Ein gefaehrlicher Liebhaber
grinste. »Immer lächeln und hübsch aussehen.«
»Herzlichen Dank auch«, grummelte sie, beherzigte dann jedoch seinen Rat und lächelte die Frauen an. Sie variierten im Alter von zahnlosen alten Mütterchen bis zu anmutigen jungen Mädchen mit knospenden Brüsten. Die Frauen waren barbrüstig; tatsächlich waren im Dorf westliche Kleidung oder auch nur Lederhemden unbekannt. Die Männer hatten eine Art eingerollten Lendenschurz an, der hinten über dem Po verschnürt war. Die Frauen dagegen trugen so etwas wie einen Gürtel mit Schnüren dran, der das Hinterteil jedoch völlig frei ließ.
Sie sprach kein einziges Wort ihrer Sprache und war daher erleichtert festzustellen, dass einige Frauen ein paar Brocken Portugiesisch konnten, sodass sie sich mit Händen und Füßen verständigen konnten. Offenbar waren sie gerade dabei, das Gemeinschaftsmahl zuzubereiten, und waren es zufrieden, sie lediglich dabeisitzen zu haben, während sie arbeiteten. Schon bald saß sie mit einem Baby im Schoß auf dem Boden, während zwei Kleinkinder auf ihr herumkraxelten.
Die Männer kehrten, offensichtlich gut gelaunt, mit Ben zurück. Er zwinkerte ihr zu, blieb während des Essens aber weiterhin bei den Männern. Sie hörte beim Essen nicht auf, mit dem Baby zu spielen. Das einfache Mahl bestand aus Fisch, Maniok und frischem Obst. Von Maniok hatte sie bereits gehört. Es war ein Knollengewächs, außerdem ein ausgezeichneter Kohlenhydratlieferant und der Hauptbestandteil ihrer Nahrung. Überdies gewann man aus Maniok Zyanid, das Gift, mit dem sie ihre Pfeilspitzen tränkten. Wie beim Kugelfisch kam es hier allein auf die richtige Zubereitung an, damit keine Henkersmahlzeit daraus wurde. Da bis jetzt jedoch noch keiner vornübergekippt war, konnte sie wohl davon ausgehen, dass es korrekt zubereitet worden war.
Nach dem Essen kam Ben zu ihr und ging neben ihr in die Hocke. »He, sieht richtig gut aus, wie du das machst«, sagte er und kitzelte das Füßchen des Babys.
Sie schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. »Freut mich sehr, dass du so denkst, denn meine Anti-Baby-Pillen liegen wohlverwahrt in der steinernen Stadt.« Sie machte sich nicht die Mühe, ihm zu erzählen, dass ihre Periode ohnehin kurz bevorstand und die Gefahr einer Schwangerschaft daher äußerst gering war. Sie rechnete jeden Tag damit und hoffte nur, noch vor dem Einsetzen der Blutung das Boot zu erreichen.
Zu ihrer Überraschung bedachte Ben sie lediglich mit einem langen nachdenklichen Blick, anstatt in Panik zu geraten, wie sie es eigentlich erwartet hätte. »Würde es dir was ausmachen, ein Kind von mir zu bekommen?«
Ihr Lächeln wurde unbewusst weicher, während sie auf das zappelnde kleine Wesen auf ihrem Schoß hinabschaute, bevor sie ihn wieder ansah. »Darüber reden wir, wenn’s so weit sein sollte«, entgegnete sie fest.
Er nickte knapp und wechselte das Thema. »Wir werden heute Nacht hierbleiben. Passt mir gar nicht, so viel Zeit zu verlieren, aber im Moment sind sie uns freundlich gesinnt, und es wäre übel, wenn sich das ändern sollte. Und hier sind wir sowieso sicherer.«
»Aber was ist, wenn Kates und Dutra vor uns bei den Booten sind?«
»Der Häuptling versprach, uns morgen mit ein paar Männern zum Fluss zu begleiten. Es ist ein bisschen näher, als ich dachte. Offenbar glauben sie, den Ort, wo wir die Boote versteckt haben, leicht wiederfinden zu können; Teufel, wahrscheinlich haben sie uns sogar beim Ankommen beobachtet. Ich habe ihnen erzählt, was passiert ist und dass wir wahrscheinlich von Männern verfolgt werden, die uns töten wollen. Datta Dasa, das Stammesoberhaupt, sagt, sie würden uns beschützen, bis wir losgefahren sind. Danach sind wir auf uns allein gestellt.«
»Wieder einmal«, sagte sie.
»Tja. Aber wir müssen das Risiko eingehen und hierbleiben, also können wir ebenso gut das Beste draus machen. Jetzt haben wir zum Beispiel die Chance, uns und unsere Klamotten mit der Seife zu waschen, die sie hier machen.«
»Und was ziehen wir an, während unsere Sachen trocknen?«, erkundigte sie sich höflich.
Wieder huschte dieses freche Grinsen über sein Gesicht. »Na, das, was die Yanomami anhaben. Was hast du gedacht?«
19
Falls er glaubte, das würde ihr was ausmachen, nun, sie würde es ihm zeigen. Ihr Beruf hatte sie gelehrt, sich rasch an andere Kulturen anzupassen, und deshalb protestierte sie auch nicht. Fröhlich begleitete sie die andern Frauen zu ihrem gut versteckten Waldpool, in dem sie täglich
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