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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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daß sie das können, deshalb werden sie uns stets sowohl unterlegen als auch überlegen sein. Es ist alle nur die Summe von etwas, ein geflüstertes Stück eines Zahlenspiels, verloren in den leeren Schneestürmen eines weißen Rauschens, das durch das Universum heult, eine flüchtige Oase in einer unendlichen Wüste, eine abwegige Laune im Laufe der Entwicklung, bei der wir uns selbst übertroffen haben, und sie sind lediglich die Überbleibsel.
    Im Innern eines Raumanzugs verrückt zu werden, wahrlich!
    Ich glaube, ich bin längst an der Stelle vorbeigekommen, wo die Basis einmal war, aber es war nichts mehr da. Ich marschiere immer noch weiter. Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt wüßte, wie ich anhalten könnte.
    Ich bin ein Satellit; auch sie bleiben nur deshalb oben, weil sie stets nach vorn stürzen.
    Der Anzug um mich herum ist tot, verbrannt und verkohlt und geschwärzt und leblos. Ich weiß nicht, wieso ich träumte, er sei lebendig. Allein bei dem Gedanken schüttelt mich hier drin ein Zittern.
     
    Der bewaffnete Flugkörper einer Wachdrohne entdeckte die Gestalt, deren Silhouette sich in etwa fünf Kilometern Entfernung auf einem flachen Hügelkamm gegen den Himmel abhob. Eine kleine Rakete nahm sich behutsam des Objekts an, ohne sich von ihrem Felsspalt wegzubewegen. Sie nahm mit den Augen auf ihrem Außenbord-Monofilamentschweif trigonometrisch Maß und erhob sich dann langsam aus ihrem Versteck, bis sie auf Sichthöhe war mit einer Erkundungsrakete, die auf einer Klippe zehn Meter weiter hinten plaziert war. Sie blitzte ein kurzes Signal hinüber und empfing gleich darauf über die Relaisstation eine Antwort von ihrer weit entfernten Drohne.
    Die Drohne war innerhalb weniger Minuten da und drehte einen großen Bogen um die verdächtige Gestalt. In der Bewegung schüttelte sie weitere Raketen frei und ordnete sie in einem Kreis um das potentielle Ziel an.
    Was war zu tun? Die Drohne mußte selbst entscheiden. Die Basis sendete nicht mehr, solang das Ding, was immer es war, das das letzte ankommende Modul getroffen hatte, sich noch in der Gegend aufhielt. Die Wartezeit zog sich ziemlich lange hin, aber bis jetzt hatten sie überlebt, und die schweren Waffen müßten eigentlich in Kürze eintreffen.
    Die Drohne beobachtete die Gestalt, die über das Geröll unterhalb des Hügelkamms stolperte und schlitterte und einen dunstigen Schweif aus Staub hinter sich herzog. Sie kam unten an und marschierte durch das breite Kiesbecken, offensichtlich gleichgültig gegenüber all der Aufmerksamkeit, die sie erregte.
    Die Drohne schickte einen Flugkörper näher zu dem Objekt hin. Der Flugkörper schwebte von hinten heran und zeigte auf dem Monitor eine schwache elektromagnetische Ausstrahlungen an; er bemühte sich um eine Kommunikation, erhielt doch keine Antwort. Dann flitzte er um die Gestalt herum nach vorn und übermittelte seiner Drohne per Laser den Anblick, der sich ihm von der verkohlten Vorderseite des Anzugs bot.
    Die Gestalt blieb stehen, stand reglos da. Sie hob eine Hand, als ob sie dem kleinen Flugkörper winken wollte, der ein paar Meter vor ihr in der Schwebe verharrte. Die Drohne kam in großer Höhe näher und tastete das Objekt per Scanner ab. Schließlich, als das Ergebnis zufriedenstellend ausfiel, stürzte sie vom Himmel herab und hielt einen Meter vor der Gestalt inne, die auf die schwarze Verwüstung auf seiner Brust zeigte, wo einmal seine Kommunikationseinheit gewesen war. Dann deutete sie auf die Seite ihres Helms und tippte gegen das Visier. Die Drohne neigte sich einmal nach vorn, was einem Nicken gleichkam, dann schwebte sie näher heran und drückte sanft gegen das Visier des Helms, um durch Vibration die Sprache nach innen zu vermitteln.
    »Wir wissen, wer du bist. Was ist passiert?«
    »Er lebte noch, als wir hier unten landeten, aber ich hatte keine medizinischen Einrichtungen mehr. Die Abtrennung verursachte ein kleines Leck im Sauerstoffsystem, und schließlich versagte der Recycler. Ich konnte nichts mehr tun.«
    »Hast du die ganze Strecke aus eigener Kraft zurückgelegt?«
    »Etwa vom Äquator ab.«
    »Wann ist er gestorben?«
    »Vor vierunddreißig Tagen.«
    »Warum hast du den Leichnam nicht zurückgelassen? Dann wärst du doch schneller vorangekommen.«
    Der Anzug machte eine Bewegung, die als Achselzucken aufgefaßt werden konnte. »Nenn es Gefühlsduselei.«
    »Klettre an Bord. Ich bringe dich zu einem Einstieg.«
    »Danke.«
    Die Drohne sank auf Taillenhöhe

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