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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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“Indes nehme ich an, mein Großvater fasste diesen Entschluss bereits, als wir noch Kinder waren.”
    “Mochtest du Mr. Cavanagh damals besser leiden?”
    Darüber dachte Abigail eine Zeit lang nach. “Ich glaube schon – ich ärgerte mich allerdings, dass der Colonel mir weniger Aufmerksamkeit schenkte, wann immer Barton uns besuchte. Natürlich hatte ich wegen des Altersunterschiedes von sieben Jahren nicht viel mit dem Jungen gemein. Daher kannst du dir sicher vorstellen, dass der Wunsch meines Großvaters, seinen Patensohn zu ehelichen, mich schockierte.”
    “Oh ja”, murmelte Lady Penrose. Mit schmalen Augen starrte sie vor sich hin. Der Altersunterschied war sicher nicht der Grund, warum das Mädchen Mr. Cavanaghs Antrag abgelehnt hat, dachte sie. Ausnahmsweise zügelte sie ihre Neugier und bemerkte lediglich: “Wie auch immer, dies alles gehört der Vergangenheit an. Nun sollten wir uns mit deiner Zukunft befassen.”
    “Sehr gern”, stimmte Abbie bereitwillig zu und verdrängte die Schatten unangenehmer Erinnerungen. “Vielleicht würdest du mir zur Stellung einer Gouvernante oder Gesellschafterin verhelfen. Bis ich an meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag über das Erbe verfügen kann, das mir meine Mutter hinterließ, möchte ich meinen Lebensunterhalt selbst verdienen.”
    In sprachloser Verblüffung beobachtete Lady Penrose, wie ihre Patentochter zum Tisch zurückkehrte. Sie brauchte eine ganze Weile, um sich von ihrem Schrecken zu erholen. “Hast du den Verstand verloren, Kindchen? Ich verstehe, warum du nicht mehr bei deinem Großvater leben willst. Doch die Lösung deines Problems ist ganz einfach – du bleibst bei mir.”
    “Oh … ich …”, begann Abbie.
    “Keine Widerrede!”, fiel Lady Penrose ihr ins Wort und verriet eine Entschiedenheit, die ihre übliche sanfte, fast träge Haltung Lügen strafte. “Diese wundervolle Gelegenheit, mein Versäumnis wiedergutzumachen, darfst du mir nicht nehmen. In all den Jahren habe ich dich sträflich vernachlässigt. Dafür schäme ich mich, und ich werde … Nein, nein!”, betonte sie, als Abbie erneut protestieren wollte. “Mein Entschluss steht fest. Unter meinen Fittichen wirst du zur elegantesten, schönsten und beliebtesten jungen Dame von Bath avancieren. Oh, wie ich mich darauf freue!”
    Obwohl Abbie ihrer Verwandlung in eine Modepuppe eher skeptisch entgegenblickte, nahm sie den Enthusiasmus ihrer Patentante schicksalsergeben hin. Fügsam folgte sie ihr am späteren Vormittag in den vornehmsten Schneidersalon der Stadt.
    Madame Dupont, eigentlich Molly Blunt, hatte ihr Geschäft in Bath eröffnet, weil sie hier keine so erbarmungslose Konkurrenz fürchten musste wie in London. Mit dieser Entscheidung behielt sie recht, denn sie hatte schon nach kurzer Zeit einen ausgezeichneten Ruf erworben.
    Lady Penrose war eine ihrer ersten Kundinnen gewesen und ihr seither treu geblieben. Und darum stellte Madame nur zu gern andere Aufträge zurück, um die Wünsche einer so hoch geschätzten Aristokratin zu erfüllen. Sie tat es umso bereitwilliger, nachdem sie die perfekte Figur der hübschen jungen Frau gemustert hatte, die sie stilvoll ausstatten sollte … Sie ging sogar so weit, ihr ein Ausgeh-Ensemble anzubieten, das sie für eine andere Kundin angefertigt hatte. Bedauerlicherweise versäumte es diese Dame immer wieder, ihre Rechnungen pünktlich zu begleichen.
    Während Madames Assistentinnen kleinere Änderungen an dem Kleid vornahmen, damit die Kundin es gleich anziehen konnte, studierten Abbie und ihre Patentante ein paar Modezeichnungen, wählten Stoffe aus und bestellten mehrere Modelle. Dann verließen sie den Laden.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben war Abbie nach der neuesten Mode gekleidet.
    “Auf Mollys Geschmack kann man sich stets verlassen”, bemerkte Lady Penrose, nachdem sie den Kutscher zum Upper Camden Place zurückgeschickt hatte, weil sie zu Fuß zur Trinkhalle gehen wollte. “Wie gut dir diese Kreation steht! Und die Farbe – genau richtig für dich!”
    Auch Abigail freute sich über ihre Neuerwerbung, obwohl sie niemals großen Wert auf ihre Garderobe gelegt hatte. Allerdings konnte sie sich einen Kommentar über den enormen Preis nicht verkneifen.
    “Mach dir über die Ausgaben keine Gedanken, Kindchen”, beruhigte Lady Penrose sie. “Ich jedenfalls tue es nicht. Außerdem werde ich die Rechnungen ohnehin an deinen Großvater schicken. Leider bleibt mir die Genugtuung versagt, sein Gesicht zu sehen, wenn er

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