Ein gefaehrlicher Liebhaber
der auftauchte. Dutra schoss ihm grinsend mitten in die Stirn.
Ein Schuss ertönte aus der Richtung des Camps, und der Hall brach sich an den Felswänden des Kessels. Ben erstarrte das Blut in den Adern. Jillian! Er zog seine Pistole und feuerte auf Kates, nahm sich jedoch nicht die Zeit, richtig zu zielen. Sein Schuss ging weit daneben, bewirkte aber immerhin, dass Kates sich zu Boden warf. Ben stolperte auf die Füße und begann, so schnell er konnte, zum Lager zurückzurennen. Er wusste, dass ihm die Dunkelheit und das dichte Buschwerk
genügend Deckung boten. Um Kates würde er sich später kümmern. Erst einmal musste er zu Jillian.
Jillian war die Zweite, die aus dem Zelt auftauchte. Dutra bedachte sie mit einem tierischen Grinsen, schoss aber nicht, weil er sich schon ausmalte, wie viel Spaß er in ein paar Minuten mit ihr haben würde. Jorge krabbelte heraus, und Dutra schoss auf ihn, verfehlte ihn aber, weil Jorge sich geistesgegenwärtig zur Seite warf. Hinter ihm war Rick bereits halb aus dem Zelt, die Augen weit aufgerissen vor Schreck und Verwirrung. Er sah Vicente, sah Dutra mit der Pistole in der Hand dastehen, sah Jillian und brüllte: »Jillian! Lauf weg!« Da fuhr Dutra auch schon zu ihm herum. Auf diese geringe Entfernung konnte er nicht danebenschießen. Die erste Kugel erwischte Rick mitten in die Brust und warf ihn zu Boden. Bei der zweiten zuckte er nicht einmal. Jillian war eine entsetzliche Sekunde lang wie gelähmt; dann tauchte sie mit einem Hechtsprung ins Dickicht. Auf Händen und Knien krabbelte sie davon, so schnell es ging, immer an Bens Anweisungen denkend: Lauf zum Tunnel. Lass dich bloß nicht überholen. Renn wie der Teufel. Ben!, dachte sie verzweifelt. Oh Gott, Ben! Sie würde tun, was er gesagt hatte, und rausrennen, aber wenn er ihr nicht bald hinterherkam, würde sie umkehren und nach ihm suchen, egal, wie gefährlich es auch war.
Weitere Schüsse dröhnten in ihren Ohren. Dann folgte unheimliche Stille.
Sie erreichte den Tunnel und warf sich ins Dunkel, rannte blindlings hinein, bis sie gegen eine Wand krachte. Erst da fiel ihr ein, dass sie ja eine Taschenlampe in der Hand hatte. Sie schaltete sie jedoch nicht an, denn das hätte mögliche Verfol-ger auf sie aufmerksam gemacht. Stattdessen tastete sie sich mit einer Hand an der Wand entlang, stolperte die breiten, flachen Stufen hinab, als wäre sie tatsächlich blind. Sie kniff die Augen zu und stellte fest, dass es so leichter war, so als würde die totale Dunkelheit anderenfalls ihr Gehirn durcheinanderbringen, wenn die Augen offen waren. Erst als sie sich ziemlich sicher war, die erste Kurve hinter sich gebracht zu haben, knipste sie die Taschenlampe an. Das Licht kam ihr nach der absoluten Finsternis direkt grell vor und gleichzeitig schwach.
Sie rannte, rannte, und das Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. Es rauschte in ihren Ohren, die nackten Felswände flogen an ihr vorbei, endlos und immer gleich. Sie kam sich vor, als wäre sie in ein endloses Labyrinth geraten.
Oh Gott. Rick. Ben. Die Verzweiflung drohte sie fast zu lähmen.
Ben stieß mit Pepe zusammen und hätte ihn fast erschossen, bevor er ihn im tiefen Dunkelgrau des hereinbrechenden Tages erkannte. »Die Senhora«, zischte er und packte den kleinen Indianer bei der Schulter. »Was ist mit ihr geschehen?«
»Sie rannte weg«, erwiderte Pepe höflich. »In das lange schwarze Loch.«
»Guter Mann. Ich laufe ihr nach. Passt gut auf euch auf, Pepe.«
Pepe nickte. »Wir werden warten, Senhor. Wenn die bösen Männer fort sind, werden wir diesen Ort verlassen und nach Manaus zurückkehren. Sie müssen die Senhora finden.«
»Werde ich«, sagte Ben grimmig und machte sich auf zum Tunnel. Er wusste, dass Kates nach wie vor hinter ihm her war und dass Dutra noch im Camp stand und laut lachend auf alles schoss, was sich bewegte. Ben konzentrierte sich ganz darauf, Jillian zu finden.
Mit brennenden Lungen und einer Brust, die ihr fast zerspringen wollte, taumelte Jillian schließlich ins Freie. Nach Atem ringend sank sie gegen den riesigen Felsblock, der den Eingang verbarg. Vögel, die durch ihr polterndes Auftauchen aufgeschreckt worden waren, flogen heftig schimpfend davon.
Es dämmerte, das erste trübe Grau sickerte durchs Blätterdach. Weiter oben war es natürlich schon heller, aber hier unten herrschte ein ewiges Zwielicht. Mithilfe der Taschenlampe fand sie den Weg um den Felsblock herum und dann hinaus auf die Lichtung. Ihr Keuchen war zu
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