Ein gefährliches Geschenk
würde eher Jack verfolgen, sodass Willy ungehindert zu Laine gelangen und die Figur dort in Sicherheit bringen konnte.
Aber dieser hinterhältige Bastard Crew hatte Willy verfolgt. Den nervösen alten Willy, der nur seine Ruhe haben wollte und sich für den Rest seiner Tage an irgendeinen hübschen Strand zurückziehen, Aquarelle malen und Vögel beobachten wollte.
Er hätte ihn niemals allein lassen sollen, ihn niemals allein losschicken sollen. Jetzt war sein ältester Freund tot. Jetzt konnte er mit niemandem mehr über die alten Tage reden.
Es gab niemanden mehr, der wusste, was er dachte, noch bevor er die Worte ausgesprochen hatte. Niemand, der seine Witze verstand.
Er hatte seine Frau und seine Tochter verloren. So etwas passierte eben. Er konnte Marilyn keinen Vorwurf daraus machen, dass sie gegangen war und Lainie mitgenommen hatte. Sie hatte ihn weiß Gott oft genug gebeten, es mal mit einem anständigen Leben zu versuchen. Und er hatte es ihr genauso oft versprochen. Und keines dieser Versprechen hatte er gehalten.
Man kann nicht gegen seine Natur ankämpfen, war Jacks Überzeugung. Und es lag in seiner Natur zu spielen. Was sollte er denn machen? Wenn Gott gewollt hätte, dass er nicht spielte, hätte er nicht so viele Möglichkeiten geschaffen.
Er wusste, dass es eine Schwäche war, aber Gott hatte ihn halt so geschaffen. Warum sollte er sich dagegen wehren? Menschen, die sich mit Gott anlegten, waren Blödmänner.
Und Kate O’Haras Sohn Jack war mit Sicherheit keiner.
In seinem Leben hatte er drei Menschen wirklich geliebt. Marilyn, seine Lainie und Willy Young. Marilyn und Lainie hatte er gehen lassen, weil man nicht halten kann, was nicht bei einem bleiben will. Aber Willy war geblieben.
Solange Willy bei ihm war, hatte er Familie gehabt.
Nichts brachte ihn je wieder zurück. Aber eines Tages, wenn alles wieder gut war, würde er an irgendeinem schönen Strand stehen und sein Glas auf den Mann erheben, der sein bester Freund war.
In der Zwischenzeit jedoch hatte er zu tun und musste darüber nachdenken, wie er diesen kaltblütigen Killer austricksen konnte.
Willy war bei Laine gewesen, und er hatte den Hund bestimmt bei sich gehabt - warum hätte er sonst zu ihr gehen sollen? Natürlich war es möglich, dass er ihn versteckt hatte.
Jeder vernünftige Mann hätte ihn in einem Schließfach deponiert, bis er sich seiner Sache sicher gewesen wäre.
Aber das war nicht Willys Stil. So wie Jack Willy kannte - und niemand kannte ihn besser -, hätte er darauf wetten können, dass Willy die kleine Figur bei sich hatte, als er ins Laines Laden marschiert war.
Und als er herausgekommen war, hatte er sie nicht mehr bei sich gehabt.
Damit blieben zwei Möglichkeiten. Entweder hatte Willy den Hund im Laden versteckt, ohne es Laine zu sagen. Oder Daddys kleines Mädchen sagte nicht die Wahrheit.
Das musste er herausfinden.
Zuerst einmal würde er sich in dem kleinen Unternehmen seiner geliebten Tochter umschauen.
Laine zeichnete etwas auf Millimeterpapier, als Max in ihr Arbeitszimmer trat. Vor ihr lagen zahlreiche winzige, ausgeschnittene Teilchen, die er nach kurzer Musterung als Papiermöbel erkannte.
»Ist das so etwas wie die Erwachsenen-Version eines Puppenhauses?«
»Ja, so in etwa. Es ist mein Haus, jedes einzelne Zimmer. Ich muss einige meiner Möbel ersetzen. Deshalb habe ich maßstabsgetreue Modelle der Sachen gemacht, die ich auf Lager habe. Und jetzt probiere ich aus, wie sie passen und wie ich sie aufstellen könnte, wenn ich sie hierher hole.«
Er starrte sie fasziniert an. »Ich frage mich, wie sich jemand, der sich über ein Sofa so sehr den Kopf zerbricht, Hals über Kopf mit mir einlassen konnte.«
»Wer sagt denn, dass ich nicht auch ein maßstabsgetreues Modell von dir angefertigt und es in verschiedenen Szenarios ausprobiert habe?«
»Huh.«
»Außerdem liebe ich das Sofa nicht. Ich finde es schön, und es gefällt mir, aber ich bin auch jederzeit bereit, mich davon zu trennen, wenn es einen Grund dafür gibt.«
»Das hast du dir eben erst ausgedacht, aber es gefällt mir.« Er lehnte sich an die Schreibtischkante. »Sieht so aus, als hätte ich Crews Ex-Frau und sein Kind aufgespürt.
Anscheinend leben sie in Ohio, in einem Vorort von Columbus.«
»Glaubst du, sie weiß etwas?«
»Ich kann nur spekulieren, dass Crew Interesse an seinem Sohn hat. Welcher Mann würde seinen Nachwuchs, vor allem, wenn es ein Junge ist, nicht als Besitz ansehen? Mit der Ehefrau ist
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