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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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laut in den Ohren. Sie versuchte den Atem anzuhalten, ihren Puls zu verlangsamen, damit sie besser hören konnte, wo der andere war. Unter ihrem Ohr raschelte es; Insekten krabbelten über den feuchten Humusboden. Ihre Finger gruben sich unwillkürlich in die Erde.
    Es könnte Ben sein. Dieser Gedanke kam ihr ganz plötzlich. Ihre Angst, er könne bei jenem ersten Schuss getötet worden sein, war zeitweise so groß, so lähmend gewesen, dass sie keinen klaren Gedanken hatte fassen können. Aber Ben war zäh und äußerst tüchtig; er wusste, dass sie unbedingt vor Kates und Dutra durch den Tunnel kommen mussten. Sie musste es riskieren nachzuschauen, selbst wenn das bedeutete, sich zu bewegen.
    Vorsichtig, Zentimeter für Zentimeter, hob sie den Kopf und schob ein Blatt beiseite. Nichts zu sehen. Die Schritte entfernten sich von ihr.
    Verzweifelt setzte sie sich auf und kroch halb aus ihrem Versteck. Ein paar breite Schultern, die einen Rucksack trugen, verschwanden im Blattwerk, breite Schultern, darüber ein Kopf mit sehr dunklem, ein wenig zu langem Haar, das sich über den Hemdkragen ringelte.
    Sie war so erleichtert, so zutiefst erleichtert, dass ihr für einen Moment ganz schwach wurde. Sie sank zu Boden. »Ben!«
    Sie konnte nicht viel Kraft in ihre Stimme legen, aber er hatte sie gehört, oder doch zumindest etwas gehört, denn er blieb stehen, fuhr herum und ging sofort seitwärts in Deckung. Sie packte ihre Taschenlampe und stolperte auf die Beine. »Ben!«
    Er tauchte sofort wieder auf und war mit drei großen
    Schritten bei ihr, riss sie in die Arme und hielt sie ganz fest, die Wange an ihren Kopf gedrückt. Mit Tränen in den Augen klammerte sie sich an ihn. Sein harter Körper, gesund und kräftig, fühlte sich so herrlich tröstlich an, dass sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte. Eine entsetzliche Stunde lang hatte sie nicht gewusst, ob er noch lebte oder nicht, und das hatte so wehgetan, dass sie es kaum hatte ertragen können. Sie hatte Rick verloren; und wenn jetzt auch noch Ben etwas zugestoßen wäre, sie hätte nicht gewusst, was sie getan hätte.
    »Schhh«, flüsterte er. »Ich hab dich ja. Alles wird gut.«
    »Rick ist tot«, sagte sie mit erstickter Stimme an seiner Brust. »Dutra hat ihn erschossen. Ich hab’s gesehen.«
    Er streichelte ihr Haar. Er persönlich fand, dass Sherwood kein sehr großer Verlust war, aber, Teufel noch mal, er war Jillians Bruder gewesen. »Tut mir leid.« Er begann zum Aufbruch zu drängen. »Komm, Kleines, wir können hier nicht bleiben; wir müssen weiter, und zwar schnell.«
    Sie ging los, aber nun begann ihr Verstand allmählich wieder zu funktionieren. »Wieso bleiben wir nicht einfach hier und lauern ihnen auf, wenn sie aus dem Tunnel kommen?« Aber sobald sie die Frage ausgesprochen hatte, fiel ihr der andere Tunnel wieder ein. »Nein. Wir wissen ja gar nicht, welchen Tunnel sie nehmen, nicht?«
    »Ich wette, den anderen, denn da wissen wir nicht, wo der rauskommt. Das wäre am sichersten. Dann müssen sie zwar einen Bogen schlagen, um wieder hierher zu kommen, aber herkommen müssen sie, wenn sie unsere Spur aufnehmen wollen. Wir müssen unseren Vorsprung nutzen und so großen Abstand wie möglich zwischen uns und sie bringen.«
    »Aber was ist mit Jorge und den anderen?«
    »Pepe hat gesagt, sie würden sich verstecken und warten, bis Dutra und Kates weg sind. Dann würden sie sich zum Fluss durchschlagen. Die kennen sich aus im Dschungel, die schaffen das schon.«
    Da schwieg sie und sparte sich ihren Atem fürs Laufen. Und das musste sie auch fast, so ein schnelles Tempo schlug Ben an, der sie nach vorne geschoben hatte und nun buchstäblich vor sich hertrieb. Jillian verbot sich jedes Denken und überließ sich ihrem Körper. Sie wollte nicht denken, denn wenn sie anfing zu denken, würde sie nur an Rick denken und vielleicht zu weinen anfangen, und eine solche Schwäche konnte sie sich im Moment nicht leisten. Für Tränen blieb später noch Zeit, wenn sie in Sicherheit waren und wenn der Kokon aus Schock aufgerieben war und der darin verborgene Kummer schließlich hervorbrechen würde. Alles, was sie jetzt tun musste, war, einen Fuß vor den anderen zu setzen, so schnell sie konnte und ohne wie üblich erst den Boden oder das Blätterdach über sich abzusuchen, bevor sie einen Schritt tat.
    Schließlich ergriff Ben sie beim Arm und hielt sie auf. Er schob sich an ihr vorbei nach vorne, denn nun bestand nicht mehr die Gefahr, sich von hinten

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