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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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seinem Feuerzeug. Nass und glitschig, wie es war, fiel es ihm aus der Hand und rutschte an den Rand des Pfades. Instinktiv trat er einen Schritt vor, um es aufzuheben.
    Alles geschah blitzschnell.
    »Weg vom Rand!«, brüllte Ben.
    Es gab ein flutschendes, nasses Geräusch, und Martim blieb nur noch Zeit für einen erstickten Schrei, als auch schon der Boden unter ihm nachgab und er in der Tiefe verschwand. Es kam ihnen vor, als würden sie seinen Schrei noch sehr lange hören, bevor er abrupt endete.
    »Shit!« Ben reagierte sofort. Er rollte etwas von dem Seil auf, das er über der Schulter trug. »Zurück!«, brüllte er. »Weg vom Rand! Alle! Der Regen hat ihn aufgeweicht.« Gehorsam drückten sich alle abermals gegen die Felswand. Der Schock stand jedem Einzelnen ins Gesicht geschrieben.
    Es gab nichts, woran er das Seil hätte festbinden können, also band er es unter seinen Armen zusammen und warf das lose Ende Pepe zu. »Lass mich ja nicht fallen«, warnte er, dann legte er sich auf den Bauch und robbte behutsam zum Rand.
    Jillian, der das Herz bis zum Hals klopfte, wollte ihm schon nach, hielt sich aber im letzten Moment zurück. Ihr
    zusätzliches Gewicht würde ihn nur in noch größere Gefahr bringen. Also machte sie sich lieber bereit, Pepe sofort beizuspringen, falls der Boden auch unter Ben nachgeben sollte.
    Vorsichtig spähte Ben über die Kante. »Martim!«
    Keine Antwort. Er rief noch einmal, dann noch einmal. Nichts. Er reckte den Hals zu ihnen herum. »Feldstecher.«
    Rasch fand Jorge ihn und schubste ihn über den nassen Boden zu Ben hinüber, wobei er darauf achtete, sich nicht zu weit vorzubeugen.
    Ben legte das Fernglas an die Augen, stellte es scharf und spähte in die Tiefe. Eine Minute lang blieb er stumm, dann schlidderte er den Feldstecher zu Jorge zurück und robbte vom Rand weg.
    »Sherwood, du übernimmst Martims Platz an der Trage«, befahl er mit rauer Stimme, und Rick war geschockt genug, um widerspruchslos zu folgen.
    Jillian war weiß wie die Wand. Sie hatte zufällig gerade zu Martim hingesehen, als er abstürzte. Den Ausdruck von blankem Entsetzen und absoluter Hilflosigkeit auf seinem Gesicht würde sie nie vergessen. Er hatte gewusst, dass das sein Ende war, und sie hatte nichts tun können. Ihr Vater war auch bei einem Absturz in den Bergen umgekommen. In diesen Bergen. Vielleicht sogar auf genau diesem Pfad? Hatte er auch so ausgesehen? So entsetzt, so hilflos in der sicheren Erwartung des Todes?
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie mit fast tonloser Stimme.
    Ben warf ihr einen scharfen Blick zu. »Weitergehen. Wir müssen schleunigst hier runter.«
    »Aber... aber wir müssen zu ihm runterklettern. Eventuell ist er gar nicht tot.« Sie hatte das Gefühl, ihm zumin-dest einen Versuch schuldig zu sein, auch wenn ihr die Logik sagte, dass er den Absturz unmöglich hatte überleben können. »Und wenn... wenn er tot ist, dann müssen wir ihn begraben.«
    »Wir kommen nicht zu ihm hin«, entgegnete Ben und kroch näher zu ihr. Ihr Gesichtsausdruck gefiel ihm gar nicht. Sie schien unter Schock zu stehen.
    »Aber wir müssen. Womöglich ist er ja bloß verletzt...«
    »Nein. Er ist tot.«
    »Aber das weißt du doch gar nicht. Vielleicht atmet er ja noch. Mit dem Feldstecher...«
    »Jillian.« Er nahm sie in die Arme und zog sie fest an seine schlammgetränkte Hemdbrust. Sanft streichelte er ihr über das nasse Haar. »Er ist tot. Ich schwöre es dir.« Martims Schädel war beim Aufprall auf den Felsen aufgeplatzt wie eine reife Melone. Es gab nichts, was sie für ihn hätten tun können, und er wollte Jillian den Anblick ersparen.
    »Dann müssen wir wenigstens seine Leiche bergen.«
    »Unmöglich. Der Felspfad würde nicht halten, selbst wenn wir die dazu nötige Ausrüstung mithätten. Es bräuchte schon ein paar Bergspezialisten, um ihn von dort raufzuholen.«
    Sie schwieg ein paar Sekunden lang, aber er spürte, wie sie zitterte, und zog sie noch fester an sich. »Kommen wir später noch mal zurück, um ihn zu bergen?«, fragte sie schließlich mit dünner Stimme.
    In diesem Fall musste er ihr die Wahrheit sagen. »Dann wird nichts mehr von ihm übrig sein.« Der Dschungel machte kurzen Prozess mit seinen Opfern.
    »Ich verstehe.« Sie straffte die Schultern und befreite sich aus seinen Armen. Ja, sie verstand. Wenn sie nicht so geschockt und entsetzt gewesen wäre, hätte sie auch keine so dummen Fragen gestellt. Es gab nichts, was sie noch für Martim tun konnten. Alles,

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