Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Fassade war. Dieser Mann wusste ganz genau, was er tat.
    Was nicht bedeutete, dass sie ihm über den Weg traute oder dieses Gespräch beginnen würde. Sie hatte nicht die Absicht, sich von ihm übertölpeln und dazu bringen zu lassen, ihm wichtige Einzelheiten zu verraten, ohne dass er im Gegenzug etwas preisgab.
    Die Stille dehnte sich über einige Minuten, aber sie schien ihm keineswegs unbehaglich zu sein. Im Gegenteil, das Funkeln in seinen Augen vertiefte sich noch.
    »Nicht gerade ein Plappermaul, was, Kleine?«, meinte er schließlich in seiner gedehnten Sprechweise.
    »Sollte ich das denn sein?«
    »Na ja, es würde die Dinge mit Sicherheit vereinfachen. Also gut, dann legen wir mal unsere Karten auf den Tisch.«
    »Nach Ihnen«, bat sie höflich.
    Wieder dieses blitzschnelle Grinsen, das genauso rasch erlosch, wie es aufgetaucht war. »Steven Kates ist ein Betrüger«, erklärte er ohne Umschweife. »Ich habe ihn früher ein paarmal in den Staaten gesehen; ist schon lange her. Er kennt mich nicht, aber ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, ein Auge auf bestimmte Leute zu haben. Er ist ein Halunke und Gauner und schert sich nicht den Deut darum, irgendwelche alten Friedhöfe umzubuddeln. Mir war klar, als er und Ihr Bruder mir den Job anboten, dass sie Vorhaben, die Ausgrabungsstätte zu plündern - vorausgesetzt, es gibt sie überhaupt und wir finden sie.«
    »Es gibt sie.«
    »Sagen Sie. Was Sie aber anscheinend nicht begreifen, Schätzchen, ist, dass es eine Sache ist zu wissen, dass es sie gibt, und eine ganz andere, sie auch zu finden. Mann, es ist schon schwer genug, im Dschungel überhaupt zu wissen, wo man selbst ist. Es gibt weder Landkarten noch erfahrene Führer, und die Satellitenortung kann man wegen des dichten Blätterdachs ebenfalls vergessen.«
    »Ich kann uns dorthin führen.«
    »Vielleicht. Wir werden sehen. Nun, mir macht’s nichts aus rauszufinden, was so verteufelt interessant an diesem Ort ist, und es macht mir auch nichts aus, dabei ein Auge auf
    Kates und Ihren Bruder zu haben. Wie steht’s übrigens mit Ihrem Bruder? Glauben Sie, er würde die Fundstätte plündern?«
    Jillian machte sich, was Rick betraf, schon längst nichts mehr vor. »Wahrscheinlich.«
    »Wäre er bereit, Sie dafür umzubringen?«
    Sie schnappte erschrocken nach Luft; dieser Gedanke plagte sie schon seit Tagen. Aber es war etwas anderes, ihn so laut ausgesprochen zu hören. »Ich weiß nicht. Ich hoffe nicht, aber... ich weiß nicht.«
    Er grunzte. »Nun, möglicherweise hält er Sie nicht für eine Bedrohung, weil Sie verwandt sind und er glaubt, Sie würden ihn deshalb nicht anzeigen. Kates dagegen ist ein anderes Kaliber. Ich folgte ihm heute unauffällig, nachdem ich von Natur aus misstrauisch bin. Er hat sich mit einem üblen Killer namens Ramon Dutra getroffen und ihn als Expeditionsmitglied angeheuert. So, wie ich die Sache sehe, hat Kates nicht die Absicht, Sie, mich oder Ihren Bruder lebend aus dem Dschungel wieder rauszulassen.«
    Sie konnte die Sache noch rückgängig machen. Der Gedanke hallte in ihrem Kopf. Es war noch nicht zu spät. Ohne sie gäbe es keine Expedition. Obwohl - sie hatte keine Ahnung, wie Kates reagieren würde, nachdem er schon so viel Geld in die Sache gesteckt hatte.
    Wenn sie jetzt allerdings kniff, würde sie vermutlich nie wieder eine Chance bekommen, die Anzar oder ihre Stadt aus Stein zu finden - oder das Herz der Kaiserin. Sie würde womöglich nie wieder eine Chance bekommen, die Theorien ihres Vaters zu untermauern und seinen - und ihren - Ruf zu retten. Sie wusste, dass sie den Ort finden konnte. Sie besaß die Karte und die genauen, verschlüsselten Anweisungen. Sie hatte sie auswendig gelernt. Selbst wenn Kates also die Karte finden sollte, würde er sie nicht lesen können.
    Ben Lewis hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Sie ballte die im Schoß liegenden Hände zusammen und zwang sich, ruhig zu sagen: »Und was noch?«
    Er verdrehte die Augen. »Die Männer, die ich gewöhnlich anheuere, sind ehrlich und zuverlässig. Die jedoch werden sich nicht auf eine Expedition einlassen, in der Dutra mit von der Partie ist. Ich musste also andere Leute einstellen, weniger geschickt und zuverlässig, von ehrlich ganz zu schweigen. Mit meinen Männern hätte ich mir wegen Kates und dem, was er ausheckt, wenig Sorgen machen müssen. Aber jetzt sieht die Lage anders aus. Und da Sie sich nicht auf Ihren Bruder verlassen können, gibt es nur noch uns beide gegen die anderen.

Weitere Kostenlose Bücher