernt. Eine Miniatur seines Vaters, die auf dem Kaminsims stand, war das einzige Dekorationsstück im Raum. Die restlichen Möbel – ein Schrank, ein Schreibtisch, zwei Stühle vor dem Feuer – hatte seine Mutter für ihn ausgewählt. Er machte sich eigentlich nichts aus der Einrichtung. Obwohl er das Anwesen der Daudets als sein Zuhause hier in London betrachtete, war es sein Ziel, eines Tages einen eigenen Landsitz zu erwerben.
»Ich spioniere.« Elizabeth schien von seiner unhöflichen Begrüßung unbeeindruckt. »Von deinem Fenster kann ich die Straße sehen.« Sie drehte sich wieder um und spähte aus dem Fenster. »Es sieht so aus, als sei Lord Fawcett eingetroffen.«
»Ist er.« Es kostete ihn einige Überwindung, nicht die Zähne zusammenzubeißen. »Ich bin ihm in der Eingangshalle über den Weg gelaufen.«
»Er will mit Luke sprechen.«
»Stimmt.« Wenn er es sich recht überlegte, hätte Miles lieber Mr Goads Angebot annehmen sollen, mit ihm etwas trinken zu gehen. Dann wäre er dieser entsetzlichen Situation entgangen.
Elizabeth seufzte und tat das Undenkbare. Sie durchquerte den Raum und setzte sich auf die Bettkante. Auf sein Bett! Auf ihrem Gesicht lag ein ungewöhnlich nachdenklicher Ausdruck. »Ich hoffe, es macht dir
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