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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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eigentlich diejenige sein müssen, die aus vollem Halse schrie, aber sie beherrschte sich. Unglaublich.
    Ben rollte das Seil auf so schnell er konnte, denn für Jillian und auch für Rick musste jede Sekunde wie eine Ewigkeit sein. Er freute sich allerdings selbst nicht gerade, so über dem Rand zu hängen und den Boden unter sich wegbröckeln zu fühlen. Er holte mit einer Seilschlinge aus und warf sie seitwärts auf Ricks baumelnde Beine zu. Beide Füße zu erwischen wäre ein reines Wunder gewesen, also erwartete Ben es erst gar nicht. Ein Fuß würde schon genügen. Er hatte in seinem Leben schon genügend Kälber und Rinder mit dem Lasso eingefangen, war er doch auf einer Farm in Alabama
    aufgewachsen. Und das hier war nicht viel anders, außer dass er mit dem Kopf nach unten hing.
    Die Schlinge traf Ricks hin- und herschwingenden Fuß, und Ben zog sie geschickt zusammen; er hatte genau das Fußgelenk erwischt - ein guter Wurf. »Zieht mich rauf«, brüllte er, und die Hände, die seine Stiefel gepackt hielten, begannen ihn raufzuziehen.
    Sobald er sich wieder auf festem Grund befand, sprang er auf und drückte Floriano das Seil in die Hand. »Du und Vicente, ihr haltet ihn. Aber haltet ihn verdammt fest, denn es wird einen gewaltigen Ruck geben, wenn sein ganzes Gewicht runterkracht.«
    Floriano war die Ruhe selbst. »Wir haben verstanden.«
    Eulogio hatte abseits gestanden, um nicht im Weg zu sein, doch nun sprang er herbei und ergriff ebenfalls das Seil. Der drahtige kleine Indianer war stark, deshalb machte sich Ben keinerlei Gedanken mehr um Rick. Das Problem war jetzt, Jillian wieder hochzubekommen.
    Vorsichtig kroch er so nahe zum Rand hin, wie es ging. »Rick, jetzt hör mir zu. Da ist ein Lasso um deinen Fuß, und hier oben sind drei Männer, die das Seil halten. Du wirst also nicht fallen. Wir haben dich. Hast du verstanden?«
    »Ja«, keuchte Rick.
    »Du musst Jillian jetzt loslassen. Dann fällst du zwar, aber nur ein kleines Stück.«
    Der Gedanke, Jillian loslassen zu müssen, war unvorstellbar; Rick verdrehte in wilder Panik die Augen. Jillian war sein Anker, seine einzig fühlbare, feste Verbindung zum Leben. Und wenn gar kein Seil an seinem Fuß war? Er hätte nicht sagen können, ob es stimmte, ja konnte sich in seiner Angst nicht einmal dazu bringen, den Hals zu recken, um nachzusehen. Er konnte überhaupt nicht denken. Das Einzige, was er sah, waren Jillians kalkweißes, schmerzverzerrtes Gesicht und die nackte Verzweiflung in ihren Augen, ein Abbild der seinen.
    »Nein, ich kann nicht«, jaulte er.
    »Du musst. Sonst können wir dich nicht hochziehen.«
    »Ich kann nicht!«
    In Ben brodelte die Wut wie in einem Vulkan. Jillian war verletzt, litt große Schmerzen, und er konnte nichts tun, solange dieser Bastard sie nicht losließ. »Lass los, du Scheißkerl«, stieß er mit gutturaler Stimme hervor, »oder ich schmeiß dir ’nen Stein an den Kopf, wenn’s sein muss.«
    »Rick.« Das war Jillians Stimme, fast unhörbar. »Du kannst jetzt loslassen. Ich seh das Seil an deinem Fuß. Sie haben dich. Es ist okay.«
    Rick starrte eine quälend lange Sekunde zu ihr auf, dann ließ er los.
    Die Männer, die Jillian festhielten, fielen daraufhin jählings zurück, doch Gott sei Dank hatte Jorge Jillians Hosenbund nicht losgelassen, und sein Schwung beim Zurückkippen katapultierte sie gleichzeitig ein ganzes Stück mit hoch. Die drei Männer, die Rick hielten, stemmten sich mit aller Macht gegen den plötzlichen, brutalen Ruck am Seil. Rick brüllte schon wieder wie am Spieß.
    »Raufziehen!«, röhrte Ben, aber seine Aufmerksamkeit galt bereits Jillian und der Aufgabe, sie ganz hinauf und in die relative Sicherheit der Felswand zu ziehen.
    Anschließend drehte er sie so behutsam wie möglich auf den Rücken. Ihr Gesicht, selbst ihre Lippen waren aschfahl. Sie schrie nicht, aber jeder Atemzug war ein heiseres Ächzen.
    »Sag, wo tut’s am meisten weh, Kleines?« Ben begann ihre
    Gelenke abzutasten, angefangen mit ihrer rechten Hand und dann den Arm hinauf. Eine tiefe Zärtlichkeit lag in seiner Stimme.
    »Linke... Schulter«, keuchte sie. Der kalte Schweiß stand ihr auf der Stirn. »Ist... ausgekugelt... glaub ich.«
    Es stimmte, und kein Wunder, denn Ricks gesamtes schweres Gewicht hatte an ihren Gelenken gehangen. Er untersuchte sie so behutsam wie möglich, dennoch schrie sie nun bei jeder Berührung auf. Er war so sehr auf sie konzentriert, dass er kaum wahrnahm, wie die ächzenden Männer

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