Ein gefaehrlicher Liebhaber
sie. Er würde vermutlich mit seiner Verführung warten, bis sie fertig geduscht hatte.
Während sie auf die Rückkehr der anderen warteten, packte sie Seife, Shampoo und saubere Kleidung in ein Handtuch, und Ben tat pfeifend das Gleiche. »Willst du deinen Rucksack hierlassen? Du weißt, dass Kates drin rumschnüffeln wird.«
Sie grunzte, nahm ihre Pistole heraus und schob sie zu den anderen Sachen ins Bündel.
»Und die Karte?«
»Die kann er nicht lesen. Willst du sie sehen?«
»Ich wäre blöd, Nein zu sagen.«
Sie nahm ihr Notizbuch heraus und entfaltete ein dickes Pergament. Ein paar einfache Zeichnungen waren darauf zu sehen, aber nichts, das einen Hinweis auf die genaue Lage des Ziels gegeben hätte. Und die Instruktionen waren tatsächlich unleserlich.
»Und das kannst du entziffern?«, fragte er zweifelnd.
»Nein. Aber ich kann’s entschlüsseln.«
Er gluckste. »Und wo sind wir jetzt?«
Sie deutete auf einen Satz etwa in der Mitte. »Genau hier.«
»Na toll. Jetzt weiß ich alles. Du hast den Code nicht irgendwo aufgeschrieben?«
Sie schnaubte. »Hältst du mich für bescheuert?«
»Du hast ihn nicht niedergeschrieben, als du dieses Kauderwelsch übersetzt hast?«
»Vergiss nicht, ich hab alles schon lange vor unserer Abreise nach Brasilien entziffert - und auswendig gelernt; das hier habe ich nur mitgenommen, um mal nachprüfen zu können. Jedenfalls ändert sich der Code mit jedem Wort. Wenn man also den Schlüssel nicht hat, den ich ebenfalls auswendig kenne, kann man absolut nichts damit anfangen.«
»Also, ich freu mich jetzt schon auf Kates’ Visage, wenn er das sieht«, sagte Ben voller Genugtuung. »Sicher juckt’s ihn gewaltig in den Fingern, wo er weiß, dass wir beide mindestens eine halbe Stunde weg sein werden.«
»Länger«, korrigierte ihn Jillian. »Ich will gleich meine Wäsche waschen, wenn sich schon die Gelegenheit bietet.«
»Gute Idee. Kannst meine gleich mitwaschen.«
»Wasch sie dir selber.«
Er legte mit einer wahren Leidensmiene die Hand aufs Herz. »Du bist unnatürlich. Weißt du denn nicht, dass es die größte Freude einer Frau ist, solche Sachen für ihren Mann zu übernehmen?«
»Wüsste nicht, dass ich irgendwelche Ansprüche auf dich geltend gemacht hätte. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wieso eine Frau einen Mann haben wollte, der zu faul ist, seine eigene Wäsche zu waschen.«
Seine Miene wurde noch bekümmerter. »Kein Wunder, dass du nicht verheiratet bist.«
»Dito.«
»Wollte ich sowieso nie.«
»Ich auch nicht.«
Er musterte sie eine Zeit lang mit herausfordernd funkelnden Augen. Offensichtlich genoss er ihren Schlagabtausch. Dann stupste er sanft mit dem Finger an ihre Nasenspitze. »Nie verlobt? Nie eine ernste Beziehung gehabt?«
Sie überlegte einen Moment, dann zuckte sie die Schultern. »Nö. Auf dem College hat mich mal ein Junge gefragt, ob ich ihn heiraten will, aber ich war nicht interessiert.«
»Und seitdem?«
»Na ja, ich hab mich mit Männern getroffen«, sagte sie. »Aber es war nie was Ernstes.«
»Was machst du denn in deiner Freizeit?«
»Arbeiten.«
Sie musste lachen, als sie seine fassungslose Miene sah. »Arbeiten macht mir mehr Spaß als mit irgendwelchen Kerlen ausgehen«, erklärte sie. »Heiraten will ich sowieso nicht, also wozu das Ganze? Wenn ich gern mit jemandem zusammen bin, wenn ich mich in seiner Gesellschaft wohlfühle, dann ist es okay. Aber ich wäre blöd, viel Zeit in eine Beziehung zu stecken, die ohnehin zu nichts führt.«
Er sprang auf und blitzte nun zornig auf sie herab. »Dann hast du’s also mit irgendeinem Dahergelaufenen auf dem Balkon getrieben, oder wie soll ich das verstehen?«
Sie war momentan völlig baff, wusste nicht, wovon er re-dete. Dann fiel ihr die Hängematte ein, und sie prustete: »Ich hatte nie mit einem Fremden Sex auf dem Balkon.« Oder mit irgendjemandem, was das anging.
Da war wieder dieser zuckersüße Unterton in ihrer Stimme, wie Ben bemerkte. Er hatte große Lust, sie zu packen und ordentlich zu schütteln. »Na toll. Wenigstens habt ihr euch vorher bekannt gemacht.«
»Wieso regst du dich so auf? Hast du nie einen One-Night-Stand gehabt?«
»Oft, aber da war ich noch jung und dumm. Jetzt weiß ich’s besser und bin vorsichtiger geworden.«
Sie zuckte mit den Schultern, als würde sie nicht begreifen, wo das Problem lag. »Ich auch.«
Er stapfte, wütend vor sich hin brummelnd, ein paar Schritte weg. Dann fuhr er herum und trat so
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