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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Unternehmungen zu begleiten. Bartons Vetter mochte seine Fehler haben. Aber er war gewiss kein Mitgiftjäger.
    Nachdem er den Grund ihres Aufenthalts in Cavanagh Court erfahren hatte, verdrehte er die Augen. “Also lässt sich Seine Hoheit porträtieren”, spottete er. “Obwohl mein Vetter das Gegenteil behauptet, scheint er sich allmählich auf den Tag vorzubereiten, an dem er die Position des Familienoberhaupts übernehmen wird.”
    Sichtlich verwirrt wechselte Lord Warren einen Blick mit seiner Gemahlin. Auch sein Sohn und Kitty sahen einander verwundert an.
    Um Barton zu verteidigen, ergriff Abbie das Wort. “Falls Sie diesbezügliche Zweifel an Ihrem Vetter hegen, Mr. Cavanagh – ich darf Ihnen versichern, seine Beweggründe sind durch und durch selbstloser Natur.”
    Mit ihrer Erklärung überraschte sie ihre Zuhörer noch mehr, Cedric eingeschlossen. Doch sie hielt sich nicht mit näheren Erläuterungen auf und fragte ihn, ob er lange genug bleiben würde, um Mrs. Cavanaghs Geburtstagsparty zu besuchen.
    “Ja, ich denke schon”, erwiderte er und fügte mit einem hochnäsigen Grinsen hinzu: “Natürlich gehören Festivitäten auf dem Lande nicht zu meinen bevorzugten Amüsements. Indes bin ich neugierig, wie Barton seine Nachbarn zu unterhalten plant.”
    Da stand Abbies Entschluss fest. Oh ja, sie wollte ihr Bestes tun, damit Eugenies Geburtstagsfeier ein denkwürdiges Ereignis wurde – und nicht die nervtötend langweilige Zusammenkunft, mit der Cedric offensichtlich rechnete.
    Auf dem Rückweg nach Cavanagh Court kündigte Abbie an, sie wolle einen Brief an ihre Patentante schreiben. “Vielleicht kann sie etwas früher kommen und Ihre Mutter ein wenig ablenken. Sonst wird Mrs. Cavanagh womöglich etwas von unseren Vorbereitungen bemerken, und vielleicht sollten wir auch Giles Fergusson zu der Party hinzubitten.”
    “Was für eine großartige Idee!”, jubelte Kitty. “Er hat uns schon öfter besucht. Oh ja, ich werde Barton sofort bitten, ihn einzuladen.”
    Die Freude des Mädchens überraschte Abigail nicht. In Bath hatte sie oft genug beobachtet, wie gut sich Kitty und Giles verstanden. Und jetzt glaubte sie, den ungewöhnlichen Glanz in den dunklen Augen ihrer jungen Freundin richtig zu deuten.
    “Sie mögen Giles, nicht wahr, Kitty?”
    “Von Anfang an”, bestätigte die junge Dame freimütig. “Bereits als kleines Mädchen fand ich ihn sehr nett, trotz des Altersunterschieds. Ich ziehe die Gesellschaft älterer Gentlemen vor, sie sind nicht so hohlköpfig wie die meisten jüngeren. Und ich unterhalte mich gern mit Giles. Unsere Gespräche sind stets interessant. Was ich ihm besonders hoch anrechne – er behandelt mich nicht wie ein kleines Kind, so wie Barton. Allerdings hat sich mein Bruder in letzter Zeit gebessert.” Kitty warf Abbie einen kurzen Seitenblick zu. “Er ist nicht mehr so streng. Das ist sicher Ihrem wundervollen Einfluss zu verdanken.”
    Ob das stimmte, wusste Abbie nicht. Jedenfalls bezweifelte sie, dass sie eine beschwichtigende Wirkung auf den Mann würde ausüben können, den sie mit dem Rücken zu ihnen im Stallhof stehen sah und der ungeduldig mit seiner Reitgerte gegen seine Stiefel schlug.
    Sobald Barton die Hufschläge auf dem Kopfsteinpflaster hörte, drehte er sich zornentbrannt um.
    “Wo, zum Teufel, habt ihr zwei euch herumgetrieben?”, schrie er, ohne den jüngsten Pferdeknecht zu beachten, der ihn entgeistert anstarrte.

9. KAPITEL
    I m Gegensatz zu Kitty, die der Wutanfall ihres Bruders völlig einzuschüchtern schien, verspürte Abbie nur helle Empörung. Nachdem sie den Großteil ihres bisherigen Lebens mit ihrem schroffen Großvater verbracht hatte, war sie an schlecht gelaunte Gentlemen gewöhnt. Aber der Colonel hatte sie niemals im Beisein seines Personals gemaßregelt.
    Aus den Augenwinkeln sah sie Dodd, der Samson gerade aus dem Stall führte, höhnisch grinsen. Offenbar hatte er die Donnerstimme seines Herrn gehört. Nun hoffte er wahrscheinlich, dass die Dame, die seine Dienste verschmäht hatte, eine saftige Lektion erteilt bekäme.
    Doch sie würde Barton in aller Entschiedenheit klarmachen, dass er sich in der Öffentlichkeit nicht so unmöglich benehmen durfte. Ruhig lenkte sie ihre Stute zu dem Holzblock, der als Hilfe beim Auf- und Absteigen benutzt wurde, und glitt aus dem Sattel. Dann wandte sie sich zu ihrer Freundin. “Wenn Sie sich beeilen, werden Sie vor dem Dinner noch Zeit finden, um die neuen Namen auf unsere Gästeliste

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