Ein gefährlicher Gentleman
Seiten schilderte. Sie vertiefte sich in die Seiten.
An einer Stelle rutschte sie tiefer in den Sessel. Ihre Füße verschwanden unter dem Schreibtisch. »Wolltest du wirklich um Carole Faulks werben?«, murmelte sie.
Es schien, als habe er danach das Tagebuch eine Weile nicht zur Hand genommen. Bis zu dem Morgen nach ihrer Hochzeitsnacht.
… nervöser als meine Braut. Ich habe versucht, nicht zu forsch zu sein und sie damit zu ängstigen. Ich vermute, meine Verführung entbehrte nicht einer gewissen Schwerfälligkeit. Aber ich musste ständig an ihre Jungfräulichkeit denken. Madeline stellte sich als ungemein aufnahmefähig heraus, sie widmete sich dem Akt der Liebe mit Hingabe und hat die neuen Empfindungen unserer Vereinigung ganz in sich aufgenommen. Sie bestand nicht darauf, dass ich das Licht dämpfte. Dabei hätte ich das gerne für sie getan, wenn sie mich darum gebeten hätte. Ich habe erfreut festgestellt, dass sie zu den Frauen gehört, die höchst empfindliche Brüste haben. Als ich an ihnen saugte, machte sie mir unmissverständlich klar, wie sehr sie das genoss, indem sie ihre Finger in meinem Haar vergrub. Ich wünschte, jede nur mögliche Vorsicht walten zu lassen, um den Schmerz möglichst gering zu halten, als ich ihr Jungfernhäutchen durchstieß. Aber sie spornte mich mit atemlosen Seufzern und der drängenden Bewegung ihrer Hüften an. Es freute mich festzustellen, dass der Schmerz verglichen mit ihrer offensichtlichen Lust zu vernachlässigen war. Sie genoss den sexuellen Akt.
Ich glaube, ich habe eine sehr leidenschaftliche Frau geheiratet …
Obwohl sie allein war, errötete sie mit dem Tagebuch in den Händen. Sie erinnerte sich noch gut an jenen Abend. Colin lag mit seiner Vermutung falsch; sie war sehr aufgeregt gewesen, aber diese Aufregung war durch ihr Wissen gedämpft worden, er werde bestimmt sein Bestes geben, um es für sie so angenehm wie möglich zu machen. Tatsächlich waren seine Berührungen, die zärtlichen Küsse und schließlich diese Offenbarung der Lust genau richtig gewesen. Sie war nicht zum Höhepunkt gekommen. Das Gefühl seiner Hände und seines Munds auf ihrem Körper hatte sie trotzdem sehr genossen, und es war überraschend lehrreich für sie gewesen, welche Macht Intimität auf zwei Menschen ausüben konnte.
In jener Nacht hatte sie erkannt, dass sie nicht nur Ehefrau, sondern auch Frau sein konnte. Sie würde Colin auf ewig dankbar sein, weil er sie so behutsam in die Freuden eingeweiht hatte, die Mann und Frau im Schlafzimmer teilen konnten.
Trotzdem war es ihr zuwider, dass Fitch sie zwang, auf die Ereignisse ihrer Hochzeitsnacht zurückzublicken.
Das leise Klopfen an der Tür ließ sie überrascht aufblicken. Sie fühlte sich ertappt und musste dem lächerlichen Drang widerstehen, das Tagebuch in eine Schublade zu stopfen. »Ja?«
Hubert öffnete die Tür. »Ich weiß, Ihr wolltet heute daheimbleiben und einen ruhigen Abend genießen, Mylady«, entschuldigte er sich. »Aber Ihr habt einen Besucher, der gebeten hat, zu Euch vorgelassen zu werden.«
Madeline schaute auf die Standuhr in der Zimmerecke. Es war schon fast zehn Uhr. In den Kreisen der höheren Gesellschaft war das nicht spät; viele Veranstaltungen fingen nicht vor Mitternacht an. Trotzdem war es fast zu spät, um bei jemandem vorzusprechen. »Wer ist es?«
»Der Viscount Altea.«
Luke. Es war unmöglich, die Befriedigung und die Aufregung zu unterdrücken, die sie erfassten. Zum Teil hatte sie sich entschlossen, heute an keiner der Abendveranstaltungen teilzunehmen, zu denen man sie eingeladen hatte, weil sie ihm noch nicht in der Öffentlichkeit gegenübertreten wollte. Sie war nicht sicher, ob sie ihre Gefühle unter Kontrolle halten konnte, falls er sie wie nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht schnitt. Ihr Entschluss, sich diesmal nicht von ihm ignorieren zu lassen, war schön und gut, aber sie machte sich nichts vor: Luke war im Umgang eher schwierig. Dass er sich dazu durchgerungen hatte, bei ihr vorzusprechen, konnte sie als gelungenen ersten Schritt deuten. Möglichst gefasst und würdevoll sagte sie leise: »Bringt Seine Lordschaft bitte her, und lasst uns Claret servieren.«
Was würde Colin wohl hiervon halten? Zum ersten Mal stellte sie sich diese Frage. Ein Teil von ihr glaubte, dass Marta recht hatte. Er hätte ihr das Glück gegönnt. Ein anderer Teil fragte sich, ob er eifersüchtig gewesen wäre. Besitzergreifend. Luke gegenüber brauchte es das nicht. Ihr Liebhaber
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