Ein gefaehrlicher Liebhaber
aber trotz eifrigstem Bemühen nichts erkennen.
Irrationaler Zorn keimte in ihm auf angesichts ihrer lässigen Unbekümmertheit. Wie konnte sie so seelenruhig vor all den Männern herumspazieren? Und sie hatte nicht einen einzigen Blick in seine Richtung geworfen; er hätte ebenso gut Luft sein können, so viel Aufmerksamkeit schenkte sie ihm. Auch das machte ihn zornig. Er hatte bisher nie Territorialansprüche auf eine Frau erhoben, und so traf ihn die Intensität seiner Reaktion total überraschend. Sie war sein, ganz und gar ausschließlich. Kein anderer Mann hatte das Recht, sie so zu sehen.
Endlich schaute sie zu ihm herüber und schenkte ihm ein derart überirdisch süßes Lächeln, dass er beinahe aus der Haut fuhr. Jillian sah immer nur dann süß aus, wenn er irgendwas angestellt hatte. Solch ein engelhaftes Lächeln konnte also nichts anderes bedeuten, als dass er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Wie der Blitz kam ihm die Erleuchtung, dass es die Wäsche sein musste. Wahrscheinlich hatte sie seine Kleidung zerfetzt oder mit Juckpulver bestäubt oder so was. Nein, das wäre zu einfach, denn es war ihm egal, ob er was anhatte oder nicht. Dieser Lendenschurz reichte ihm vollkommen. Nein, sicher hatte sie sich was viel Teuflischeres einfallen lassen, etwas, das ihn ins Elend stürzen würde - kein Sex zum Beispiel!
Mein Gott.
Das war nicht fair. Das war einfach nicht fair. Er saß da und brodelte stumm vor sich hin. Wieso hatte die Natur die Weiber so unwiderstehlich für den Mann gemacht, umgekehrt aber nicht? Egal, was man tat, egal, wie winzig der Fehler war - rums! Sofort wurden die großen Geschütze aufgefahren. Man kassierte die kalte Schulter, und das zarte Näschen reckte sich hochmütig in die Luft - eine unmissverständliche Botschaft: kein Sex mehr, bis du ordentlich zu Kreuze gekrochen bist und dich entschuldigt hast. Ben war ehrlich empört, gleichzeitig jedoch keimte Panik in ihm auf. Er überlegte, ob er sich ihr nicht am besten gleich zu Füßen warf, damit er bis zum Abend die Absolution erlangt hatte. Eventuell würde sie ja nachgeben.
Klar, und Schweine konnten fliegen. So leicht käme er bestimmt nicht davon. Jetzt verfluchte er sich im Stillen dafür, ihr seine Sachen auf diese so hinterhältig öffentliche Weise zum Waschen aufgedrängt zu haben, hatte er doch gewusst, dass sie unmöglich ablehnen konnte oder würde. Dafür war sie zu klug und zu sensibel den Sitten und Gepflogenheiten ihrer Gastgeber gegenüber. Sie würde ihn mindestens eine Nacht lang strafen, egal, wie sehr er an einer imaginären Harfe zupfte.
Datta stupste ihn mit dem Ellbogen, und Ben sah sich einem amüsierten Blick ausgesetzt. »Deine Frau ist neu?«, erkundigte er sich und grinste über die merkliche Wölbung in Bens Lendenschurz. Natürlich wäre seine Reaktion nicht so heftig ausgefallen, wenn er und Jillian schon lange zusammen gewesen wären.
Ben schluckte. »Ja.«
»Vielleicht geht sie ja mit dir in den Busch.«
Das bezweifle ich, dachte Ben düster.
Als er sich nicht rührte, stieß ihn Datta noch einmal an. »Sprich mit ihr«, riet er. »Wie kann sie es wissen, wenn du es ihr nicht sagst?«
Oh, sie wusste es, die kleine Hexe, genau, wie er wusste, dass sein Ansinnen von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Dennoch erhob er sich und trottete zu ihr hinüber. Dabei half nicht gerade, dass jede Frau, an der er vorbeikam, einen diskreten Blick auf seinen Lendenschurz warf und dann höflich beiseitesah.
Jillian schaute zu ihm auf, nach wie vor mit diesem engelhaften Ausdruck auf dem Gesicht.
»Komm, gehen wir ein Stück«, schlug er, trotz allem hoffnungsvoll, vor.
Ihr Blick wanderte tiefer. Nun sah sie sogar noch lieblicher drein, falls das überhaupt möglich war. »Wir sind jetzt seit
fünf Tagen unterwegs«, murmelte sie. »Ich bin froh, mich ein bisschen ausruhen zu können, besonders jetzt, wo ich unsere Wäsche gewaschen habe.« Sie wies mit einem Kopfnicken zu der Stelle, wo ihre Sachen zum Trocknen ausgebreitet lagen.
Er musste sich anstrengen, um nicht laut aufzustöhnen. »Bitte mach mir deswegen keine Vorwürfe.«
Ihre Augen waren wie zwei klare grüne Teiche. »Ich habe nicht vor, irgendwas mit dir zu machen.«
»Ich wusste es«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Verdammt, Jillian, findest du nicht, dass du ein bisschen überreagierst? Ich weiß, es war gemein von mir, wie ich dir meine Sachen aufgehalst habe, aber ich konnte sie doch nicht
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