Ein gefährlicher Gentleman
handelte sich um ein sehr teures und exklusives Geschäft, und ein Mann bedurfte wirklich gefüllter Taschen, um sich hier etwas leisten zu können.
Die Topasohrringe, die er ausgesucht hatte, passten wunderbar zu dem verführerisch dunklen Gold von Madelines Haar. Sie waren zwar übertrieben kostspielig, doch von einer geschmackvollen Eleganz. Und sie waren unbestreitbar außergewöhnlich. Genau wie die schöne Frau, die gegenwärtig seine Gedanken bis zu einem beunruhigenden Grad einnahm. Er wandte sich an seine Begleitung. »Und? Was denkst du?«
»Ich denke, ich habe noch nie erlebt, dass du so lange über Schmuck nachgedacht hast. Du tust gerade so, als könnte die Entscheidung dein Leben verändern.« Regina hob amüsiert eine Augenbraue. »Mir gefallen diese Topasohrringe sehr gut. Welcher Frau würden sie nicht gefallen? Sie sind von erlesener Schönheit. Und sehr alt, wenn du mich fragst. Elegant. Mir gefällt besonders die phallische Form der Edelsteine.«
Phallische Form. Nur Regina konnte das in diesem gewissen, gleichgültigen Tonfall sagen.
Der Verkäufer, der wohl ein gutes Geschäft witterte und ihnen nicht von der Seite wich, lächelte schmeichlerisch. »Sie sind antik, Mylord. Man sagte mir, sie haben einst einer etruskischen Prinzessin gehört.«
Luke traute der Geschichte nicht, aber die filigrane Goldschmiedearbeit war so hervorragend, dass es immerhin stimmen könnte. Italienische Goldschmiede waren schon in der Antike außergewöhnliche Künstler. Für ihn übte vor allem der Stein mit seiner zylindrischen Form einen Reiz aus. Er wollte Madeline mit den Ohrringen überraschen. Warum das so war, konnte er später ergründen. Er war als Madelines Liebhaber zwar nicht verpflichtet, ihr das eine oder andere Geschenk zu machen, aber ihm gefiel die Idee. »Ich nehme sie. Lasst sie bitte an diese Adresse schicken und sendet der Empfängerin meine besten Wünsche.«
»Gerne, Mylord.« Der hocherfreute Verkäufer nahm das Pergament mit Madelines Adresse entgegen.
»Und das«, bemerkte Regina und hakte sich bei ihm unter, während sie zur Tür schritten, »wird erneut Wasser auf die Mühlen der Klatschweiber sein. Eigentlich bist du doch sonst immer sehr diskret. Sie muss etwas ganz Besonderes sein.«
Das war sie. Zu seinem Unglück war sie das tatsächlich. Er konnte diese zusätzliche Komplikation nicht gebrauchen.
»Seit wann interessierst du dich denn für Klatsch?«
»Seit du angefangen hast, hübsche, junge Witwen zu verführen. Was, wenn ich mich recht entsinne, gegen deine eigenen Prinzipien verstößt.«
»Für eine Frau, die ihr eigenes Privatleben so geheim hält, zeigst du ein unbotmäßig großes Interesse an meinem.« Er warf Regina einen ironischen Blick zu. »Ich lege großen Wert darauf, dich nicht auszufragen. Könntest du mir wohl denselben Dienst erweisen?«
»Ich habe aus gutem Grund meine Geheimnisse. Im Übrigen bin ich älter als du, und du bestimmst nicht über mein Leben. Außerdem geht es hier nicht um mich. Viscount Altea ist bloß ein Name, ein Titel. Für mich bedeutest du mehr. Für mich bist du Luke Daudet, und mich würde brennend interessieren, was dieser Luke Daudet denkt.«
Er war ein weltgewandter Mann und vermutete, Regina habe schon den einen oder anderen Liebhaber gehabt. Da er ihr Bruder war und sie ohne Vorbehalt liebte, war alles, was sie glücklich machte, für ihn absolut in Ordnung. Ihr Privatleben ging nur sie etwas an. Sie waren schon immer freundschaftlich verbunden, weil sie dem anderen erlaubten, eine gewisse Distanz zu wahren. »Hm«, machte er unbestimmt.
»Ist sie es?« Regina blickte zu ihm auf. Sie verließen den Laden und betraten die belebte Durchgangsstraße. Die Bond Street war zu jeder Tageszeit mit Fußgängern überfüllt. Heute war keine Ausnahme.
Er verstand ihre Frage absichtlich falsch, um ihr nicht antworten zu müssen. »Was ist sie?«
»Etwas Besonderes.«
Ja, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf unmissverständlich. Nein, widersprach sein pragmatischer Verstand. Sie war fesselnd und sinnlich. In Madelines Armen empfand er ein einzigartiges Gefühl höchster Lust. Vielleicht, weil sie kein unschuldiges Mädchen war, zugleich aber ebenso wenig eine erfahrene Mätresse. Ganz im Gegenteil … Das schreckliche Gefühl, er könne ihr wehtun, war ihm vom ersten Moment ihrer Begegnung stets gewärtig gewesen. »Da du so sehr auf einer Antwort beharrst, muss ich wohl zugeben, dass sie anders ist.«
»Inwiefern?«
Er
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