Ein gefährlicher Gentleman
Sie zog ihre glatte Stirn nur leise zusammen. »Vielleicht bin ich auch naiv. Vielleicht fühlen sich all die anderen Frauen genauso, die du schon vor mir mit ins Bett genommen hast.«
Wie fühlen sie sich? Beinahe hätte er ihr tatsächlich die Frage gestellt.
Das Reich der Gefühle war für ihn gefährlich. Er lächelte bloß, stützte sich auf einen Ellbogen und fuhr suchend mit dem Finger über ihren Leib nach unten. Zwischen ihren Brüsten hindurch, über ihren flachen Bauch und noch tiefer. »Ich glaube, du versuchst nur, etwas zu analysieren, das sich so nicht greifen lässt. Wie intensiv ein Mann und eine Frau die Gesellschaft des anderen erfahren, ist doch immer sehr subjektiv. Ich kann dir versichern, ich genieße es wirklich sehr, mit dir zusammen zu sein.«
»Du wirkst so sicher …« Sie kam ihm entgegen, als er ihren Oberschenkel mit den Fingerspitzen streifte.
Das war er auch. Er wünschte sich außerdem, er könnte vergessen, wie zauberhaft süß ihre Küsse schmeckten. Wie einzigartig ihr Seufzen war, wenn er in ihren herrlichen Körper eindrang. Wie sich die warme, duftende Seidigkeit ihrer Haut anfühlte. Aber nein, das vergaß er nicht. Das hatte er schon einmal versucht. Und wie diese Geschichte auch endete, Luke hatte das verhängnisvolle Gefühl, sie würde ihn ebenso sehr in der Erinnerung verfolgen wie seine Vergangenheit.
Mit anderen Worten: Er hatte aus seinen Fehlern nichts gelernt, sondern wiederholte sie einfach.
Das war es jedenfalls nicht, wonach er gesucht hatte, als er dem niederen Instinkt gehorchte und sie wieder in sein Bett nahm.
Eine Sommernacht. Eine zufällige Begegnung, eine schöne Lady, die im Garten flanierte. Damals war er furchtbar verletzlich und empfindsam. Er musste sich in seine neue Rolle als Viscount einfinden … und dann … Ja, dann hatte Madeline mit diesen umwerfend schönen Augen zu ihm aufgeblickt, und zum ersten Mal seit Marias Tod war in ihm das Verlangen nach einer anderen Frau entflammt. Sie hatte sich ihm gefügt, als er vorschlug, sie nach Hause zu begleiten. Erst danach, nachdem er mit ihr eine Nacht der unvergesslichen Leidenschaft verbracht hatte, erfuhr er, dass die wunderschöne Frau, die er verführt hatte, eigentlich eine sittsame, junge Witwe war, die erst vor Kurzem in die Gesellschaft zurückgekehrt war. Er hatte das nicht gewollt. Er hatte nur ein ungezwungenes Techtelmechtel im Sinn gehabt …
Vielleicht war es doch genau das, was du wolltest, flüsterte ihm eine verräterische Stimme ein. Eine ungezwungene Affäre hätte ihn jedenfalls nicht bis ins Mark erschüttert. Vielleicht wurde ihm auch einfach der Himmel auf Erden gewährt, ohne dass er sich Engelflügel anstecken musste. »Keiner von uns beiden hat unsere erste gemeinsame Nacht vergessen«, gab er ehrlich zu. »Sonst wären wir jetzt nicht hier. Du bist anders als die anderen Frauen.«
Wenigstens das wollte er ihr geben. Das Wissen, dass es ihn viel gekostet hatte, sich von ihr fernzuhalten.
»Bin ich das?« Die Unsicherheit in ihren Augen verriet ihm, wie wenig sie wusste, ob sie seiner Aussage Glauben schenken konnte. »Inwiefern bin ich anders?«
Er hatte schon jetzt zu viel gesagt. Er verzog den Mund zu einem betont lässigen Lächeln. »Tja, wo soll ich anfangen? Niemand hat Brüste wie du. Sie sind weiblich und groß, aber nicht zu üppig. Sie passen genau in meine Hand.« Er umfasste ihr warmes, weiches Fleisch mit einer Hand. »Heute Abend auf dem Ball hat jeder Mann mich beneidet.«
»Und jede schöne Frau des ton muss eifersüchtig auf mich sein, weil du mit mir gekommen und gegangen bist.« Madeline sagte es betont lässig, aber in ihrer Stimme schwang etwas Verräterisches mit.
Er gab einen spöttischen Laut von sich. »Als ob nicht jeder Kerl mir am liebsten das Herz herausgekratzt hätte, weil ich mit dir dort war.«
»Aber das würde ich niemals tun.« Sie blickte ihm in die Augen. Ihre Stimme war nur ein Hauch. »Mich auf einen von ihnen einlassen, meine ich.«
Es war Teil des Problems, dass er ihr glaubte. Dafür gab es keine Beweise, aber er glaubte ihren Worten einfach und war auch so arrogant, sie zu fragen: »Und wieso bin ich anders?«
»Ich weiß es nicht.«
Luke fuhr mit einem Finger durch die irisierenden Rinnsale seines Samens, der an ihrer Schenkelinnenseite haftete, wo er sich verströmt hatte. Der Beweis seiner Leidenschaft klebte nass auf ihrer weichen Haut. »Ich weiß auch nicht, warum ich hier bin.« Dann musste er grinsen, weil er
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