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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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still, unermüdlich hackte sie einen Weg für die Nachkommenden frei. Er stolperte nie, war stets wachsam.
    Ben und die zwei Tukanos hatten seit dem Beginn ihrer Fußwanderung kein Gewicht verloren, da sie zuvor schon nur aus Muskeln und Sehnen bestanden hatten, der Rest der Mannschaft aber erheblich. Jillian vermutete, dass sie an die fünf Pfund verloren hatte; ihre Hose war um Hüften und Taille weiter geworden. Sehr viel mehr Gewicht würde sie wahrscheinlich nicht verlieren, da die zunehmende Muskelmasse den Fettverlust wettmachte. Ein, zwei Zentimeter würde ihre Taille wohl schon noch schlanker werden, und sie fragte sich, wie sie ihre Hose dann noch oben behalten sollte. Schon jetzt war sie am letzten Loch ihres Gürtels angekommen; sie würde sich am besten ein paar Lianen durch die Gürtelschnallen fädeln und festzurren.
    Über ihnen begann es zu donnern, und sie hörten die ersten Regentropfen aufs weit entfernte Blätterdach klatschen. Das Dach der Bäume war so dicht, dass nur wenig Regen tatsächlich den Boden erreichte; er tropfte lediglich ab und zu von den Blättern oder rann direkt an Stämmen und Lianen hinab. Sie hielten an, um den stärksten Guss abzuwarten, was sie zusätzlich unter ihren mitgebrachten Planen taten. Sie verabscheute die Stunde, die dem Regen unmittelbar folgte, denn dann war die Luftfeuchtigkeit fast unerträglich; der Dschungel dampfte geradezu unter der stechenden Sonne des Äquators.
    Das Gewitter war diesmal nur kurz, und eine halbe Stunde später quälten sie sich weiter durch die Urwaldsauna. Zu solchen Zeiten erstarb auch jegliche Unterhaltung, denn man hatte genug mit Atmen zu tun, und das zunehmend schwierige Gelände machte alles noch schlimmer.
    Erst als das Blätterdach sich merklich lichtete und die Sonne blendend hell durchschimmerte, erkannte sie, wie hoch sie inzwischen gekommen waren. Sie standen an einem Hang, zu dessen Füßen sich funkelnd ein Bach ergoss. Ein gewaltiges Gebirge türmte sich vor ihnen auf, unberührt von der Zeit und vom Menschen. Und direkt vor ihr, kleiner als die anderen, lag ein Tafelberg, ein Berg mit einem flachen Plateau. Er wirkte eher unscheinbar, friedvoll und verschlafen -und alles andere als eine Herausforderung. »Ben«, sagte sie. »Da ist er.«
    Er blieb stehen, und seine Augen glitten automatisch zuerst zu den höchsten Bergen, deren Gipfel unregelmäßig und gezackt über ihnen aufragten. Dann glitt sein Blick tiefer und heftete sich auf den vor ihnen liegenden Tafelberg. »Also dann«, sagte er. »Wir gehen noch ein Stück, dann schlagen wir unser Nachtlager auf, und du kannst austüfteln, wie’s weitergeht. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es da vorne einen kleinen Wasserfall. Wenn Pepe sein Okay gibt, können wir uns heute Abend mal alle gründlich duschen.«
    Es war ein recht bescheidener Wasserfall, nur etwa drei Meter hoch und nicht allzu üppig. Er ergoss sich auf einen Felsvorsprung, den die stete Kraft des Wassers bereits ein wenig ausgehöhlt hatte. Von da floss er in einem schmalen Bachbett bis zum Rio Negro und vermählte sich schließlich mit den mächtigen Fluten des Amazonas. Pepe und Eulogio hielten das Wasser für ungefährlich. Nur Dutra war nicht gerade begeistert von der Aussicht, eine Dusche nehmen zu müssen, schloss sich dann aber doch mürrisch der Gruppe an. Jillian blieb im Camp; es machte ihr nichts aus zu warten, wenn sie sich dann am Schluss in Ruhe und allein waschen konnte. Ben war ebenfalls zurückgeblieben. Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick.
    »Falls du auf einen flotten Quickie hoffst, muss ich dich enttäuschen.«
    »Willst du dich ausziehen, ohne dass jemand auf dich aufpasst?«, entgegnete er ruhig. »Ich stehe Wache, während du dich duschst, und du kannst das Gleiche bei mir machen. Ich wäre selbstverständlich mit den anderen gegangen, aber ich wollte dich halt nicht hier allein lassen. Doch wenn es dir nichts ausmacht, dass Dutra zuschaut...«
    »Ist ja gut, ich hab’s kapiert.« Es gefiel ihr zwar nicht, dass er mitkam, aber dass es nötig war, sah sie ein. Sie war nicht etwa zimperlich, nur einfach ein sehr privater Mensch. Sich vor Ben Lewis’ Augen ausziehen zu müssen war ihr unangenehm. Und ganz ohne Risiko war es auch nicht, wenn sie recht überlegte. Die Alternative wäre, nicht zu duschen. Doch sie konnte sich jetzt schon kaum mehr riechen. Sie würde ihm einfach den Rücken zukehren und sich beeilen. Dass er seine Aufgabe als Beschützer ernst nahm, wusste

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