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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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seine Einstellung zu dieser Heirat geändert, und du machst dir überflüssige Sorgen.”
    Abigails unwillkürliches Gelächter lenkte die Blicke mehrerer Gäste in ihre Richtung. “Oh nein, Tante Henrietta, ich glaube kaum, dass er so empfindsam ist. Lediglich seinem Patenonkel zuliebe hätte er mich zur Frau genommen.”
    Daran schien Ihre Ladyschaft zu zweifeln. “Nun, vielleicht hast du recht. Andererseits erweckt er nicht den Anschein, er würde sich zu Entschlüssen drängen lassen, die er missbilligt. Übrigens, wer sind die Frauen in seiner Begleitung?”
    Das hatte sich Abbie auch schon gefragt. “Heute Abend sehe ich sie zum ersten Mal, also bin ich mir nicht ganz sicher. Da das Mädchen ihm gleicht, könnte es seine Halbschwester sein. Und die ältere Dame ist vermutlich seine Stiefmutter.”
    “Falls das stimmt, kam er wohl lediglich als Eskorte der beiden hierher und keineswegs, um dich aufzuspüren. Außerdem ist der Gentleman, mit dem er sich gerade unterhält, Agnes Fergussons Sohn. Giles diente ebenfalls in der Armee und wurde bei Waterloo verwundet. Seither hinkt der arme Junge. Offensichtlich sind die zwei Männer befreundet, also ist anzunehmen, dass Mr. Cavanagh von Giles zu dieser Gesellschaft eingeladen wurde.”
    Ehe Abigail diese einleuchtende Erklärung kommentieren konnte, begann die Kapelle zu spielen.
    Einige Augenblicke später erschien ein junger Mann und bat sie um den ersten Tanz des Abends. Sie wollte höflich ablehnen, doch da flüsterte die Patentante ihr zu, dies sei ein Sohn einer ihrer besten Freundinnen. Da Abbie niemanden beleidigen mochte, besann sie sich eines Besseren und stand auf – trotz der Gefahr, ins Blickfeld eines gewissen hochgewachsenen Gentleman zu geraten.
    Wie sich herausstellte, war diese Befürchtung nur allzu begründet. Die Schrittfolgen führten Abigail und ihren Partner an der Ecke vorbei, wo Barton Cavanagh und seine Begleiterinnen immer noch mit Giles Fergusson plauderten. Sofort fühlte Abigail, dass sie interessiert beobachtet wurde. Sie konzentrierte sich auf die Musik, bis ihre Neugier über die Vernunft siegte. Als sie den Kopf zur Seite wandte, schaute sie direkt in Bartons ausdrucksvolle dunkle Augen, die sein attraktives, markantes Gesicht beherrschten.
    Von einer mutwilligen Regung getrieben, begrüßte sie ihn, indem sie ihm kaum merklich zunickte. Erst jetzt schien er sie zu erkennen. Sichtlich verwirrt hob er die Brauen, womit er bekundete, dass er nicht erwartet hatte, sie hier in Bath anzutreffen.
    Nach dem Tanz geleitete ihr Partner sie zu Lady Penrose, und Abbie war nicht sonderlich überrascht, als Barton zielstrebig auf sie zukam und vor ihr stehen blieb. “Welch eine erstaunliche Begegnung, Miss Graham …”
    “Ja, wie ich zugeben muss – Ihre Ankunft in diesem Salon hat mich ebenfalls überrascht, Mr. Cavanagh”, erwiderte sie. Dann machte sie ihn mit ihrer Patentante bekannt, die sich, sofern ihre funkelnden Augen diese Deutung gestatteten, köstlich über die eklatante Untertreibung amüsierte.
    Inständig wünschte Abigail, sie könne die Situation ebenso komisch finden. Doch es war ihr in tiefster Seele zuwider, mit einem Mann reden zu müssen, den sie seit über einem Jahrzehnt verachtete, und sie hoffte, das würde er ihr nicht anmerken.
    “Vor zwei Wochen erst schrieb mir der Colonel, ohne jedoch Ihren Aufenthalt in Bath zu erwähnen, Abbie.” Als er sie derart freimütig mit ihrem Vornamen ansprach, zuckte sie leicht zusammen, was ihm offenbar nicht entging, denn seine Augen verengten sich.
    “Da Sie gerade davon sprechen, Mr. Cavanagh”, erwiderte sie kühl, “auch mir verriet er nicht, dass ich Sie hier wiedersehen könnte.”
    “Tatsächlich nicht? Wie seltsam … Ich teilte ihm nämlich mit, es sei mir unmöglich, ihn in Schottland zu treffen, da ich meine Schwester und meine Mutter dieses Frühjahr nach Bath begleiten wolle.” Eine Zeit lang musterte er Abigail schweigend, mit einem durchdringenden Blick, der ihre Gedanken zu erforschen schien. “Darf ich Sie mit den Damen bekannt machen, Miss Graham? Die beiden würden Sie gern kennenlernen, nachdem ich so oft von Ihnen gesprochen habe.”
    Diese Bitte durfte sie ihm nicht abschlagen. Es wäre zu unfreundlich gewesen. Und sie musste ihren Entschluss nicht bereuen, denn Kitty Cavanagh erwies sich als ein liebenswertes, lebhaftes Mädchen. Abbie fand die unbefangene Art der jungen Dame erfrischend, einige ihrer Bemerkungen allerdings etwas

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